Hoch spezialisiert: Die Efeu-Seidenbiene sammelt Pollen für ihren Nachwuchs nahezu ausschließlich an Efeu, Nektar für die Eigenversorgung auch an anderen Pflanzenarten. - Foto: Helge May
Herbstlicher Lebensspender
Blühenden Efeu nicht beschneiden
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Ihre Nisthöhlen baut die Efeu-Seidenbiene in Sandböden und Lößwände – Foto: Helge May
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Der Admiral ist ein typischer Efeublütenbesucher. - Foto: Helge May
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Auch Distelfalter tanken vor dem Abflug nach Süden noch einmal am Efeu auf. - Foto: Helge May
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Honigbiene auf einem ihrer letzten herbstlichen Flüge. - Foto: Helge May
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Faltenwespen und Solitärwespen sind an Efeu besonders häufig. - Foto: Helge May
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Feuerwanzen findet man vor allem an Linden und Malven, im Herbst darfs auch Efeu sein. - Foto: Helge May
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Totenkopfschwebfliege (= Gemeine Doldenschwebfliege) an Efeublüte - Foto: Helge May
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Ameisen an Efeublüten - Foto: Helge May
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Asiatischer Marienkäfer (Harlekin) an Efeublüte - Foto: Helge May
Düsternis und Tod. Efeu hat nicht gerade den Ruf einer besonders „aufheiternden“ Pflanze, gedeiht er mit seinen dichten dunkelgrünen Blättern doch vor allem an schattigen Mauern und wuchert über Gräbern. Zur Zeit der alten Ägypter, Griechen und Römer dagegen war bei Efeu Party angesagt. Ob Osiris, Dionysos oder Bacchus – im Altertum galt Efeu durchweg als Symbol der fröhlich feiernden Götter und ihrer Gelage. Ebenso oft wie mit Weinlaub stellte man sie deshalb mit Efeu bekränzt dar.
Ewige Treue
Nun kann man aus den für den Menschen giftigen Efeufrüchten gewiss keine berauschenden Getränke brauen. Doch schon früh entdeckte man die medizinische Wirkung des Efeus, vor allem als Hustenlöser war er beliebt und wird er noch heute benutzt. Wie man seit kurzem weiß – Forscher der Uni Bonn fanden es heraus – wirkt das im aus Blättern gewonnenen Efeu-Extrakt enthaltene Alpha-Hederin auf unser Nervensytem. Dabei werden die Atemwege angeregt, schleimlösende Stoffe zu produzieren, und gleichzeitig kommt es zu einer Erweiterung der Bronchien.
Die Verbindung Grabbewuchs und Todessymbol beruht auf einem modernen Missverständnis. Vielmehr wurde Efeu ursprünglich wegen seiner immergrünen Blätter als Symbol des ewigen Lebens und der den Tod überwindenden ewigen Treue angepflanzt. In der Sage von Tristan und Isolde sollen sich die unglücklich Liebenden im Tod schließlich in Form zweier zusammenwachsender Efeupflanzen vereint haben.
Auch eine Umfrage unter Bienen, Wespen und Schmetterlingen würde dem Efeu sicher allerbeste Beliebtheitswerte bringen. Blüht die Kletterpflanze doch erst, wenn sonst nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung stehen; meist ab Ende August und dann bis in den November oder sogar Dezember hinein. Die in einer Halbkugel angeordneten, unscheinbar gelbgrünen Blüten sind völlig offen, so dass Besucher aller Art einen offen gedeckten Tisch vorfinden. Praktisch alles, was sechs Beine hat, kommt im Herbst hier vorbei, von Ameisen über Fliegen, Schwebfliegen aller Art, Wespen, Bienen und Falter. Selbst Marienkäfer weichen nun mangels Blattläusen gerne auf energiereichen Blütennektar um.
Letztes Gnadenbrot
Unter den Schmetterlingen fallen vor allem die schwarz-rot-weißen Admirale auf, die man auch an Fallobst findet. Grundsätzlich kann man an Efeu aber fast alle Falter finden, die noch spät im Jahr unterwegs sind, also etwa Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs, die beide als erwachsene Falter überwintern, oder auch der Distelfalter, der ähnlich wie ein Teil der Admirale als Wanderfalter jetzt wieder Richtung Süden fliegt.
Für manche Insekten ist der Efeu-Nektar das letzte Gnadenbrot. Während Ameisen die kalte Jahreszeit unterirdisch verbringen und Marienkäfer ebenfalls Verstecke aufsuchen, überwintern bei den Faltenwespen nur die Königinnen. Die Männchen, ebenso wie alle Arbeiterinnen, sterben im Herbst.
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Efeu-Blatttypen: Links ein junges, stark gebuchtetes Blatt, rechts ein glattrandiges Blatt von einer alten Pflanze. Blüten tragen nur die alten Triebe.
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Die Efeublüte beginnt gegen Mitte September und zieht sich bis in den Spätherbst. - Foto: Helge May
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Die im Winter heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren und Drosseln gerne gefressen. - Foto: Helge May
Auch nach dem Verblühen ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle. Die im Winter blauschwarz heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren, Amseln und anderen Drosseln gerne gefressen. Bis Efeu zur Blüte kommt, dauernd es allerdings acht bis zehn Jahre.
Efeu kann mehr als 200 Jahre alt werden und über 20 Meter hoch klettern. Die in der Jugend langsam wachsende, später aber bis jährlich zwei Meter treibende Pflanze bildet zunächst ausschließlich Klettertriebe mit den typischen drei- bis fünflappigen Blättern aus. Erst im Alter bilden sich oben überhängende, kletterwurzelfreie Blütentriebe mit rundlichen Blättern. Efeu lässt sich mit Stecklingen einfach vermehren.
Vorsicht bei Vermehrung aus Stecklingen
Doch Achtung: Stecklinge aus Blütentrieben entwickeln niemals Kletterwurzeln, sie eigenen sich nur als Bodendecker. Efeu ist übrigens „lichtscheu“, das heißt, die Triebe wachsen zur vom Licht abgewandten Seite. Deshalb gedeiht er im Halbschatten und Schatten besser als in gleißender Sonne oder an strahlend hellen Wänden.
Helge May
- Ausführliches Efeu-Porträt bei Wikipedia
- Efeu-Tipps von www.bio-gärtner.de
- Für Gartenfreunde: Die Efeusammlung von Schloss Zuschendorf (Pirna)
- Rezept „Efeu-Öl“ zur äußeren Anwendung gegen Cellulite
Efeu als Arzneipflanze
Jedes Kind kennt den Efeu. Er wächst in fast jedem Garten; in der Großstadt wie auf dem Dorf bedeckt er Mauern oder klettert an Bäumen hinauf. Kaum jemand allerdings weiß, dass Efeu heilende Wirkung hat, Schmerzen lindert und die Atemwege frei macht. Mehr →
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