Bäume im Stadtpark - Foto: NABU/Judith Sengespeik
Die Bäume der Stadt
Klimaschützer in der Klimakrise
In Deutschland leben knapp 80 Prozent der Menschen in Städten. Wir alle können uns eine Stadt ohne Bäume nicht vorstellen, denn sie gehören zu einer lebenswerten Stadt dazu, bringen Grün ins triste Grau und prägen das Bild der Stadt. In Berlin zum Beispiel stehen an jedem Kilometer Straße rund 80 Bäume. Insgesamt 431.000 Straßenbäume teilen sich mit 3,8 Millionen Bewohner*innen die Stadt. Hinzu kommen zahlreiche Bäume in den Parks und Grünanlagen.
Doch Stadtbäume sind nicht nur ein ästhetisches Element der Stadtplanung, sie haben auch ökologische Funktionen, sind Schattenspender, Sauerstofflieferanten, Klimaanlage, Luftfilter, Lärmreduzierer und Lebensraum. Gerade im Sommer wissen wir Menschen ihre Fähigkeiten zu schätzen: Ihre Blätter bringen Abkühlung durch den Verdunstungseffekt, spenden Schatten und filtern Staub sowie giftige Stickoxide aus der Umgebungsluft. Wo Bäume stehen, ist die Luft frischer und weniger belastet. Unserer Gesundheit tut das gut. Doch auch andere Lebewesen profitieren vom Baumbestand. Vögel, Eichhörnchen, Fledermäuse und Insekten finden hier ein Zuhause. Besonders alte Bäume sind wahre Biotope.
Aber das Leben unserer Stadtbäume ist hart, schon ohne den Klimawandel, denn im urbanen Boden herrschen oft schlechte Lebensbedingungen. Die Böden sind stark verdichtet, Versorgungsleitungen und der Unterbau von Gehwegen und Straßen bieten den Wurzeln wenig Raum zur Entfaltung. Oft sind die Baumschreiben zu klein bemessen, die Versorgung mit Sauerstoff, Nährstoffen und Wasser ist unzureichend. Hinzu kommen Streusalz im Winter und das ganze Jahr über Hundeexkremente und Müll.
Stressfaktor Klimakrise
Dieser Stress vervielfacht sich durch die Klimakrise enorm. Besonders unsere einheimischen Stadtbäume wie Linde und Ahorn leiden unter zu starker Hitze und Wassermangel, doch auch Baumarten, die ihren Ursprung im mediterranen Raum haben, wie Rosskastanie und Platane, leiden zunehmend unter den Belastungen.
Leider regnet es nicht nur viel zu selten, sondern wenn, dann oft auch zu stark: fällt viel Wasser in kurzer Zeit, kann das Wasser nicht in den trockenen, extrem verdichteten und damit weniger aufnahmefähigen Boden eindringen, sondern fließt oberflächlich ab. Ein weiteres Problem ist die Versiegelung in der Stadt. Anstatt in den Boden einzusickern, läuft das Wasser in die Kanalisation und wird somit dem natürlichen Wasserkreislauf entzogen.
Bäume leiden also unter Trockenstress, der sie nachhaltig schwächt. Die Folge ist eine geringere Widerstandskraft gegen weitere negative Einflüsse. Schädlinge wie Miniermotte oder Eichenprozessionsspinner, die durch den Klimawandel verstärkt aufkommen, haben jetzt leichtes Spiel. Und auch Starkwetterereignisse hinterlassen ihre Spuren. Und so sehen wir in den letzten Jahren leider immer häufiger Bäume, die vom Sturm oder Starkregen umgerissen wurden. In Berlin zum Beispiel sind dem Extremwetter innerhalb von drei Jahren rund 7.000 Straßenbäume zum Opfer gefallen. Besonders die heimischen Arten wie Buchen und Eichen, die für die Tiere der Stadt besonders wichtig sind, sind betroffen, denn sie kommen mit den neuen Klimabedingungen weniger gut zurecht als die Bäume, die aus südlichen Gefilden eingeführt wurden.
Hilfe für die grünen Riesen
Das Leid der Stadtbäume hat es in der letzten Zeit die Öffentlichkeit geschafft, das Thema wurde immer präsenter. In vielen Städten und rufen Politiker*innen die Bürger*innen dazu auf, sich um die Bäume in den Straßen zu kümmern, Initiativen werden gegründet, die Baumpatenschaften vermitteln. Doch ist das nur ein Aspekt, wie den Bäumen der Stadt geholfen werden kann. Denn das Wohlergehen der Bäume beginnt schon bei der Planung der Stadt. Nachhaltig muss sie sein und an die Anforderungen, die uns der Klimawandel stellt, angepasst. Regenwasser sollte aufgefangen werden, anstatt es kostenaufwendig über die Kanalisation zu entsorgen, Wege abschüssig gebaut werden, damit das Regenwasser in Richtung der Grünflächen ablaufen kann. Und in vielen Fällen sollte komplett auf Versiegelung der Flächen verzichtet werden, um der Natur ihren nötigen Raum zu geben.
Gieß-Tipps für Straßenbäume in der Stadt
- Morgens oder nach Sonnenuntergang gießen
- Ein Mal pro Woche ein bis drei Eimer Wasser (ein Straßenbaum braucht rund 9 bis 14 Liter Wasser am Tag, abhängig von Alter und Größe)
- Langsam beginnen und Wasser erst versickern lassen, dann erst nachgießen (so dringt das Wasser in tiefere Regionen vor)
- besonders die jungen Bäume brauchen Unterstützung
- Am besten mit Regenwasser gießen
Das Wohlergehen von Stadtbäumen ist durch eine ganze Palette von Stressfaktoren bedroht: Auto-Abgase, Hunde-Urin, versiegelte Böden und winterliches Streusalz nehmen die Bäume tagtäglich hart ran. Schädlinge haben dadurch oft leichtes Spiel. Mehr →
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