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Jetzt NABU-Mitglied werden!Szenarien für den Stromnetzausbau bis 2030
NABU verhalten optimistisch zu Plänen der Netzbetreiber
21. April 2016 - Für eine Stromversorgung mit einem weiter wachsenden Anteil erneuerbarer Energien muss das vorhandene Stromnetz angepasst und erweitert werden. Dabei sollte der Ausbaubedarf aus ökologischen wie ökonomischen Gründen auf ein Minimum begrenzt werden. Vorrangiges Ziel aller im Szenariorahmen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) getroffenen Annahmen muss die Systemtransformation hin zu einer Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energien bei minimaler Belastung für Mensch und Natur sein.
Stromnetze für die Energiewende entwickeln
Der vorliegende Entwurf zum Szenariorahmen 2030 für die Stromnetzplanung beschreibt anhand von drei Szenarien die angenommene Entwicklung des Kraftwerkparks und des Stromverbrauchs für die kommenden 14 beziehungsweise 19 Jahre. Forderungen des NABU sind im vorliegenden Szenariorahmen teilweise aufgegriffen worden. Somit werden erstmals die Klimaschutzziele der Bundesregierung als wichtige Zielmarke anerkannt. Mit der Einbeziehung der Potentiale von Elektromobilität, Wärmepumpen, Speichern, Demand-Side-Management, stromgeführter Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und anderen Flexibilitätsoptionen sind Verbesserungen sichtbar. Der Szenariorahmen ist Ausgangspunkt für die Erstellung des Netzentwicklungsplans und des Offshore-Netzentwicklungsplans.
Der NABU erwartet von den ÜNB und der Bundesnetzagentur (BNetzA), dass sie ihre Kenntnisse zum Energieversorgungssystem in den laufenden Planungsprozessen transparent darstellen und auch dafür nutzen, wertvolle Beiträge für die Debatten um die künftige Energieinfrastruktur zu liefern.
Kohleausstieg in Stromnetzplanung Integrieren
In der Bevölkerung ist die Akzeptanz für die Energiewende und den benötigten Netzausbau hoch. Es gibt jedoch Proteste die sich insbesondere gegen Netzausbauvorhaben stellen, bei denen eine hohe Leitungsauslastung allein durch Kohlestrom vermutet wird. Aus diesem Grund muss in der Netzentwicklungsplanung deutlicher werden, für welchen Zweck die Netze ausgebaut werden und welche Leitungen ab wann vorrangig zur Integration der erneuerbare Energien dienen. Die laufende öffentliche und politische Diskussion, in der ein sukzessiver Kohleausstieg als notwendig erachtet wird, muss sich auch in der Stromnetzplanung wiederfinden.
Dem aktuellen Trend werden die ÜNB teilweise mit der Berücksichtigung der geplanten Überführung von Braunkohlekraftwerken in eine Sicherheitsbereitschaft gerecht. Jedoch weisen alle Szenarien noch erhebliche Braun- und Steinkohlekapazitäten auch bis 2035 auf, die mit den Klimaschutzbelangen und der zunehmenden Diskussion um einen Kohleausstieg nicht vereinbar sind. Nur ein zügiger Ausstieg aus der Kohle führt zur benötigten Flexibilisierung des konventionellen Kraftwerksparks, zur besseren Integration erneuerbarer Energien und zu einer verbesserten Stromnetzauslastung. Es fehlt ein ambitioniertes Szenario, in dem komplementär mit dem weiteren Ausbau der naturverträglichen Energien ein Kohleausstiegsplan bis 2035 aufgezeigt wird, während höhere Gaskapazitäten einen Teil der benötigten Flexibilität bei der Stromproduktion bereit stellen. In diesem Szenario sollten zunächst die emissionsintensivsten Kraftwerke endgültig vom Netz gehen indem administrative Instrumente zur Herausnahme von Kohle-Kraftwerken angenommen werden.
Nur wirklich saubere Elektromobilität einplanen
Der NABU befürwortet, dass sich die ÜNB erstmals umfänglicher dem Thema Elektromobilität widmen und mögliche Wechselwirkungen mit der Stromversorgung aufzeigen. Verkehrspolitisch maßgeblich ist für den NABU die Studie „Klimafreundlicher Verkehr 2050“, die im Jahr 2014 gemeinsam mit anderen Umweltverbänden vorgelegt wurde. In der Studie wird von einer nötigen CO2-Reduktion im Verkehrssektor um 95 Prozent bis 2050 ausgegangen. Für 2030 wird je nach Szenario von einem Fahrzeugbestand von 1,5 bis 7 Millionen ausgegangen. Ob es sich dabei vornehmlich um batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) oder um Plug-in-Hybride (PHEV) oder gar Hybride handelt, die auch mit konventionellen Kraftstoffen gefahren werden können, bleibt unklar. Da das Anliegen beim Wechsel zur Elektromobilität die möglichst schnelle und weitreichende Abkehr von fossilen Kraftstoffen ist, müssen die ÜNB konkretisieren, dass „elektrisch angetriebene Fahrzeuge“ im Szenariorahmen 2030 ausschließlich BEV darstellen. Letztere kommen ohne fossile Kraftstoffe aus und können mit vergleichsweise größeren Ladekapazitäten einen potentiell höheren Beitrag zum Lastmanagement leisten.
Bei künftigem Energieverbrauch Innovationen einkalkulieren
Die Annahmen im Szenariorahmen, dass der Nettostromverbrauch aufgrund der sich gegenseitig aufhebenden Energieeinsparungen und zunehmenden Verbräuche durch die Bereiche Wärme und Verkehr in den kommenden Jahren konstant bei 543 Terrawattstunden (TWh) bleibt oder in unterschiedlichem Maße zurückgeht, ist angesichts der Entwicklung der letzten Jahre sowie der bisherigen Eckdaten und Szenarien für die Energiewende plausibel. Mit der angestrebten Sektorkopplung, also der vermehrten Wärmeerzeugung mit Strom und mehr Elektromobilität, muss jedoch ab dem Jahr 2030 mit einem erneut steigenden Stromverbrauch gerechnet werden - dies spiegelt sich im vorliegenden Szenariorahmen 2030 und insbesondere im Weitblick-Szenario 2035 der ÜNB bisher nicht wieder.
Download der vollständigen Stellungnahme:
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