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Jetzt NABU-Mitglied werden!Europas Falter machen die Flatter
Seit 1990 zwei Drittel weniger Wiesen-Schmetterlinge
13. Dezember 2010 – Unseren Schmetterlingen geht es immer schlechter. Untersuchungen in 15 europäischen Ländern ergaben bei typischen Bewohnern von Wiesen und Weiden in nur zwei Jahrzehnten einen Rückgang um 70 Prozent. Schmetterlinge gelten als sensible Indikatoren für den Zustand von Lebensräumen. „Der Verlust bei den Faltern steht für einen dramatischen und anhaltenden Verlust der gesamten Artenvielfalt im europäischen Grünland“, betont Dr. Martin Warren von Butterfly Conservation Europe.
Für den jetzt vorgelegten „Europäischen Wiesenschmetterlings-Indikator“ untersuchten Falterexperten Jahr für Jahr die Bestände in rund 3000 ausgewählten Gebieten. Einen ähnlichen Indikator gab es bisher lediglich für die Vogelwelt.
Im Fokus der Untersuchungen standen 17 als besonders typisch ausgewählte Arten vom häufigen und anspruchslosen Wiesenvögelchen bis hin zu Spezialisten wie dem Kronwicken-Dickkopffalter und dem Dunklen Wiesenknopf- Ameisenbläuling. Zehn dieser Arten nahmen seit 1990 ab, zwei bleiben in ihren Beständen stabil und bei fünf ließ sich aufgrund starker Schwankungen kein eindeutiger Trend festlegen. Keine einzige der Indikatorarten nahm im Lauf der beiden Jahrzehnte europaweit zu.
Wiesen und Weiden sind meist keine natürlich entstandenen Lebensräume, sondern von bäuerlicher Bewirtschaftung abhängig. Genau da liegen auch die Ursachen für den Rückgang der Wiesenschmetterlinge, denn unsere Landwirtschaft hat sich teils drastisch geändert. Während fruchtbares Grünland immer intensiver genutzt wird, fällt es auf ungünstigen Böden – ob zu feucht, zu trocken oder zu nährstoffarm – immer öfter brach. Die Bauern können mit ihren Kollegen auf den guten Böden nicht mehr konkurrieren, die Erlöse reichen nicht zum Überleben.
Beide Entwicklungen führen zu weniger Artenvielfalt. Das Intensivgrünland im west- und mitteleuropäischen Flachland besteht nur noch aus einigen schnell wachsenden Gräsern, Blumen sucht man vergebens. Auf den „schlechten“ Standorten in den Mittelgebirgen und in Südeuropa führt die Nutzungsaufgabe zunächst zu einem letzten kurzen Aufblühen der Vielfalt. Schon nach wenigen Jahren aber wachsen die Flächen mit Buschwerk und Bäumen zu. Wiesenschmetterlinge und ihre Raupen finden hier keine Nahrung mehr.
Mit der Ausweisung von Schutzgebieten ist dem Rückgang der Wiesenschmetterlinge kaum beizukommen. Schmetterlingskundler Dr. Martin Warren fordert deshalb eine tiefgreifende Änderung der Landwirtschaftspolitik. So sollten die EU-Agrarsubventionen endlich an Umweltleistungen der Betriebe gebunden werden.
Die 17 europäischen Indikatorarten:
- Verbreitete Arten: Rostfarbiger Dickkopffalter, Aurorafalter, Kleiner Feuerfalter, Hauhechel-Bläuling, Mauerfuchs, Kleines Wiesenvögelchen und Großes Ochsenauge.
- Spezialisierte Arten: Kronwicken-Dickkopffalter, Mattscheckiger Braundickkopffalter, Roter Würfel-Dickkopffalter, Zwergbläuling, Heller und Dunkler Wiesenknopf- Ameisenbläuling, Himmelblauer Bläuling, Rotklee-Bläuling (= Violetter Waldbläuling), Silbergrüner Bläuling und Skabiosen-Scheckenfalter.
- Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Litauen, Niederlande, Portugal, Schweiz, Slowenien, Spanien und Ukraine. Dänemark, Rumänien und Schweden planen künftig ebenfalls eine Teilnahme.