Ein Welpe des Welzower Rudels ist nachts auf der Straße unterwegs.
26 mal Nachwuchs bei den Lausitzwölfen
In Sachsen und Brandenburg leben derzeit sechs Familien und zwei Paare
18. Oktober 2010 – In der sächsischen und brandenburgischen Lausitz sind zur Zeit sechs Wolfsfamilien und zwei Wolfspaare sicher nachgewiesen. Wie das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz mitteilt, handelt es sich dabei um das Daubitzer, das Nochtener, das Milkeler, das Daubaner, das Seenland- und das Welzower Rudel, die beiden Wolfspaare leben bei Zschorno und bei Spremberg.
Fünf Rudel leben im sächsischen Teil der Lausitz, das Welzower Rudel und das Zschornoer Wolfspaar leben im brandenburgischen Teil der Lausitz, das Spremberger Wolfspaar hat sein Territorium sowohl auf brandenburgischen als auch auf sächsischem Gebiet.
Je Familie drei bis sechs Welpen
Insgesamt wurden im Sommer 2010 in den Rudeln 26 Welpen gezählt. Im Daubitzer Rudel wurden mindestens drei Welpen über Spuren bestätigt. In den anderen Rudeln gelang der Welpennachweis mit Fotofallen oder Filmaufnahmen. Im Nochtener Rudel wurden vier Welpen, im Milkeler Rudel fünf Welpen, im Daubaner Rudel mindestens fünf Welpen und im Seenland-Rudel drei Welpen nachgewiesen. Das Welzower Rudel im brandenburgischen Teil der Lausitz zieht sechs Welpen auf.
Östlich von Spremberg, im Grenzbereich zwischen Sachsen und Brandenburg, hat sich in diesem Jahr ein neues Wolfspaar etabliert (Spremberger Wolfspaar). Hierbei handelt es sich um den besenderten Rüden „Karl“ – ein Nachkomme aus dem Nochtener Rudel – und eine unbekannte junge Wölfin. Das Paar zieht noch keine Welpen auf. Auch aus dem Territorium des Zschornoer Wolfspaares gibt es keine Hinweise auf Welpen.
Mit dem Nachwuchs gibt es nicht automatisch mehr Wölfe im sächsischen Wolfsgebiet, denn im Alter von ein bis zwei Jahren wandern die meisten Jungtiere ab, was zu einer Ausbreitung in der Fläche, jedoch nicht zu einer Konzentration in einem Revier führt.
Jungwölfe wandern ab
Eine Wolfsfamilie besteht in der Regel aus einem Elternpaar und deren Nachkommen der letzten zwei Jahre (Welpen und Jährlinge). Durch Abwanderung der Jährlinge und Geburt der Welpen, bleibt die Zahl der Wölfe innerhalb eines Rudels relativ konstant. Sie schwankt im Jahresverlauf meist zwischen fünf bis zehn Tieren.
Die meisten Jungtiere wandern im Alter von ein bis zwei Jahren aus dem elterlichen Territorium auf der Suche nach einem Paarungspartner und einem eigenen Revier ab. Dabei können sie mehrere hundert Kilometer zurücklegen, wie ein junger Rüde aus dem Nochtener Rudel zeigte, der bis nach Weißrussland lief. Sein Bruder „Karl“ dagegen nutzte eine noch bestehende Lücke im Lausitzer Wolfsgebiet, um hier sein eigenes Territorium zu etablieren.
Wolfs-Nachwuchs in allen Lausitz-Rudeln
NABU-Fotofalle liefert die Beweise
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Der Vater zeigte den Jungen, wie man dem Menschen aus dem Weg geht.
20. Juli 2010 - Montagnachts um 1.38 Uhr schlendert ein weiblicher Wolfswelpe über einen Wanderweg bei Welzow in Brandenburg (Landkreis Spree-Neiße). Völlig unbedarft quert er die Waldstraße, die am Tage von Radfahrern, Nordic-Walkern, Spaziergängern, Landwirten, Förstern und Naturbeobachtern benutzt wird. Nachts sieht ihn hier kein Mensch. Doch die Fotofalle des NABU wird ausgelöst und liefert uns ein tolles Bild und damit den Nachweis, dass das Welzower Rudel in diesem Jahr Junge hat.
In allen sechs Wolfsrudeln der Oberlausitz wurden in diesem Jahr schon Hinweise auf Nachwuchs gefunden. Die genaue Anzahl der Welpen ist nicht bekannt. Als oberstes Gebot gilt, dass Welpen und Wolfseltern besonders in den ersten Lebenswochen der Jungtiere nicht gestört werden. Daher werden sie mit sogenannten „passiven Methoden“ wie diesen Fotofallen überwacht. Die genaue Welpenzahl wird dann meist erst zum Herbst bekannt.
Dass sich der Wolfswelpe auf einem stark von Menschen genutzten Weg aufhält, ist nichts Außergewöhnliches. Von seinen Eltern lernt er, dass er sich auf die Nachtstunden zu beschränken hat, um keinen Menschen in die Quere zu kommen. Das zeigt die Aufnahme des – vermutlichen – Vaters wenige Wochen vorher an gleicher Stelle.