(v.l.n.r.) NABU-Vizepräsident Helmut Opitz, Kormoran-Experten Markus Nipkow und Heinz Kowalski sowie NABU-Landesvorsitzender Andre Baumann.
Seriöse Debatte statt Panikmache
Naturschutzverbände setzen bei der Kormorantagung auf sachlichen Dialog
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Helmut Opitz hält einen Vortag beim Kormoransymposium, das den Dialog zwischen Naturschützern und Fischern und Anglern stärken soll.
Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern haben anlässlich ihrer heutigen Fachtagung zum Kormoran die Fischereiverbände und die rund eine Million Hobby-Angler in Deutschland zum Dialog und zu einer Rückbesinnung auf den Artenschutz aufgerufen. Die angekündigte Demonstration der Fischerei- und Anglerverbände auf dem Ulmer Münsterplatz bezeichnete NABU-Vizepräsident Helmut Opitz als ein falsches Signal.
„Die Reaktion des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg, der anlässlich unserer Jahresvogeltagung zu dieser Gegenveranstaltung aufgerufen hat, ist für uns nicht nachvollziehbar. Vertreter der Fischerei sind offiziell eingeladen und werden bei unserer Tagung sprechen, doch draußen wird lautstark demonstriert. Das passt nicht recht zusammen. Dialog sieht anders aus.“ Auch der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann reagierte mit Unverständnis auf den Konfrontationskurs der Demonstranten vor dem Ulmer Stadthaus: „Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, den jahrelangen Streit um Kormorane zu versachlichen, wird hier von Seiten der Fischerei Öl ins Feuer gegossen“. Mit einer Aufklärung der Öffentlichkeit über den richtigen Umgang mit dem fischfressenden Vogel habe die Demonstration leider wenig zu tun.
In ihrer Auffassung bestätigt sehen sich NABU und LBV aktuell durch die am Dienstag von der Bundesregierung erteilte Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Danach geht die Regierung nicht davon aus, dass sich die Zahl der zurzeit 24.000 Kormoranbrutpaare in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird. Ihrer Aussage nach deute jetzt vieles darauf hin, „dass der Kormoran in Deutschland die Kapazitätsgrenze seines Lebensraumes inzwischen erreicht hat“, heißt es in der Antwort. Gleichzeitig nehme die „innerartliche Konkurrenz“ zu, so dass nicht mit relevanten Wachstumsraten zu rechnen sei, so die Einschätzung der Bundesregierung.
NABU-Vizepräsident Opitz: „Das immer wieder hervorgebrachte Gerede von ‚Überpopulationen‘ des Kormorans sollte damit endlich ein Ende haben.“ Die Bundesregierung hatte ferner darauf verwiesen, dass die Europäische Kommission die Erarbeitung eines „Kormoranmanagementplans“ auf europäischer Ebene für „nicht verhältnismäßig“ erachte. Vertreter von NABU und LBV präsentierten auf der gemeinsamen Fachtagung auch Zahlen zur Bestandsentwicklung des Kormorans in den einzelnen Bundesländern. Danach sind Zuwächse schon seit längerem nur noch in Mecklenburg-Vorpommern festzustellen.
NABU und LBV setzten auch den Fischartenschutz auf die Tagesordnung ihrer Veranstaltung. Ihr Fazit: Kormorane rotten keine Fischarten aus. „Als Nahrungsopportunist erbeutet der Kormoran die Fische, die am häufigsten und am leichtesten zu erbeuten sind. Seltene Arten sind daher auch in seiner Nahrung nur selten zu finden“, erläuterte Dr. Markus Nipkow, ehemals Vogelschutzexperte beim NABU. Wer es mit dem Schutz selten gewordener Fische wie der Äsche ernst meine, der solle sich konsequent für die Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher Fließgewässer stark machen. Stattdessen seien z.B. Schonmaßnahmen für den Äschenbestand im Rhein von Seiten der Jagd- und Fischereiverwaltung im schweizerischen Thurgau unlängst wieder gelockert worden, nachdem sich der Bestand dieser Rote-Liste-Art von seinen immensen Verlusten im Hitzesommer 2003 gerade erst etwas erholt hatte. „Hier wünschen wir uns darum auch mehr Redlichkeit seitens der Angler“, so Nipkow. Deren Interesse am Angeln sei zweifellos legitim, bundes- und europarechtliche Vorgaben des Artenschutzes dürfe man jedoch nicht aus den Augen verlieren. Der Kormoran bleibe eine zu schützende Vogelart.
Vorträge zum Herunterladen:
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