Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit – an der Havel wird sie gestillt. Wir wollen nun 90 Flusskilometer der Natur zurückgegeben. Werden Sie Teil dieses einmaligen Unterfangens!
Machen Sie die Havel wieder lebendig!Die Havel - eine Kulturlandschaft
Artenreiche Lebensräume aus Menschenhand
Schon immer war im Havelland die Beziehung zwischen Mensch und Wasserlandschaft von großer Bedeutung. Die ersten Spuren des Menschen finden sich im Havelland zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 14.000 Jahren. Damals prägten aufgrund der Gletscherschmelze breite, feuchte und waldreiche Niederungen die Region, die später großflächig vermoorten und oft überschwemmt wurden.
Statt Ackerbauern kamen in der Neuzeit vor allem Viehzüchter, die auf den erhöhten Tallagen anfingen Wald zu roden und Waldweide betrieben. In der Bronze- und Eisenzeit wurden die Menschen dann sesshaft und begannen auch für die Metallschmelze mehr Holz zu schlagen und neue Kulturpflanzen anzubauen.
Im Mittelalter zeigte sich die Landschaft kleingliedrig strukturiert und konnte trotz Nutzung durch den Menschen aber ihre Urtümlichkeit bewahren. Viele Tier- und Pflanzenarten der offeneren Landschaften fanden sogar geeignetere Lebensräume als vorher - die Artenvielfalt nahm zu.
Die Havel bestimmt nicht mehr allein
Die Überlieferung der ältesten Erwähnung einer Wassermühle aus dem Jahr 1173 zeugt von der beginnenden Anpassung der Menschen an den Fluss. Wegen des zu geringen Gefälles der Havel mussten viele Mühlenstaue angelegt werden, um Wassermühlen betreiben zu können. Die Wassermühlen in Rathenow, Spandau, Brandenburg und anderen Orten führten zu einem Anstieg des Wasserstandes in der Landschaft, der erneut die Entstehung großflächiger Niedermoorgebiete begünstigte.
Am Ende des 30-jährigen Krieges war das Land dünn besiedelt und viele Ländereien lagen brach. Um Einnahmen in die Staatskassen zu bekommen, wurden 25 neue Dörfer angelegt und 310 Familien aus anderen Landesregionen angesiedelt. Dies brachte den bis dahin umfangreichsten Eingriff des Menschen in die Landschaft mit sich. Um den Kolonisten eine Existenzgrundlage zu verschaffen, begann man unter anderem Sümpfe und Moore mit Entwässerungsgräben trockenzulegen. So wurden im 18. Jahrhundert rund 7500 Hektar für den landwirtschaftlichen Anbau gewonnen.
Ausverkauf der Landschaft zu Zeiten der Industrialisierung
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hinterließ ebenfalls ihre Spuren. So verhalf sie in Form der Neuerungen von Johann Heinrich August Duncker, dem Begründer der Optikindustrie in Deutschland, der Stadt Rathenow zu großem Ruhm. In der Landschaft prägten im 20. Jahrhundert die Ziegelindustrie mit dem einhergehenden Lehmabbau, der Ausbau der Havel als Schifffahrtsweg und die bereits genannten Eingriffe zur weiteren Urbarmachung das Landschaftsbild. Gehölze, Hecken und Wäldchen, alles Voraussetzungen für Artenvielfalt, verschwanden in großen Mengen. Die vom Hochwasser überspülte Fläche verringerte sich durch kilometerlange Grabensysteme und Deichbauten sowie die Abtrennung von Altarmen um 90 Prozent. Eine über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft, reich an seltenen Pflanzen- und Tierarten, droht somit auszutrocknen.
Die Erhaltung der Natur- und somit der Kulturlandschaft galt erst in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wieder als erstrebenswert. Heute ist sie die wesentliche Grundlage für alle zukünftigen Entwicklungen in der Region des Westhavellandes.