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Warum wir den Konsum tierischer Produkte drastisch reduzieren müssen



Biologische Nutztierhaltung im Ökodorf Brodowin - Foto: NABU/Iris Barthel
In den letzten 50 Jahren hat sich die globale Fleischproduktion gut vervierfacht: gut 330 Millionen Tonnen im Jahr 2019, in Deutschland verbraucht jede*r durchschnittlich 60,5 Kilogramm jährlich. Das ist etwa doppelt so viel, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Erwachsenen empfiehlt. Mehr Fleisch, als die Erde verträgt, und mehr Fleisch, als für unsere Körper gut ist.
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erwartet einen Anstieg auf 455 Millionen Tonnen jährlich bis 2050. Besonders viel Fleisch wird in den westlichen Industriestaaten verzehrt. Verantwortlich hierfür sind der wachsende Wohlstand in diesen Nationen, aber auch die durch Massentierhaltung ermöglichten niedrigen Fleischpreise. So akzeptieren Verbraucher*innen heutzutage mit dem Konsum von tierischen Produkten zwangsläufig, dass Tiere reine Produktionsgüter sind. Dies hat Folgen sowohl für den Klimawandel als auch für die Artenvielfalt.
Die FAO bezieht in ihre Berechnungen auch die indirekten negativen Klimawirkungen der Fleischproduktion ein und geht davon aus, dass 18 Prozent der Treibhausgas-Emissionen auf die Fleischproduktion entfallen.
Wer sich an einem durchschnittlichen Tag morgens mal eben sein Brötchen mit Schwarzwälder Schinken belegt, mittags in der Kantine Wiener Schnitzel isst und abends nochmal um die Ecke einen Burger essen geht, ist sich oft nicht bewusst, dass sein Essverhalten Teil eines großen globalen Problemkomplexes ist.
Auf die Haltung kommt es an
Die riesigen Mengen an Methan, die von Nutztieren ausgestoßen werden, sind davon lediglich ein kleiner Teil – wenn auch ein schwerwiegender. Denn Methangas ist weitaus schädlicher für das Klima als Kohlendioxid: es heizt die Atmosphäre über 20-mal so stark auf wie CO2. An sich wäre die Kuh jedoch kein „Klima-Killer“, wie ihr oft nachgesagt wird. Bei der Haltung auf der Weide verändert sich die Klimabilanz von Rindfleisch, da diese Haltungsform zum Erhalt von Weiden beitragen kann. Unter Wiesen und Weiden, besonders unter artenreichen, wird Kohlenstoff gespeichert, wenn abgestorbene Pflanzenmasse, zum Beispiel Wurzeln von Mikroorganismen zu Humus umgewandelt werden. Dadurch wird der Atmosphäre Kohlenstoff entzogen.
Es geht also vielmehr um die Haltungsform und die unzähligen erweiterten Faktoren von Fleischkonsum und -produktion, die bei der Klimabilanz von Fleisch in Betracht gezogen werden müssen. Dazu gehören der Energieaufwand für Kühlung und Erhitzung von Fleisch, die Treibhausgase, die bei der Erstellung von Gebäuden für die Zuchttiere entstehen, oder die Transportkosten für Tierfutter.
45 Prozent der Emissionen aus dem Bereich der Viehzuchtstammen laut Schätzungen der FAO aus der Verarbeitung und Produktion von Futtermitteln und 39 Prozent aus der Verdauung (enteriche Fermentation) der Wiederkäuer (Fleischatlas 2021).
Ressourcenverbrauch für ein Kilogramm Fleisch
Bis ein Tier als Steak oder Wurst auf unseren Tellern liegt, wurden enorme Massen an Ressourcen wie Land, Wasser, Energie und Getreide verbraucht. Ein Viertel der eisfreien Erdoberfläche wird laut FAO inzwischen für die Viehwirtschaft genutzt. Dazu zählen riesige Gebiete im Amazonaswald, die eigens für die Nutztierhaltung abgeholzt wurden – und immer noch werden. Die Rodung solcher Wälder stellt unter anderem eine große Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Entstehende Monokulturen führen zu Bodenerosion. In jedem Kilo Rindfleisch stecken beispielsweise 6,5 Kilogramm Getreide, 36 Kilogramm Rauhfutter. In Deutschland wird die Hälfte des geernteten Getreides für die Ernährung von Tieren genutzt. Die gestiegene Nachfrage nach Futtermitteln hat dabei schon jetzt für erhöhte Preise bei Grundnahrungsmitteln gesorgt.
Über zwei Drittel der landwirtschaftlichen Klimagase stammen laut Studien aus der Tierhaltung. Um die Landwirtschaft klimaverträglicher zu machen, müsste also die Erzeugung von Fleisch- und Milchprodukten reduziert werden, folgert Foodwatch. Eine Forderung, die sich ohne das Engagement der Verbraucher*innen kaum durchsetzen lässt.
Bioqualität im Vorteil
Bio-Bauern haben meist eine deutlich günstigere Klimabilanz als ihren konventionell wirtschaftenden Kollegen: Zwar schlägt sich Milch und Käse in Bioqualität nur geringfügig besser, doch Bio-Schweinefleisch belastet das Klima um ein Drittel weniger als konventionelles. Ökoweizen verursacht im Vergleich zu konventionell angebautem nur die Hälfte an Treibhausgasen. Fazit: Die ökologische Landwirtschaft emittiert rund ein Fünftel weniger Treibhausgase als die konventionelle. Ein beachtlicher Wert, wenn man bedenkt, dass Ackerbau und Viehzucht hierzulande für bis zu sieben Prozent des gesamten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich sind. Besonders der Aufbau von Humus durch eine Fruchtfolge mit vielen verschiedenen Kulturarten, unter anderem Leguminosen wie Bohnen oder Linsen trägt zu dem positiven Ergebnis des Ökolandbaus bei. Auch die Weidehaltung wirkt sich positiv aus.
Für eine klimafreundliche Ernährungsweise braucht es gar nicht viel: Weniger tierische, dafür mehr pflanzliche Lebensmittel auf den Speiseplan setzen. Frische Produkte mit nur geringem Verarbeitungsgrad kaufen, Tiefkühlkost meiden. Obst und Gemüse saisonal einkaufen, Freilandware bevorzugen. Regionale Erzeugnisse auswählen, per Flugzeug importierte Nahrungsmittel im Supermarktregal liegen lassen. Und vor allem: Die Einkäufe zu Fuß oder per Fahrrad erledigen.
Genau hinschauen
Doch selbst wer alle diese Ratschläge beherzigt, kann nicht sicher sein, automatisch das klimafreundlichste Lebensmittel im Einkaufskorb zu haben. Beispiel Biokost: Da die hiesigen Bio-Bauern die Nachfrage nicht annähernd decken können, drängt die ausländische Konkurrenz von Jahr zu Jahr stärker auf den Markt. Frühkartoffeln aus Ägypten, Pflaumen aus Chile und Sonnenblumenkerne aus der Volksrepublik China gehören auch in hiesigen Bioläden zum Sortiment – egal, wie verheerend die Klimabilanz transportbedingt ausfällt.
Beispiel Regionalität: Ein frisch gepflückter Apfel aus Chile, der per Containerschiff statt per Flugzeug nach Deutschland verfrachtet wird, schneidet unter Umständen ähnlich gut ab, wie ein Bodensee-Apfel, der über Monate im Kühlhaus lagert. Transporte schlagen in der Klimabilanz weniger stark zu Buche als oft vermutet. Das Gegenteil gilt beispielsweise für Spargel aus Argentinien, der per Luftfracht nach Deutschland geliefert wird: Transportbedingt belastet er das Klima etwa 280mal stärker als die regional erzeugte Variante.
Rückkehr zum Sonntagsbraten?
Die Materie ist also unübersichtlich. Abgesehen davon, dass bislang noch keine allgemein verbindlichen Bewertungskriterien für die Klimaschädlichkeit eines Produkts existieren, ist es dem Verbraucher kaum zuzumuten, beim täglichen Einkauf die komplexen Zusammenhänge von Klimabilanzen nachzuvollziehen.
Wer sich vegetarisch ernähre und konsequent zu Bioprodukten greife, verbessere seine persönliche Klimabilanz um 60 Prozent, sagt der Münchner Ernährungswissenschaftler Karl von Koerber. So weit muss man zwar nicht gehen, aber es empfiehlt sich eine Rückkehr zum Sonntagsbraten und eine Orientierung an mediterranen Ernährungsgewohnheiten. Das ist gesund, nütze dem Klima und bedeute auch keinen Verlust an Lebensqualität.
Essen für den Klimaschutz
- Gehen Sie bewusster mit dem Lebensmittel Fleisch um – seien Sie sich im Klaren darüber, woher es kommt, wie es produziert wurde, und welche Konsequenzen seine Produktion hat.
- Versuchen Sie, weniger Fleisch zu essen, und kochen Sie überwiegend vegetarisch.
- Wenn Sie Fleisch essen, gönnen Sie sich Bio-Fleisch: Die Produktion von Ökoschweinefleisch braucht 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als bei konventioneller Erzeugung. Fleisch und Milch aus Weidehaltung kann sogar annähernd klimaneutral erzeugt werden, wenn die Nährstoffe im Kreislauf geführt werden.
- Verzichten Sie auch öfters mal auf andere tierische Erzeugnisse, wie zum Beispiel Milchprodukte.
- Regional statt global: Flugware ist der schlimmste Klimakiller überhaupt. Der Kauf regionaler Produkte stützt dagegen die Kreislaufwirtschaft in der Heimatregion.
- Saisonal statt Unterglas: Saisonal geerntetes Obst und Gemüse belastet das Klima weit weniger als Pflanzenkost, die außerhalb der Saison im beheizten Treibhaus wächst.
- Frisch statt tiefgekühlt: Frischgemüse belastet das Klima produktionsbedingt dreimal weniger als Gemüse aus der Gefriertruhe.
- Rohkost statt Fertigpizza: Je höher ein Lebensmittel verarbeitet ist, desto klimaschädlicher seine Herstellung.
- Magerquark statt Camembert: Je fetter ein Milchprodukt, desto schlechter seine Klimabilanz.
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