Jedes Jahr werden über 25 Millionen Zugvögel im Mittelmeerraum gefangen oder getötet. Mit einer Zugvogel-Patenschaft leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Zugvögel.
Jetzt Informieren!Lebensraum, Verbreitung und Bestand
Der Anpassungskünstler
Habichte mögen abwechslungsreiche Landschaften. Für den Bau ihrer Nester bevorzugen sie hohe, alte Bäume in größeren Nadel- und Mischwäldern. Der geschickte Flieger jagt im Wald, auf Feldern sowie in offenen Landstrichen - Hauptsache, Hecken oder Gebüsche bieten genügend Deckung. Entgegen seinem Ruf als scheuer Bewohner ausgedehnter dichter Wälder ist der Habicht eigentlich anpassungsfähiger Opportunist. Inzwischen hat er nämlich entdeckt, dass es sich auch im Trubel der Städte gut leben lässt. Das Nahrungsangebot ist das ganze Jahr über gesichert, gibt es hier doch eine große Zahl von Straßen- und Ringeltauben, Krähen oder Elstern. Vor allem aber droht ihm kaum Gefahr durch menschliche Verfolgung.
Hauptstadt der Habichte
Unser Jahresvogel hat sich in Berlin, Hamburg, Kiel, Köln und Dresden sowie in vielen anderen Städten niedergelassen. Auch einige europäische Metropolen wie Amsterdam, Kiew, Moskau oder Riga haben sich Habichte bereits erschlossen. Besiedelten Habichte bis in die 1970er Jahre zunächst nur Randgebiete von Städten, rückten sie in den nachfolgenden Jahrzehnten immer dichter an die Stadtzentren heran. Besondere Bekanntheit hat inzwischen die Habicht-Population im Großraum Berlin erreicht. In der Spreemetropole gab es im Jahr 2014 etwa 100 Brutpaare auf einer Fläche von gut 892 Quadratkilometern. Das ist eine der höchsten Siedlungsdichten von Habichten weltweit.
Waren sie vor mehr als 30 Jahren noch überwiegend in den Berliner Stadtwäldern zu finden, ziehen sie nun immer weiter in die City. Zu ihren Brutrevieren zählen neben dem Tiergarten direkt vor dem Brandenburger Tor viele weitere Parks. Bei der Taubenjagd machen die wilden Hauptstädter nicht einmal vor städtischen Hinterhöfen Halt.
Jagd in der City
Die Hamburger Habichte ließen sich Mitte der 1980er rund um die Alster nieder. Etwa 30 Jahre später gab es bereits 60 Brutreviere – mit ansteigender Tendenz. Die fliegenden Jäger sind vor allem in den Wäldern der Harburger Berge und des Klövensteen zu Hause. Sie brüten aber auch auf dem Ohlsdorfer Friedhof und im Stadtpark. Bei der Nahrungssuche trauen sich Hamburgs Habichte sogar in stark belebte Einkaufsstraßen. In Köln brütete ein Habichtpaar in einem Park – nur wenige Meter von einem fünfstöckigen Wohnhaus entfernt. Vergleichbare Meldungen gibt es auch aus anderen Großstädten.
Ein echter Weltbürger
Das Verbreitungsgebiet der Habichte erstreckt sich wie ein breiter Gürtel von Europa quer durch das nördliche Asien bis nach Nordamerika. Der europäische Bestand wird auf 185.000 Brutpaare geschätzt; genaue Zahlen zum Weltbestand sind jedoch nicht verfügbar. Ob Norwegen oder Türkei: Nahezu ganz Europa ist von Habichten besiedelt. Nur in Irland sowie den waldfreien Tundren und Steppengebieten ist diese Art nicht heimisch. Innerhalb unseres Kontinents sind Habichte aber keineswegs gleichmäßig vertreten: Etwa siebzig Prozent der europäischen Habichtpaare siedeln östlich der derzeitigen EU-Grenze, vor allem im europäischen Teil Russlands.
Der nationale Bestand wird im neuen deutschen Brutvogelatlas ADEBAR auf 11.500 bis 16.500 Brutpaare geschätzt. Somit leben etwa sieben bis acht Prozent des gesamteuropäischen und sogar gut zwanzig Prozent des EU-Bestandes bei uns. Vor allem das Nordwestdeutsche Tiefland und die Mittelgebirge sind dicht besiedelt. Verbreitungslücken finden sich in sehr waldarmen Gegenden, zum Beispiel in der Magdeburger Börde oder an der Nordseeküste. Im Durchschnitt werden in Deutschland etwa sechs Brutpaare auf 100 Quadratkilometern gezählt.
Langsame Erholung
Ursprünglich war der Habicht ein häufiger Brutvogel in Deutschland. Vermutlich nahmen die Bestände seit dem 16. Jahrhundert mit der Verfolgung des Habichts als „Konkurrent“ um das Niederwild ab. Nach 1945 stiegen die Bestände aufgrund der kriegsbedingten Jagdruhe bis Anfang der 1950er Jahre an, gingen jedoch nach Wiederaufnahme der Jagd erneut zurück. Durch Einführung einer ganzjährigen Schonzeit – zunächst im Osten, später im Westen Deutschlands – erholten sich die Bestände seit den 1970er Jahren vielerorts wieder. Die Bestandsentwicklung des Habichts ist damit wie ein Spiegel, welcher den jeweiligen Grad der Verfolgung durch den Menschen zeigt.
Derzeit sind die Bestände in Deutschland zwar nicht flächendeckend gefährdet: Nur in Bayern steht der Habicht momentan als gefährdet auf der Roten Liste, in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen auf der Vorwarnliste. Die Ampel steht jedoch keineswegs auf grün! Lokal verschwindet der Habicht aus manchen Gebieten oder ist im Vergleich zu ähnlichen Gegenden unerklärlich selten. Es gibt viele Anzeichen, dass Habichtbestände noch immer nicht die Höhe erreichen, welche sie ohne menschliche Verfolgung hätten.
mehr zum Habicht
Warum haben der NABU und LBV den Habicht zum „Vogel des Jahres 2015“ gewählt? Weshalb werden Habichte illegal verfolgt? Und wovon ernährt sich der geschickte Jäger? Diese und weitere spannende Fragen beantworten wir im Schnell-Check zum Habicht. Mehr →
Einige Jäger sehen sie als Konkurrenten, Geflügelzüchter und Brieftaubenhalter beschuldigen sie regelmäßig: Greifvögel haben nicht wenige Feinde, die ihnen mitunter gefährlich werden können. Fang, Abschuss und Vergiftung sind in Deutschland nicht selten. Mehr →
NABU und LBV führen in vielen Regionen Projekte gegen die illegale Greifvogelverfolgung durch, die auch dem Habicht zugute kommen. Der NABU Berlin erforscht zum Beispiel die Ökologie des Habichts in der Hauptstadt – auch das hilft unserem Jahresvogel. Mehr →
Die Verfolgung von Greifvögeln ist illegal und dennoch findet sie statt. Der NABU fordert deswegen, dass die strengen Schutzmaßnahmen besser eingehalten und kontrolliert werden und zeigt, wie man Gefahren für Greifvögel erkennt und sie davor schützen kann. Mehr →
Die Familie des Habichts ist groß: Mäusebussard, Sperber, Rotmilan und Co gehören zu den Verwandten des Jahresvogels 2015. Welche Gemeinsamkeiten hat der Habicht mit ihnen? Zum Verwechseln ähnlich sieht ihm der Sperber. Er wirkt wie eine Mini-Ausgabe. Mehr →