Der Erlenzeisig ist der „Shooting Star“ dieses Winters - Foto: Frank Derer
Zeisig-Invasion und Abnahme des Grünfinken
Ergebnisse der Stunde der Wintervögel 2016
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Seit Jahren werden immer weniger Grünfinken beobachtet - Foto: Frank Derer
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Ringeltauben wurden in einem Viertel der Gärten beobachtet - ein signifikanter Anstieg - Foto: Helge May
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Der Stieglitz erreichte in diesem Jahr mit 0,51 Vögeln pro Garten sein bisher bestes Ergebnis - Foto: NABU/Andreas Hartl
29. Januar 2016 – Der häufigste Wintervogel in Deutschland bleibt der Spatz. Auch bei der sechsten bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ behauptete der Haussperling seinen Spitzenplatz. Bei Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion, die vom 8. bis 10. Januar stattfand, haben bundesweit über 93.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen Ergebnisse aus über 63.000 Gärten übermittelt. In den jeweils einstündigen Beobachtungszeiträumen wurden insgesamt fast 2,6 Millionen Vögel gezählt. Pro Zählstelle wurden damit im Schnitt knapp über 41 Vögel erfasst. Das ist weniger als in den ersten Jahren der Aktion, aber die höchste Zahl seit 2014.
Im vergangenen Winter beteiligten sich 77.000 Menschen mit Meldungen aus knapp 53.000 Gärten an der Aktion. Je mehr Bürger Daten über die Vögel vor ihrer Haustür übermitteln, desto genauer wird der Schnappschuss der winterlichen Vogelwelt in Deutschlands Gärten und Parks.
Die Zählung fand kurz nach dem allerersten Wintereinbruch des Jahres und vor der ersten ernsthaften Kälteperiode zu Mitte des Monats statt. Trotz des verbreiteten Regenwetters hatten viele Teilnehmer eine regenfreie Zählstunde nutzen können.
Auf den ersten acht Plätzen der häufigsten Wintervögel folgen nach dem Spitzenreiter Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel, Grünfink, Buchfink und Elster, was genau dem Durchschnitt der Zählungen vergangener Jahre entspricht. Nur in kalten Wintern mit viel Zuzug von Verwandten aus dem Norden und Osten scheint die Kohlmeise den sehr sesshaften Haussperling bundesweit von Platz Eins verdrängen zu können – so geschehen zuletzt im Jahr 2013. Nur in einer anderen Wertung wird der Haussperling regelmäßig von der Kohlmeise geschlagen: Während diese in 93 Prozent aller Gärten gesehen wird und damit der am zuverlässigsten zu findende Wintervogel ist, sind es beim Haussperling nur knapp 58 Prozent. An den Orten, wo er gesichtet wird, taucht er aber meist in größeren Trupps auf.
Der Erlenzeisig ist der „Shooting Star“ dieses Winters
Die große Überraschung des Jahres 2016 liegt auf Platz neun der häufigsten Arten: Der Erlenzeisig ist der „Shooting Star“ des Winters. Im Vergleich zum Vorjahr (Platz 22) wurde der kleine gelbgrüne Finkenvogel fast viermal häufiger gemeldet – mehr als doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2011 erschienen an den Zählplätzen. Die Art konnte die Art deutschlandweit fast in jedem fünften Garten entdeckt werden, bei durchschnittlich 1,28 Vögeln pro Garten. Grund für diese Zahlen ist eine sogenannte Invasion aus dem Norden. Sie tritt ein, wenn die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht. Bereits ab Juli 2015 hatten Ornithologen verstärkten Zuzug von Erlenzeisigen aus dem Norden beobachtet. Das bestätigen jetzt auch die Ergebnisse der Stunde der Wintervögel. Andere typische Wintergäste wie Bergfinken oder Seidenschwänze, die in manchen Jahren sehr zahlreich auftreten können, machten sich dagegen rar.
Die für Ornithologen und Naturschützer wichtigsten Ergebnisse der Zählung sind jedoch Hinweise auf langfristige Zu- oder Abnahmen bestimmter Vogelarten. Über Zunahmen kann man sich freuen, bei Abnahmen müssen möglichst schnell die Ursachen bestimmt werden, um gegensteuern zu können.
Hier bereitet vor allem der Grünfink Sorgen: Seit der ersten Durchführung der Aktion werden von Jahr zu Jahr weniger von diesen für den menschlichen Siedlungsraum typischen Finkenvögeln gesehen. Mit 1,8 Vögeln pro Garten sind es in diesem Winter nur noch etwas mehr als halb so viele wie 2011. Als Grund vermuten der NABU vor allem das in den vergangenen Jahren vermehrt auftretende „Grünfinkensterben“, hervorgerufen durch eine Infektion mit dem parasitären Einzeller Trichomonas gallinae, der besonders an sommerlichen Futterstellen übertragen wird, an denen viele Vögel zusammenkommen.
Der Kälteeinbruch kurz vor dem Zähltermin im Norden Deutschlands führte außerdem zu einer kleinen Kuriosität: Viele Kraniche, die bis dahin versucht hatten, in Deutschland zu überwintern, machten sich mitten im Winter doch noch auf den Weg in den warmen Südwesten und wurden dabei, obwohl keinesfalls typische Gartenvögel, über vielen Gärten ziehend beobachtet. 7899 Kraniche wurden gemeldet, wobei manche ziehenden Trupps sicherlich mehrfach registriert wurden. Auf der Deutschlandkarte der Wintervögel bilden sich daher ganz deutlich die beiden Hauptflugrouten der Kraniche ab, nämlich von der Ostsee über das Ruhrgebiet und von Berlin bis ins Saarland.
Abgesehen von den vermehrt in Deutschland überwinternden Kranichen konnten trotz des bis zum Zähltermin besonders milden Winters deutschlandweit keine deutlich erhöhten Zahlen von überwinternden Zugvögeln festgestellt werden. Unter den typischen Kurzstreckenziehern, die regelmäßig in Deutschland zu überwintern versuchen, gab es nur leicht erhöhte Zahlen, die durch die größere Teilnehmerzahl erklärt werden können: 1988 Hausrotschwänze gegenüber etwa 1700 in den Vorjahren, 589 Zilpzalpe gegenüber etwa 350 in den Vorjahren und 742 Bachstelzen gegenüber etwa 600 in den Vorjahren.
Überraschung: Ringeltaube in jedem vierten Garten
Eine interessante Tendenz ist jedoch bei Deutschlands größter Wildtaube, der Ringeltaube, zu erkennen. Zwar sind die im Rahmen der Stunde der Wintervögel gemeldeten Zahlen nur unwesentlich angestiegen, dafür aber ist der Anteil der Gärten, aus denen diese Taube gemeldet wurde, über die Jahre signifikant angestiegen: Statt nur in 18 Prozent aller Gärten, findet sie sich nun in fast jedem vierten Garten. Dies deutet darauf hin, dass die Art ihr Winterverbreitungsgebiet in Deutschland derzeit deutlich ausweitet.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt in diesem Jahr der Stieglitz, Vogel des Jahres 2016. Sein Bestand nimmt deutschlandweit stark ab, er liebt aber winterliche Futterstellen. In der Tat erreichte der Stieglitz in diesem Jahr mit 0,51 Vögeln pro Garten sein bisher bestes Ergebnis. Ob dieses erfreuliche Ergebnis lediglich dem diesjährigen „Promi-Status“ des Vogels zu verdanken ist, oder wirklich eine beginnende Bestandserholung anzeigt, werden die Ergebnisse zukünftiger Zählungen zeigen. Im Jahr des Stieglitz fordern NABU und LBV alle Bürger auf viele ‚ bunte Meter‘ aus samenreichen Wildblumen zu schaffen.
Auch bei der NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“, die jedes Jahr im Mai durchgeführt wird, landet der Haussperling seit vielen Jahren auf Platz eins. Die nächste große Vogelzählung findet am Pfingstwochenende statt (13. bis 15. Mai).
Auf der interaktiven Karte können Sie zu allen Arten und Orten die Werte ablesen und erfahren, welche Vögel häufiger beobachtet wurden und welche seltener zu sehen waren. Im Tabellenreiter neben der Karte finden Sie zusätzlich alle Details zu den Vogeldaten. Mehr →
Ein Schwarm von kleinen grünlichen Vögeln fliegt dicht an dicht durch die Luft und landet in einer Erle oder Birke. Da kommt im Winter eigentlich nur der Erlenzeisig in Frage. Wenn ein Vogel näher vorbeifliegt, sieht man das leuchtende Gelbgrün von Brust, Bürzel und Flügelbinden. Mehr →
Beim NABU gehen im Sommer regelmäßig Meldungen zu erkrankten oder toten Grünfinken ein. Dafür verantwortlich ist der Erreger „Trichomonas gallinae“. Vogelfreunde sind aufgerufen, infizierte Tiere zu melden und die Ausbreitung der Krankheit durch einfache Maßnahmen zu stoppen. Mehr →
In der Rastregion Boddenküste lassen sich bereits mehr als zehntausend Kraniche beobachten. Das Sammeln hatte vergleichsweise früh begonnen, da viele Feuchtgebiete ausgetrocknet sind und die Kraniche in ihren Revieren keine sichere Schlafmöglichkeit mehr finden. Mehr →
Zwischenergebnis vom 14. Januar
14. Januar - Das Aktionswochenende ist beendet, doch die Abgabe der Meldungen läuft unvermindert weiter. Noch bis einschließlich Montag, den 18. Januar, können Beobachtungen online oder auf dem Postweg nachgetragen werden. Inzwischen ist die Zahl der Meldungen auf fast 49.000 gestiegen und die Marke von zwei Millionen Vögeln wurde überschritten. Herzlichen Dank an bereits mehr als 71.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunde für ihre Teilnahme!
Die 20 häufigsten Wintervögel 2016, n = zwei Millionen Vögel
Art | Zahl der Vögel | Vorkommen in Prozent der Gärten |
---|---|---|
1. Haussperling | 290.000 | 57,9 | 2. Kohlmeise | 275.000 | 94,3 | 3. Blaumeise | 190.000 | 85,4 | 4. Feldsperling | 189.000 | 43 | 5. Amsel | 173.000 | 92,4 | 6. Grünfink | 88.600 | 40 | 7. Buchfink | 77.000 | 53 | 8. Elster | 72.800 | 59.1 | 9. Erlenzeisig | 62.300 | 18,5 | 10. Rotkehlchen | 48.600 | 69,2 | 11. Rabenkrähe | 46.200 | 20 | 12. Ringeltaube | 41.300 | 25,1 | 13. Kleiber | 37.800 | 43,4 | 14. Schwanzmeise | 34.400 | 13,4 | 15. Eichelhäher | 27.300 | 29,6 | 16. Gimpel | 27.200 | 17,7 | 17. Saatkrähe | 26.700 | 5,9 | 18. Buntspecht | 26.000 | 39 | 19. Stieglitz | 25.100 | 9,6 | 20. Türkentaube | 20.000 | 13,5 |
Zwischenergebnis vom 12. Januar
12. Januar - Bei der sechsten bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ sind bisher Meldungen von 63.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden aus über 43.000 Gärten eingegangen. Dabei wurden 1,8 Millionen Vögel notiert.
Die große Überraschung des Jahres steht bislang auf Platz neun der häufigsten Arten: Der Erlenzeisig ist der Shootingstar des Winters. Im Vergleich zum Vorjahr (damals Platz 22) wurde der kleine gelbgrüne Finkenvogel viermal mehr gemeldet – und doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2011 erschienen an den Zählplätzen. Nach derzeitiger Datenlage konnte die Art deutschlandweit fast in jedem fünften Garten entdeckt werden, bei durchschnittlich 1,2 Vögeln pro Garten.
„Grund für diese Zahlen ist eine so genannte Invasion aus dem Norden. Sie tritt ein, wenn die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht“, erläutert Lars Lachmann, NABU-Vogelexperte. Bereits ab Juli hatten Ornithologen verstärkten Zuzug von Erlenzeisigen aus dem Norden beobachtet. Das bestätigen jetzt auch die ersten Ergebnisse der Stunde der Wintervögel. Andere typische Wintergäste wie Bergfinken oder Seidenschwänze, die in manchen Jahren sehr zahlreich auftreten können, machten sich dagegen rar.
Auf den ersten acht Plätzen der häufigsten Wintervögel haben sich die üblichen Verdächtigen eingestellt: Die bisherige Reihenfolge mit dem Spitzenreiter Haussperling, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel, Grünfink, Buchfink und Elster entspricht genau dem Durchschnitt aller Jahre. Lediglich in kalten Wintern mit viel Zuzug von Verwandten aus dem Norden und Osten scheint die Kohlmeise den sehr sesshaften Haussperling von Platz 1 verdrängen zu können – so geschehen zuletzt 2013. Nur in einer anderen Wertung wird der Haussperling regelmäßig von der Kohlmeise geschlagen: Während diese in fast 95 Prozent aller Gärten gesehen wird und damit der am zuverlässigsten zu findende Wintervogel ist, sind es beim Haussperling nur 58 Prozent. An den Orten, wo er gesichtet wird, taucht er aber meist als größerer Trupp auf.
Spatz und Meise vor Meise und Spatz
Zwischenstand zur Stunde der Wintervögel aus 30.000 Gärten
10. Januar - Bis zum frühen Sonntagabend hatten mehr als 43.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunde rund 1,25 Millionen Vögel gemeldet. An der Spitze ist die Kohlmeise zwar etwas näher gerückt, es sieht aber aus, als könne der Spatz den ersten Platz halten. Dahinter hat die Blaumeise ihrem im Vorjahr verloren Bronzerang vom Feldsperling zunächst wieder zurückerobert. Insgesamt ist der Bestand der Top-Arten recht konstant. Einzige Ausnahme ist der nun schön öfter angeführte Erlenzeisig, der fast vier Mal so häufig notiert wurde wie im Vorjahr und damit Platz 9 erreicht.
Promibonus für den „Vogel des Jahres“?
Zwischenstand mit einer halben Million Vögel aus 12.000 Gärten
09. Januar, 18 Uhr - Bei der sechsten bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ sind bis zum frühen Samstagabend Meldungen von 17.700 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden eingegangen. An der Spitze konnte die Kohlmeise den Abstand auf den Haussperling etwas verringern. Nach dem zweiten Beobachtungstag ist aus der anfänglichen Vermutung Gewissheit geworden: Der Erlenzeisig ist die auffallendste Erscheinung dieses Winters. Im Vergleich zum Vorjahr halten sich mehr als drei Mal so viele der kleinen gelbgrünen Vögel bei uns auf. 2015 noch auf Rang 35, liefert sich der Erlenzeisig in der Meldeliste mit dem Rotkehlchen momentan ein enges Rennen um Platz 9.
Die stärksten absoluten Zuwächse verzeichnet übrigens die Kohlmeise, die so den Abstand zum Haussperling auf Platz 1 immerhin halbieren konnte. Auch die übrigen Meisen zeigen eine positive Tendenz. Bei Feldsperling, Grün- und Buchfink stagnieren die Zahlen dagegen. Der Grünfink hat sich schon die letzten Jahre nicht gut entwickelt, während beim Buchfink in diesem Winter möglicherweise der Verwandtschafts-Zuzug aus dem Nord und Osten zu wünschen übrig lässt.
Regional gibt es teils deutliche Unterschiede, wie ein Blick nach Bayern zeigt. So ist dort der Feldsperling weiter auf dem Vormarsch, derzeit liegt er sogar mit dem Haussperling exakt gleich. Auch der Erlenzeisig schneidet im Freistaat besonders gut ab. Finden sich Erlenzeisige bundesweit in jedem sechsten Garten, wurden sich in Bayern in jedem dritten Garten gezählt. Das liegt nicht allein an dem Einflug aus Skandinavien, Bayern beherbergt auch die meisten der in Deutschland brütenden Erlenzeisige und die hatten im Frühling und Sommer 2015 wohl viel Nachwuchs.
Ganz ähnlich wie in Bayern sieht es in Österreich aus. Auch unsere südlichen Nachbarn veranstalten eine Stunde der Wintervögel und auch dort zeigte sich der Erlenzeisig in fast jedem dritten Garten. Auch der Stieglitz – Vogel des Jahres 2016 in Deutschland wie in Österreich – fühlt sich im Süden wohl: Rang 8 und eine Belegung von 36 Prozent der Gärten, da können die deutschen Stieglitze nicht mithalten. Immerhin haben die Stieglitzbeobachtungen auch bei uns deutlich zugenommen, ein Gutteil davon dürfte aber der besonderen Aufmerksamkeit für den Vogel des Jahres geschuldet sein.
Zeisige auf dem Vormarsch
Erste Ergebnisse der Stunde der Wintervögel
08. Januar, 20 Uhr - Bis zur Tagesschauzeit sind bei NABU und LBV knapp 3200 Meldungen von 4800 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden eingegangen. Für neue sichere Erkenntnisse ist es noch zu früh. Es lohnt sich aber, zum Beispiel Grünfink und Feldsperling im Auge zu behalten, da beide sich schlechter als die anderen Top-Arten entwickeln. Sie stehen schon jetzt nur bei plusminus null und meist gehen die Durchschnittzahlen mit zunehmender Dauer weiter nach unten. Interessant ist auch der Star, der sich in der Fläche recht schwer tut und den nur einige wenige Großschwärme im Plus halten.
Mit Ausnahme des Erlenzeisigs auf Rang 10 bietet die Liste der häufigsten Vögel noch wenig Überraschendes. Für die folgende Tabelle haben wir die Vögel einmal nach ihrer Stetigkeit sortiert, in wie viel Prozent der Gärten sie also vorkommen. Während bei den absoluten Kopfzahlen erneut der Haussperling vor der Kohlmeise liegt, rangiert in punkto Stetigkeit die Kohlmeise (in 93,7 Prozent der Gärten anzutreffen) ganz knapp vor der Amsel (93,3 Prozent), der Haussperling kommt dagegen nur auf 60,2 Prozent und damit Rang 6.
Vogel-Top-10: Prozentuale Belegung der Gärten (Stetigkeit). Werte nach 3200 Gärten
Rang | Stetigkeit | Anzahl der Vögel |
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1. Kohlmeise | 93,7 Prozent | 19.300 | 2. Amsel | 93,3 Prozent | 12.100 | 3. Blaumeise | 86,5 Prozent | 13.600 | 4. Rotkehlchen | 75,2 Prozent | 3.700 | 5. Elster | 64 Prozent | 5.700 | 6. Haussperling | 60,2 Prozent | 20.700 | 7. Buchfink | 59 Prozent | 6.000 | 8. Kleiber | 46,9 Prozent | 2.700 | 9. Buntspecht | 44 Prozent | 1.900 | 10. Feldsperling | 43,4 Prozent | 12.600 |
08. Januar, 14 Uhr - Wie immer zu Beginn der Aktion scheint es fast ausschließlich Gewinner zugeben. Von 90 gemeldeten Vogelarten weisen gegenüber dem Vorjahr momentan nur 13 Rückgänge auf, während 63 zugenommen haben. Zu bedeuten hat das aber zunächst wenig, denn je mehr Meldungen eingehen, desto stärker werden die „Hochburgen“ geschliffen.
Eins scheint aber bereits jetzt deutlich: Die Beobachtungen von Erlenzeisigen häufen sich signifikant. Die kleinen, munteren Schwarmvögel haben das Zeug, zum Gewinner dieser Aktion zu werden. Überraschend kommt das nicht, denn bereits im Sommer meldeten Vogelkundler ungewöhnlich frühe und starke Einflüge von Erlenzeisigen nach Deutschland. Schon ab Anfang August flogen Zeisige von Norden ein.
Gelbgrüne Gartenvögel: Zeisige oder Girlitze?
Auch auf den hinteren Rängen der Beobachtungsliste lohnt sich ein Blick. So fallen sehr starke Zuwächse beim Girlitz auf, eine Art, von der eigentlich nur sehr wenige Individuen bei uns überwintern. Fast alle Girlitze ziehen im Herbst Richtung Atlantik und Mittelmeer ab. Girlitze sind also als Wintervögel nicht völlig ausgeschlossen, aber die jetzt gemeldete Häufigkeit lässt stutzen. Die Lösung dürfte im äußeren Erscheinungsbild des Girlitzes liegen, er sieht dem Erlenzeisig nämlich sehr ähnlich. Bei den meisten der gemeldeten Girlitze dürfte es sich also um Zeisige handeln.
Für das Zeisighoch kann es zwei Gründe geben: Entweder Nahrungsmangel bei Erlen, Birken und Fichten in den Brutgebieten und/oder viel Nachwuchs. Da bei den ab dem Sommer eingeflogenen Zeisigen recht viele Jungvögel waren, dürfte wohl ein überdurchschnittlicher Bruterfolg Grund für die Invasion sein.
Amseln, Spatzen, Meisen zählen
Vor dem Start der sechsten „Stunde der Wintervögel“
07. Januar – Der bislang recht milde Winter macht die sechste bundesweite „Stunde der Wintervögel“ zusätzlich spannend. Es ist gut möglich, dass sich in den Gärten und Parks dieses Mal vermehrt „klassische“ Zugvogelarten wie Hausrotschwanz, Zilpzalp, Mönchsgrasmücke und Heckenbraunelle zeigen. So mancher Vogel wird aufgrund des Wetters seine Reise in wärmere Gefilde nicht angetreten haben und versucht nun, hier auszuharren. Selbst Weißstörche wurden in diesem Winter noch in ungewohnter Zahl beobachtet. Dieses Phänomen ist aber zum größten Teil menschengemacht. Die meisten der „Winterstörche“ stammen aus Zuchtstationen.
Ganz anders ist die Lage beim Kranich. Hier hat sich in den letzten Jahren, abhängig von der Witterung, eine zunehmende Überwinterungstradition ausgebildet. Auch in diesem Winter blieben zunächst rund 10.000 Kraniche in Norddeutschland. Der scharfe Wintereinbruch vor einer Woche hat dann allerdings doch noch für eine späte Abwanderung gesorgt. Oft fliegen diese Kraniche aber nicht sehr weit, weichen nur dem stärksten Schnee und Frost aus und kehren bei milderen Temperaturen kurzfrstig wieder zurück. Zwar konzentriert sich die „Stunde der Wintervögel“ auf den Siedlungsbereich, aber Vögel, die den Garten oder Park während der Zählstunde überfliegen, gehen mit in die Wertung ein.
An der vorjährigen „Stunde der Wintervögel“ hatten sich mehr als 77.000 Naturfreunde beteiligt. Es dürfen aber gerne noch mehr werden. Je größer die Teilnehmerzahl ist, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse. 2015 meldeten die Teilnehmer mehr als zwei Millionen Vögel. Häufigste Art war dabei der Haussperling mit 317.000 Exemplaren, gefolgt von Kohlmeise (260.000), Feldsperling (211.000), Blaumeise (195.000) und Amsel (191.000). In punkto Stetigkeit jedoch lag die Amsel vorne. Sie schaute in fast 92 Prozent aller Gärten vorbei, gefolgt von der Kohlmeise mit 90 und der Blaumeise mit 82 Prozent. Der Haussperling kam nur in jedem zweiten Garten vor (56 Prozent), dafür aber dann in umso so größeren Gruppen.
Um die Zahlen mit den Ergebnissen der vergangenen Jahre abzugleichen, hofft der NABU auf rege Beteiligung. Auch Gärten mit sehr wenigen Vögeln oder weniger Vögeln als sonst sollten unbedingt erfasst werden. „Rückgänge von Arten können wir nur dann mitbekommen, wenn wir auch kleine Zahlen erhalten. Gerade ein schleichender Rückgang, wie wir ihn bei der Amsel feststellen müssen, würde sonst niemals auffallen. Auch der Grünfink ist ein gutes Beispiel: Seine Abnahme ist so langsam, dass uns Zählungen von gut besuchten Futterstellen allein kaum auf die Spur gebracht hätten“, erläutert NABU-Vogelexperte Lars Lachmann.
Mehr zu den Vorjahresergebnissen
Dieser Winter ist ein Spatzenwinter. Der Haussperling liegt weit vor der Kohlmeise – er ist damit der häufigste Wintervogel in Deutschlands Gärten – und direkt dahinter hat der Feldsperling die Blaumeise überholt. Mehr →
Von Jahr zu Jahr überwintern bei uns immer mehr Weißstörche. Mittlerweile sind alleine in Bayern über 200 Störche erfasst, die es vorziehen, nicht mehr in den Süden zu ziehen. Dies ist jedoch kein Indikator für den Klimawandel, das Verhalten der meisten dieser Störche ist durch menschliches Eingreifen beeinflusst. Mehr →