Punktlandung bei der Stunde der Wintervögel
77.000 Vogelfreunde haben über zwei Millionen Wintervögel gemeldet
30. Januar 2015 - Die postalisch eingegangenen Meldungen sind nun auch in der Datenbank erfasst und so kommt die „Stunde der Wintervögel“ 2015 am Ende auf glatte 53.000 Gärten und Parks. Wir bedanken uns bei 77.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden für ihre Teilnahme! Trotz des abweisenden Wetters am Beobachtungswochenende ist das im Vergleich zum Vorjahr geradezu eine Punktlandung, bei den Beobachtungsorten eine Winzigkeit unter 2014, dafür bei den Teilnehmern sogar ein kleines Plus.
Vogel-Top-10: Durchschnittszahl pro Garten und prozentuale Belegung der Gärten. In Klammern die Vorjahresplatzierung. | ||
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1. (1.) Haussperling | 5,98 | 56 |
2. (2.) Kohlmeise | 4,92 | 90 |
3. (4.) Feldsperling | 3.98 | 40 |
4. (3.) Blaumeise | 3,67 | 82 |
5. (5.) Amsel | 3,61 | 92 |
6. (6.) Grünfink | 1,94 | 41 |
7. (7.) Buchfink | 1,79 | 53 |
8. (8.) Elster | 1,44 | 55 |
9. (9.) Rabenkrähe | 1,06 | 19 |
10. (10.) Rotkehlchen | 0,99 | 67 |
Auch die Zahl der beobachteten Vögel nahm gegenüber dem Vorjahr leicht zu, auf nun 2,08 Millionen. An der Reihenfolge in den Top 10 hat sich in den letzten Tagen nichts mehr geändert, zur Auswertung siehe daher auch die untenstehenden Zwischenmeldungen.
Auf der interaktiven Karte können Sie zu allen Arten und Orten die Werte ablesen und erfahren, welche Vögel häufiger beobachtet wurden und welche seltener zu sehen waren. Im Tabellenreiter neben der Karte finden Sie zusätzlich alle Details zu den Vogeldaten. Mehr →
Die Spatzen laufen den Meisen den Rang ab
Bereits 1,7 Millionen Vögel aus 43.000 Gärten und Parks gemeldet
16. Januar 2015 – Dieser Winter ist ein Spatzenwinter. Der Haussperling liegt weit vor der Kohlmeise – er ist damit der häufigste Wintervogel in Deutschlands Gärten – und direkt dahinter hat der Feldsperling die Blaumeise überholt.
Der Vorteil für Haus- und Feldsperling kommt nicht unerwartet. „Sperlinge halten vorwiegend stationär in Gärten auf, während Kohl- und Blaumeise sehr mobil sind. In milden Wintern kommen weniger Meisen aus dem Norden und Osten nach Deutschland, zudem finden sie dann auch außerhalb der Gärten noch ausreichend Nahrung“, erklärt NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.
Trotz der gewaltigen Sturmwellen, die mit Regen am Wochenende quer über das Land zogen, liegen die Teilnehmerzahlen bisher über denen des Vorjahres. „Nach den Meldungen zu urteilen, haben es die Vogelzähler geschafft, die größten Sturmböen zu umgehen“, so Lachmann. „Im Norden zum Beispiel wurde am stürmischen Freitag kaum gezählt, dafür umso mehr am ruhigeren Sonntag“.
Während sowohl über das Internet als auch auf traditionellem Weg per Post noch laufend weitere Beobachtungen eingehen, bieten die vorliegenden Meldungen von inzwischen 62.000 Teilnehmern aus 43.000 Gärten bereits eine stabile Grundlage für Trendaussagen.
So belegt hinter den jeweils beiden Spatzen- und Meisenarten Platz fünf die Amsel. Gegenüber den besonders niedrigen Zahlen aus dem Vorjahr hat sich der Amselbestand gut erholt. Das gilt leider nicht für den Grünfink auf Platz sechs: Seit Beginn der Aktion zeigt diese Art einen kontinuierlichen Abwärtstrend. Heute ist der Bestand um rund 40 Prozent niedriger als noch vor wenigen Jahren. Als Hauptgrund dafür sind Infektionen mit dem einzelligen Parasiten Trichomonas gallinae zu vermuten, die in den vergangenen Sommern in vielen Regionen zum auffälligen Grünfinkensterben geführt haben.
Noch besonders erwähnenswert ist das Abschneiden des Stars. Bundesweit halten sich fast 70 Prozent mehr Stare auf als im langjährigen Durchschnitt. Ihre Winterquartiere in Westeuropa haben die Stare weiter nach Osten verlegt, so dass sie insbesondere im Rheintal und westlich davon häufig zu sehen waren.
Wintergäste aus dem Norden machen sich 2015 ziemlich rar. Eine große Ausnahme bildet jedoch ein gewaltiger Schwarm von etwa einer Million skandinavischer Bergfinken, der sich zur Zeit im Landkreis Lörrach ganz im Südwesten der Republik aufhält. Derartige Riesenschwärme treten gelegentlich auf, wenn es in den umliegenden Buchenwäldern eine Vollmast gibt.
Die Ergebniseingabe ist noch bis zum 19. Januar möglich. Beobachtungen können online oder per Post (NABU, Stunde der Wintervögel, 10469 Berlin) gemeldet werden. Ende Januar wird der NABU das Endergebnis der Zählaktion verkünden können.
„Ich bin ein Star und ich bleibe hier!“
Zwischenstand zur Stunde der Wintervögel aus 22.000 Gärten
11. Januar 2015 – Die Stare gehören zu den eindeutigen Gewinnern der „Stunde der Wintervögel“ 2015. Von wegen „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ Die echten Stare wollen gar nicht weg, in diesem milden Winter bleiben sie gerne hier. Bundesweit halten sich nach aktuellem Meldungsstand gut 50 Prozent mehr Stare auf als im Vorwinter. Zwar liegen die geografischen Schwerpunkte wie immer im Winter im Südwesten der Republik (Hessen, südliches NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland). Neu erstarkt ist jedoch ein Überwinterungsgebiet im Voralpenraum, wo sich vier bis fünf Mal mehr Stare aufhalten, als im Winter üblich.
Nachdem der Wind in den meisten Regionen nicht mehr ganz so wild tobte, ist die Zahl der Beobachtungen heute stark angestiegen. Um 17 Uhr lagen aus 22.000 Gärten und Parks Meldungen vor, 31.600 Vogelfreundinnen und Vogelfreunde haben dabei mehr als 900.000 Vögel notiert. Klarer Spitzenreiter der mehr als 140 Vogelarten bleibt der Haussperling, gefolgt von Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel.
Der Haussperling liegt in den meisten Bundesländern vorne, selbst in Nordrhein-Westfalen, wo er sonst eigentlich schwächelte. In Hamburg allerdings, ebenfalls traditionell keine Spatzenhochburg, liegen Kohlmeise und Amsel vorne, und im Saarland haben Kohl- und Blaumeise den Haussperling abgehängt. In Bayern wiederum liegt zwar ein Spatz vorne, aber es ist der Feldsperling. Der Haussperling liegt dort beim Zwischenergebnis knapp hinter der Kohlmeise auf dem Bronzerang.
Spatz mit deutlicher Führung
Bisher mehr Vögel pro Garten als im Vorjahr gezählt
10. Januar 2015 – Bis Samstag 16 Uhr sind bereits Meldungen aus 7200 Gärten und Parks eingegangen. Dabei haben 10.200 Vogelfreunde mehr als 310.000 Vögel aus 120 Arten notiert. Die Auswertungsbasis ist nun schon recht stabil.
Gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitpunkt ging die Beteiligung um fünf Prozent zurück, was auf das ungemütliche Wetter mit teils starkem Sturm zurückzuführen sein dürfte. Die regionale Verteilung zeigt das deutlich: Während an der Küste die Beteiligung bisher um 35 bis 50 Prozent unter Vorjahr liegt, stieg sie in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern sogar deutlich an.
Es fällt auf, dass pro Garten bisher mehr Vögel gemeldet werden als 2014. Hier kann es aber im Laufe der Aktion noch zu Änderungen kommen – je mehr Meldungen eingehen, desto stärker werden Ausreißer sowohl nach oben wie auch nach unten angeglichen. Denkbar ist aber auch, dass die Ernährungslage in Wald und Flur nicht ganz so gut ist wie 2014 und die Vögel dadurch wieder stärker in die Siedlungen kommen. Zur Erinnerung: Der letzte Winter begann noch milder als der jetzige und bei vielen Waldbäumen war ein sogenanntes Mastjahr, sie hingen also übervoll mit Früchten.
Bei den häufigen Arten liegt der Haussperling unerwartet deutlich vorn. Die Kohlmeise, vor zwei Jahren immerhin Siegerin, folgt mit großemAbstand. Auf den weiteren Plätzen geht es zwischen Feldsperling, Blaumeise und Amsel eng zu, dieses Rennen ist noch offen.
Balzende Meisen im Sturm
Erster Zwischenstand zur Stunde der Wintervögel
09. Januar 2015 – Mit Vogelgesang ist jetzt im Januar eigentlich kaum zu rechnen. Doch einige Arten sind bereits in Hochzeitsstimmung und so lassen zum Beispiel die Blau- und Kohlmeisen deutlich vernehmen. Auch stürmische Winde halten sie von der Balz nicht ab.
Bei vielen Vogelfreundinnen und Vogelfreunden ist das Wetter momentan das beherrschende Thema. Soll man bei Sturm und Regen überhaupt zählen, lohnt es sich, ist das Ergebnis nicht verfälscht? Kann der NABU die Zählung nicht ein paar Tage (Wochen…) verschieben?
Auch der NABU hätte sich für das Beobachtungswochenende anderes Wetter gewünscht. Am liebsten schön kalt mit Schnee und Sonnenschein. Aber auch das jetzige Wetter ist Winterwetter und natürlich sind die äußeren Umstände bei der Auswertrung der Beobachtungen zu berücksichtigen. Eine bundesweite Aktion wie die „Stunde der Wintervögel“ ist mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden. Sie kurzfristig zu verschieben, ist nicht machbar.
Und was das Verfälschen angeht: Die Stunde der Wintervögel soll die Wirklichkeit abbilden und nicht das, was an einem idealen Wintertag zu erwarten oder zu erhoffen wäre. Verfälschend wäre daher, wenn nun bei schlechtem Wetter gar nicht gezählt würde – schließlich ist es ja spannend, die Auswirkungen des Wintersturms auf die sich im Garten zeigenden Vögel zu erfassen.
Anhand des Zwischenergebnisses nach den ersten tausend online eingegangenen Meldungen könnte man sogar sagen, dass sich bei Wind und Regen besonders viele Vögel zeigen – immerhin 48 pro Garten sind es bisher und damit deutlich mehr als im Vorjahr. Das liegt allerdings daran, dass bei wenigen Meldungen einige Ausreißer nach oben das Ergebnis stark beeinflussen. Rückschlüsse sind daher jetzt noch nicht zu ziehen.
Immerhin liegen schon jetzt wieder die gleichen zehn Arten vorne wie in den Vorjahren, wenn auch mit minimalen Verschiebungen in der Reihenfolge.
Amseln, Spatzen, Finken und Meisen zählen
Morgen beginnt die fünfte bundesweite „Stunde der Wintervögel“
08. Januar 2015 – Der bislang recht milde Winter macht die morgen startende fünfte bundesweite „Stunde der Wintervögel“ zusätzlich spannend. Neben den „üblichen Verdächtigen“ lohnt es sich auch, nach Besonderheiten wie nordischen Wintergästen Ausschau zu halten. Dazu gehören Rotdrossel, Fichtenkreuzschnabel, Bergfink, Erlen- und Birkenzeisig sowie der Seidenschwanz. Der bisherige Einflug skandinavischer Seidenschwänze scheint allerdings noch schwächer als im Vorwinter zu sein. Ein aktueller Blick in die Beobachtungsportale Ornitho.de und NABU-Naturgucker zeigt, dass sich lediglich Einzelvögel und kleine Trupps bei uns aufhalten und dies konzentriert auf den Norden und Nordosten von Helgoland bis Stralsund, sehr vereinzelt südlich bis nach NRW, Sachsen-Anhalt und Nordhessen. Bergfinken dagegen können momentan in Schwärmen von teils mehreren Hundert oder sogar Tausend Vögeln auftreten.
Abschließend als Appetitmacher ein weiterer Rückblick auf Ergebnisse des Vorwinters:
Diese beiden Karten zeigen die Verbreitung des Stars, der als sogenannter Teilzieher die wintermilden Regionen bevorzugen. Zur Brutzeit (Karte rechts; ansteigende Häufigkeit von hell- und dunkelgrün über gelb und orange bis rot) ist der Star im Osten der Republik deutlich häufiger als im Westen. Die Karte links wiederum zeigt, dass die Stare sich im Winter im Osten weitgehend rar machen und sich, soweit sie nicht noch weiter weggezogen sind, im Rheinland, in Rheinland-Pfalz, Südhessen und dem Saarland konzentrieren.
Die obige Gegenüberstellung zeigt zwei recht ähnliche Verbreitungsmuster, links die des Seidenschwanzes, rechts die des Kranichs. Die Geschichte dahinter ist jedoch ganz verschieden. Während der Seidenschwanz aus Skandinavien oder Sibirien kommend uns nur im Winter besucht, ist der Kranich eigentlich ein Zugvogel, der in Frankreich, Spanien oder sogar Afrika überwintert. Und während der Seidenschwanz-Einflug im Winter 2013/14 im Vergleich recht bescheiden war, hatten sich ungewöhnlich viele Kraniche entschieden, in Deutschland zu bleiben. Gut 2500 Kraniche wurden im Rahmen der Stunde der Wintervögel gemeldet, die tatsächliche Zahl der Überwinterer wird angesichts der nur punktuellen Beobachtungen ein Mehrfaches betragen haben.