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Jetzt NABU-Mitglied werden!Pilotprojekt Otterabwehr an Fischteichen
Entgegenkommen an Teichwirte
27. November 2006 -
Dank gezielter Schutzmaßnahmen breitet sich der seltene Fischotter wieder aus. So war 1991 in Niedersachsen mit nur noch 18 Nachweisen ein absoluter Tiefpunkt erreicht, dank Fischotterschutzprogramm und Uferrenaturierung gab es zehn Jahre später wieder 118 Fundstellen. Zufrieden stellen die amtlichen Naturschützer fest, "dass fast alle für den Fischotter geeigneten Lebensräume zwischen Elbe und Aller wieder besiedelt worden sind". Auch in den Regierungsbezirk Weser-Ems ist der Fischotter zurückgekehrt und er scheint sich weiter Richtung Südniedersachsen auszubreiten.
Tiervater Alfred Brehm nannte den Fischotter eines der "anziehendsten Thiere unseres Erdtheiles". Bei Teichwirten und Fischzüchtern hält sich die Sympathie für den großen Wassermarder jedoch in Grenzen. Sie sorgen sich um ihre Fischbestände, denn Karpfen- oder Forellenteiche sind für Otter wunderbare Selbstbedienungsläden. "Als spezialisierter Fischfresser mit einem täglichen Nahrungsbedarf von rund einem Kilogramm vermag der Otter in Zucht- und Mastanlagen durchaus erhebliche Schäden zu verursachen", erläutert Hans-Heinrich Krüger von der Aktion Fischotterschutz.
Entschädigungen für eventuelle Verluste erhalten die Teichwirte bisher nicht, auch werden keine Abwehrmaßnahmen bezuschusst. Manche Teichbesitzer greifen nun zur Selbsthilfe, um sich der gesetzlich streng geschützten Otter zu erwehren. Schlimmstenfalls fangen und töten sie sie. Es liegt im Interesse des Naturschutzes, diesen Konflikt zu minimieren - zumal Fischteiche auch große Bedeutung für seltene Vogel- und Amphibien haben können. Auf dem Gelände des NABU-Gutes Sunder - gelegen an der Meiße, einem kleinen Nebenflüsschen der Aller - ist deshalb nun ein auf zwei Jahre angelegtes Pilotprojekt gestartet, bei dem die Wirksamkeit verschiedener von der Aktion Fischotterschutz entwickelte Abwehrmaßnahmen untersucht wird.
Je ein Teich wird mit einem Maschendrahtzaun, einem Teichfolienstreifen und einer Art Weidezaun gesichert. Sämtliche Teiche werden von Schwachstrom führenden Drähten umgeben, ein vierter Teich bleibt zum Vergleich ungeschützt. Alle Teiche werden nun mit der gleichen Zahl Karpfen besetzt und regelmäßig überprüft. Um Einflüsse etwa von Reihern oder anderen Vögeln auszuschließen, überspannt ein zusätzliches Netz die gesamte Pilotanlage. Träger sind die Aktion Fischotterschutz, der Landkreis Celle und der NABU Niedersachsen, gefördert werden die Arbeiten mit Jagdabgabemitteln des Landes Niedersachsen.
Nach Abschluss der Testphase kann den Teichbetreibern dann hoffentlich eine ebenso wirksame wie wirtschaftlich vertretbare Lösung empfohlen werden, damit der Fischotter nicht länger als lästiger Konkurrent gesehen wird. "Es ist sicher nicht möglich, alle fischereiwirtschaftlich genutzten Wasserflächen zu umzäunen", meint Hans-Heinrich Krüger. "Aber wertvolle Zuchtfische und enge Hälterungsteiche, in denen auch die höchsten Schäden entstehen, können so wirksam geschützt werden."