Artenreiches Ökosystem: Das zentralasiatische Hochgebirge Tian Shan. - Foto: Dagmar Schreiber
Neues Naturschutzprojekt im Tian Shan
Durch effektives Management die Heimat des Schneeleoparden bewahren
Noch sind die „Himmlischen Berge“ zwischen Kasachstan und Kirgistan eines der artenreichsten Ökosysteme weltweit. Schneeleoparden, Luchse, Braunbären, Steinböcke, Wildschafe und viele andere seltene Tierarten leben im Tian Shan. Doch noch nie war die Artenvielfalt in dem malerischen Hochgebirge so gefährdet wie heute. Die wirtschaftliche Not der Bevölkerung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führte zu illegalem Holzeinschlag, schrankenloser Wilderei und Überweidung. Der Schneeleopard und seine Hauptbeutetiere stehen heute kurz vor der Ausrottung.
Der NABU realisiert nun gemeinsam mit kirgisischen und kasachischen Projektpartnern und mit Unterstützung des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein grenzübergreifendes Naturschutzprojekt im nördlichen Tian Shan. Es verbindet auf fast 5.000 Flächenkilometern die Schutzgebiete Almatinsky Zapovednik, Ile-Alatau, Kolsai-Seen und Chon-Kemin. Sie alle haben einen hohen Schutzstatus (IUCN-Kategorie 1 oder 2), denn die ausgedehnten Fichtenwälder in der Region und die Obstbaumwälder mit den letzten Beständen des Asiatischen Wildapfels (Malus sieversii) sind besonders wichtig für den Klima- und Naturschutz sowie den Erhalt der genetischen Vielfalt.
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Bereits seit 20 Jahren engagiert sich der NABU für den Naturschutz im Tian Shan. - Foto: Dagmar Schreiber
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Seltene Tierarten wie der Schneeleopard profitieren von dem Naturschutzprojekt. - Foto: Heike Finke
„Die lokale Bevölkerung soll ebenfalls von dem Projekt profitieren, unter anderem durch Ökotourismus und nachhaltiges Weidemanagement“, sagt NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. „Wir erarbeiten erstmals eine länderübergreifende Schutzgebietsstrategie, die Naturschutz und Tourismus in Einklang bringt”, so Tennhardt weiter. Ein Wegesystem für Trekking soll die vier Schutzgebiete verbinden, so dass bald wieder grenzübergreifende Wanderungen stattfinden können. Langfristig wird die Ernennung als UNESCO-Weltnaturerbegebiet oder Biosphärenreservat angestrebt.
Der NABU ist seit etwa 20 Jahren in der Region aktiv und unterstützt die Naturschutzarbeit im Rahmen von Regierungsabkommen mit der kirgisischen Agentur für Umweltschutz und Forstwirtschaft und dem kasachischen Komitee für Jagd- und Forstwirtschaft bis mindestens zum Jahr 2021. Im Rahmen des neuen Projekts wird innerhalb der kommenden vier Jahre eine Fördersumme von rund 800.000 Euro in die Region investiert.
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