Bundesfachausschuss Umweltchemie und Ökotoxikologie
Schutz von Natur und Umwelt vor Umweltgiften


Plastikmüll am Strand - Foto: Felix Paulin
Chemie ist nicht an sich etwas Bedrohliches, sondern ein enorm spannendes Themenfeld. Der BFA beschäftigt sich mit der Wirkung von Umweltchemikalien. Das sind vom Menschen hergestellte und unbeabsichtigt in die Umwelt gelangte (z. B. Arzneimittel, Plastik und Industrieabwässer) oder absichtlich ausgebrachte Chemikalien (z. B. Pestizide und Düngemittel). Chemikalien können - teils in winzigsten Konzentrationen – weitreichende Wirkungen, etwa auf den Stoffwechsel, das Hormonsystem oder auch auf das Verhalten von Organismen, haben. Das betrifft auch Organismen, die nicht Ziel der Anwendung sind. Es gibt indirekte Effekte und Langzeitfolgen. Die Menge an von Menschen produzierten Chemikalien wird mittlerweile als kritisch eingeschätzt, da die Kapazität der Gesellschaften, diese zu regulieren und zu überwachen mit dem Tempo der Entwicklung und Produktion nicht Schritt hält. Die Belastung durch Umweltgifte trägt (neben Ausdehnung von Städten, intensiver Landwirtschaft und Klimawandel) zum Verlust der Artenvielfalt bei.

NABU-Faltblatt: Vorstellung der BFA
Umweltchemie untersucht für Chemikalien - deren Vorkommen, ihre Verbreitung und ihre Kontakte zu Organismen. Ökotoxikologie untersucht die Wirkung von Chemikalien, Nanopartikeln und (Mikro-)Plastik auf zellulärer Ebene, auf Individuen und auf Populationen. Auf Basis dieses Wissens sollten zu giftige Chemikalien mit Auflagen versehen werden. Leider ist die aktuelle Praxis dabei oft noch zu weit vom Vorsorgeprinzip der Rio-Konvention über Umwelt und Entwicklung (Grundsatz 15) entfernt. Danach sollten Maßnahmen auch schon ergriffen werden, wenn schwerwiegende Schäden nur wahrscheinlich sind und nicht erst wenn „vollständige wissenschaftliche Gewissheit" besteht.
Seit 2016 widmet sich der BFA verschiedenen Themen aus Umweltchemie und Ökotoxikologie, etwa aktuellen Störfällen wie Löschschaum in der Jagst oder Papierklärschlamm bei Rastatt. Der BFA Umweltchemie und Ökotoxikologie möchte zudem zu Themen wie Pestiziden/Bioziden, Arzneimitteln oder grüner Gentechnik konkrete Informationen für Betroffene und Interessierte, sowie Verweise auf Materialien zur Diskussion, liefern. Der BFA besteht aus interessierten Personen, die sich beruflich oder ehrenamtlich mit den Umweltauswirkungen von menschengemachten Chemikalien beschäftigen und über Grundlagen sowie Gefahren aufklären wollen.
Aktuelle Themen sind:
- Arzneimittel (Anwendung und Entsorgung)
- 4. Klärstufe bei Kläranlagen (Eliminierung von Mikroplastik, Arzneimitteln; Phosphoreliminierung im Abwasser)
- Pestizide
- Biozide (z. B. „Schädlings"bekämpfungsmittel im Haushalt)
- Zulassungsverfahren von Chemikalien
- Per- und Polyfluorierte Chemikalien (PFAS)
- Gene Drives, Genomeditierung
- Genetisch modifizierte Pflanzen (Chancen und Risiken der Gentechnik)
- Stickstoffbelastung
Sie möchten weitere Informationen zur BFA Umweltchemie und Ökotoxikologie? Diese finden Sie hier: www.nabu-bfa-oekotox.de
Mehr Informationen und Kommentare zu Umweltchemie und Ökotoxikologie finden sie auf unserem Blog.
Mitmachen
Interessierte können uns gerne schreiben unter BFA-Oekotoxikologie@NABU.de und uns bei unseren regelmäßigen Online-Treffen via Zoom kennenlernen. Diese finden einmal im Monat statt und stehen allen offen, die an unserer Arbeit interessiert sind und sich in der Aufklärungsarbeit engagieren möchten.
Wir freuen uns auf Sie!
Kontakt
Sprecherin
Anja Thijsen
BFA-Oekotoxikologie@NABU.de
Stellv. Sprecher
Bernd Wille
BFA-Oekotoxikologie@NABU.de
Aktuelles
In Vorbereitung: Umfrage unter NABU-Aktiven und Interessierten zum Naturschutzthema Chemie
Der Bundesfachausschuss-Umweltchemie und Ökotoxikologie möchte erfahren, was NABU-Mitglieder und Interessierte zum Themenfeld Umweltchemie und Ökotoxikologie wissen wollen und wer sich im NABU für seine Themen interessiert.
Ökotoxikologie beschäftigt sich mit den Auswirkungen chemischer Stoffe auf Ökosysteme und auf Menschen. Wir im NABU-Bundesfachausschuss (BFA) Umweltchemie und Ökotoxikologie möchten gern erfahren, von welchen Ökotoxikologie-Themen wie Pestizide, Plastikmüll, Spurenstoffverunreinigungen, Gentechnik etc. Sie schon gehört haben und welche Sie als relevant ansehen. Die Umfrage erfolgt anonym. Wir erheben darin keine personenbezogenen Daten.
Die Ergebnisse der Umfrage können als Orientierung für zukünftige Aktivitäten des BFA-Umweltchemie und Ökotoxikologie dienen. Weiterhin könnten die Ergebnisse einem Fachpublikum präsentiert und zur Diskussion gestellt werden.
Weitere aktuelle Projekte
- Vorüberlegungen zum Themengebiet "Biologisch gärtnern – ohne Pestizid und Co."
- Arbeitsgebiet Spurenstoffe: Wir haben den Spurenstoffdialog zu problematischen Substanzen in Oberflächengewässern und Kläranlagen verfolgt und glauben, das Thema Spurenstoffe, Wasserrahmenrichtlinie und Abwasserrichtlinie, Hochwasserrichtlinie sollte einmal allgemeinverständlich zusammengefasst und bewertet werden.
- Arbeitsgebiet Umweltbelastung durch Arzneimittel
Veröffentlichungen
NABU-Faltblatt: PFAS - gemacht für die Ewigkeit
Unsichtbar, meist nicht deklariert, häufig hochgiftig, kaum abbaubar, inzwischen überall: das Faltblatt gibt einen Überblick über all die Stoffe, die sich hinter dem Kürzel PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, auch „Ewigkeitschemikalien“) verbergen. Es werden kurz und einfach (ohne Verwendung zu vieler Chemiefachbegriffe) ihr Nutzen und ihre Eigenschaften, aber auch die mit ihnen verbundenen Gefahren für Mensch und Umwelt dargestellt.
Das Faltblatt enthält zudem Informationen über neue Entwicklungen rund um die PFAS, wie die EU-Initiative zu ihrem Verbot, lokale Regelungen und Vorschläge zum weiteren Vorgehen. Außerdem Hinweise auf vertiefende Literatur, wie z. B. einschlägige Publikationen des Umweltbundesamtes.
NABU-Faltblatt: Arzneimitteleinträge in Natur & Umwelt vermeiden
Arzneimittel sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens. Sie wirken - auch in der Umwelt! Dies hat bereits heute sichtbare Folgen auf unsere Ökosysteme, vor allem die Gewässer. Veränderungen im Fortpflanzungsverhalten von Fischen und die Förderung von Antibiotikaresistenzen sind nur zwei Beispiele für negative Effekte.
Das Faltblatt beleuchtet den Lebenszyklus und die Wirkungen von Arzneistoffen in der Umwelt. Von den etwa 1200 als umweltrelevant eingeschätzten Arzneistoffen wurden bislang mindestens 414 in Umweltproben in Deutschland nachgewiesen. Eine Reduktion ist dringend notwendig. Durch welche Maßnahmen dies gelingen kann, wird ebenfalls in dem Faltblatt aufgeführt.
NABU-Broschüre: Umweltrelevante Chemikaliengruppen im Kurzportrait
Diese Broschüre erläutert, weshalb auch die Umweltverschmutzung durch Chemikalien ein drängendes Naturschutzthema darstellt. Wir müssen uns dabei am Vorsorgeprinzip orientieren, also an der Vorgabe, Chemikalien und Verfahren beim Verdacht auf Umweltschäden nicht einzusetzen. Sie bietet einen Einstieg in das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen sowie das Thema Umweltverschmutzung durch Chemikalien und stellt deren Funktion, aber auch die Risiken und Gefahren für Mensch und Natur dar. Verbreitete Chemikalien wie Biozide, Pflanzenschutz- und Düngemittel werden in Kurzporträts beschrieben. Die Broschüre wurde in Zusammenarbeit mit dem NABU Sachsen und im Projekt Saxony5 erstellt.
Online-Vorträge
Neue Gentechnik
Online-Veranstaltung mit Prof. Dr. Röbbe Wünschiers, Hochschule Mittweida, 27. April 2022
Auf Einladung des NABU Sachsen im Projekt Saxony und des NABU-Bundesfachausschusses Umweltchemie und Ökotoxikologie referierte Prof. Dr. Röbbe Wünschiers am 27.4.2022 zum Thema „Neue Gentechnik“. Es wurden die grundsätzliche Funktionsweise und Anwendungsgebiete, Unterschiede zur klassischen Gentechnik und die rechtliche Situation vorgestellt. Der Schwerpunkt lag auf der Anwendung in der Pflanzenzucht.
Weitere Informationen zum Vortrag finden Sie unter: Bericht zum Online-Vortrag Neue Gentechnik
Kleingewässermonitoring
Veranstaltung mit Prof. Dr. Lies, Helmholzzentrum Leipzig, 2021
Im bundes- wie weltweit erstmalig in diesem Umfang durchgeführten Kleingewässermonitoring des Helmholzzentrums für Umweltforschung in Kooperation mit dem Umweltbundesamt wurden verschiedene Parameter und die Zusammensetzung der in den Gewässern gefunden Artengemeinschaften untersucht. In rund 80 Prozent der begutachteten 101 Messstellen an landwirtschaftlichen Kleingewässern lagen die gefundenen Pestizidkonzentrationen über den regulatorisch akzeptierten Konzentrationen (RAK).
Weiterführende Links:
Kleingewässermonitoring: UBA-Studie belegt Umweltschäden durch Pflanzenschutzmittel (2023)
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Das nabu-expert*innennetz
Mit seiner Vielzahl an Bundes- und Landesfachausschüssen (BFA und LFA) verfügt der NABU über ein vielmaschiges Netz von Expert*innen aus den wesentlichen Bereichen des Natur- und Umweltschutzes. Arbeitsgruppen tauschen sich dort über den Stand der Forschung aus. Mehr →