Pestizide in Deutschland
Was können wir tun, um den Einsatz zu minimieren?
Zahlreiche agrarökologische Methoden stehen Landwirt*innen als Alternative zum Einsatz schädlicher Pestizide zur Verfügung. Um jedoch tatsächlich ein Umdenken im Umgang mit Pestiziden erreichen zu können, bedarf es ambitionierter Maßnahmen, bei der die Politik, Herstellende, Verbraucher*innen in Land- und Forstwirtschaft, aber auch Freizeitgärtner*innen und Anwender*innen von Biozidprodukten in Haus und Garten gleichermaßen in der Pflicht stehen.
- Auf politischer Ebene muss es ein Umdenken geben. Die zukünftige Agrarpolitik muss relevante Regelungen und Anreize so setzen, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln minimiert und Landwirte bei konkreten Naturschutzmaßnahmen und nachhaltigem Wirtschaften unterstützt werden. Der NABU setzt sich seit langem für eine entsprechende neue, naturverträglichere Agrarpolitik auf nationaler wie auch auf EU-Ebene ein.
Leider sind bisher aber nur unzureichende Anstrengungen zu erkennen, den Pestizideinsatz zu minimieren. Der NABU fordert deshalb eine drastische Minimierung des Pestizideinsatzes in Deutschland. Die ausführliche Position und Forderungen finden Sie hier.
- Landwirt*innen können ihre Produktionssysteme ganzheitlich und nachhaltig umgestalten, indem sie den Einsatz von Pestiziden generell minimieren: Ackerflächen verkleinern und so die ökologische Strukturierung erhöhen, Blüh- oder Gehölzstreifen anlegen und Brachen fördern, den Boden mechanisch bearbeiten, die Fruchtfolgen ausweiten und diversifizieren, die Kulturvielfalt erhöhen und auf regional angepasste Sortenauswahl achten, gezielt Nützlinge einsetzen, eine Winterbegrünung aussäen oder auf Bearbeitungspausen achten.
- Die Verbraucher*innen können ebenfalls aktiv werden. Vorbeugende und alternative Maßnahmen wie durchdachte Produktwahl können die Anwendung und den Umwelteintrag von Pestiziden stark reduzieren.
Lebensmittel: Konsument*innen können auf nachhaltigere Bewirtschaftungsformen achten, die alternative, ökologisch nachhaltigere Pflanzenschutzmethoden verfolgen. Diese sind aber mit einem größeren Arbeits- und Zeitaufwand verbunden, weshalb die Kund*innen bereit sein müssen, höhere Preise für entsprechend verträglicher hergestellte Produkte zu zahlen. Der Kauf von regionaler und saisonaler Ware ist besser als der Import aus anderen Ländern, in denen unter Umständen geringere Umweltauflagen für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gelten.
Haus-, Kleingarten und Außenbereich: In Privatgärten ist Umdenken gefragt. Vorbeugende Maßnahmen und eine robuste Pflanzenwahl machen Pflanzenschutzmittel überflüssig. Praxistipps zu abwechslungsreichen Fruchtfolgen, Sortenwahl, Einsatz von Nützlingen und mechanischen oder thermischen Methoden gegen Unkraut liefert der NABU in „Giftfrei Gärtnern“ und das Umweltbundesamt (UBA) in seiner Broschüre „Gartenlust statt Gartenfrust“ Biozidprodukte wie Materialschutzmittel für Holz oder Fassaden sind meist ebenso vermeidbar. Detaillierte Informationen zu vorbeugenden Maßnahmen und biozidfreien Alternativen liefert das UBA im Online-„Biozid-Portal“.
Haushalt und Wohnbereich: Ausreichende Hygiene kann auch ohne Desinfektion erreicht werden, nämlich durch regelmäßiges Händewaschen und die Reinigung von Oberflächen und Türklinken mit haushaltsüblichen Wasch- und Reinigungsmitteln. Der Einsatz von Desinfektionsmitteln und antibakteriellen Reinigungsprodukten in medizinischen Einrichtungen ist aber nicht infrage zu stellen. Auch Biozidprodukte wie Schädlingsbekämpfungsmittel sind im Privatbereich zumeist überflüssig und ihr Einsatz kann durch vorbeugende Maßnahmen vermieden werden. Eine in Ausnahmefällen notwendige Schädlingsbekämpfung sollte nur durch qualifizierte Schädlingsbekämpfer*innen durchgeführt werden. Das „Biozid-Portal“ liefert viele Informationen zu vorbeugenden Maßnahmen und biozidfreien Alternativen.
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