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Jetzt spenden!Ein stadtklimafreundliches Gebäude
Effizienter Technikeinsatz für geringen Energieverbrauch
Die neue Zentrale der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin ist ein Vorzeigeprojekt für klimaangepasstes Bauen. Das 2008 fertiggestellte und unter dem Leitprinzip der Nachhaltigkeit gefertigte Bürogebäude war von vorne herein so geplant, dass es möglichst wenig Energie verbrauchen würde, um im Winter heizen und im Sommer kühlen zu müssen. Das Innenraumklima des Gebäudes wird durch unterschiedliche, aber wenig aufwändige und von der Jahreszeit abhängige Techniken geprägt. Es stellt sich individuell auf das Stadtklima der Umgebung ein. Die „solare Architektur“ legt Wert darauf, die Einflüsse vor allem der Sonnenstrahlung optimal zu nutzen. Das Stadtklima wird so durch weniger Abwärme aus Heiz- und Kühlprozessen belastet.
Im Gebäude trägt wenig, aber hoch innovative Technik zum geringen Primärenergieverbrauch bei. Dazu zählen Heizenergie, Klimatisierung, Beleuchtung und Warmwasseraufbereitung sowie der Energieverbrauch, der bei der Umwandlung bzw. Bereitstellung von Strom oder Wärme nicht direkt im Gebäude, sondern zum Beispiel in Kraftwerken anfällt. Mit 55,7 Kilowattstunden je Quadratmeter liegt das Gebäude in einem Bereich, der fast dreimal geringer ist als die zur Zeit des Planungsbeginns 2005 gesetzlich vorgeschriebene Grenze der Engergieeinsparverordnung. Zum Vergleich: ein konventionelles neues Bürogebäude verbraucht 130 Kilowattstunden je Quadratmeter.
Nachhaltigkeit als Leitprinzip
Das nachhaltige Gebäudekonzept, welches sich auch positiv auf die Nebenkosten auswirkt, endet aber nicht bei der Wärmedämmung. Auch bei Strom, Wasser und Gebäude- und Abfallmanagement, konnte die Heinrich-Böll-Stiftung die Betriebskosten im Vergleich zum Durchschnitt in Deutschland bei klimatisierten Bürohäusern um 18 Prozent senken. Allein im Bereich der Heizkosten macht das eine Ersparnis von etwa 40 Prozent im Gegensatz zu einem durchschnittlichen Bürogebäude in Deutschland aus. Drei wesentliche Prinzipien waren ausschlaggebend für Ökologie, Gebäude-, Technik- und Energiekonzept: Es sollten intelligente Systeme mit möglichst wenigen Geräten Verwendung finden – das spart Ressourcen und hält die Installations- und Betriebskosten gering. Die von Computern, Menschen und anderen Wärmequellen produzierte Wärme wird auf innovative Weise für die Gebäudeklimatisierung genutzt, so dass hierfür möglichst wenig zusätzliche Energie benötigt wird.
Mit einer möglichst natürlichen und nutzerbestimmten Lüftung und Kühlung bestimmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst über das Raumklima. In vielen anderen Bürogebäuden sind die Nutzerinnen und Nutzer hierbei der Technik ausgeliefert und können nicht einmal ein Fenster öffnen. Die auf dem Dach installierte Photovoltaik-Anlage erbringt jährlich einen Primärenergiebeitrag von etwa 53.000 Kilowattstunden, der dem Stromnetz zugeführt wird. Mit dieser Energiemenge könnte man 570.000 Liter 20 Grad Celsius warmes Wasser zum kochen bringen.
Mit gutem Gewissen kühlen
Zwar sind mittlerweile viele Häuser gut wärmegedämmt und benötigen daher weniger Heizenergie im Winter. Lange Hitzeperioden machen jedoch im Sommer bei immer mehr Gebäuden Kühlung notwendig. Solche längeren Hitzeperioden werden mit dem Klimawandel häufiger auftreten. Ursache für die überschüssige Wärme in gut isolierten Gebäuden ist die Sonnenenergie, die durch die Fenster dringt und die Räume erwärmt. Bedingt durch die gute Isolierung wird die Wärmeenergie in den betreffenden Räumen „gespeichert“. Zusätzlich heizen die zahlreichen elektrischen Bürogeräte aber auch unsere Körperwärme die Räume auf. So wird die dichte Gebäudehülle zur Wärmefalle.
In vielen herkömmlichen Bürogebäuden läuft deshalb im Sommer die Klimaanlage mit hohem Energieverbrauch. Und für die Nutzerinnen und Nutzer bedeutet dies: Fenster geschlossen halten. Im Gebäude der Heinrich-Böll-Stiftung wurde auf eine normale Kältemaschine verzichtet. In allen Büros befinden sich entlang der Fensterfronten so genannte „Brüstungsgeräte“. In ihnen befindet sich ein Hochleistungswärmetauscher, durch den im Sommer Wasser mit einer Temperatur von 20 Grad Celsius zirkuliert. Auch bei Außentemperaturen von 30 Grad steigt die Raumtemperatur so nicht über einen Maximalwert von 25 Grad. Das benötigte Kühlwasser wird im Keller des Gebäudes durch die Kälte, die bei der Verdunstung von versprühtem Brauchwasser entsteht wieder auf seine ursprüngliche Temperatur gebracht.
Damit im Sommer gar nicht erst zu viel Sonnenenergie das Gebäudeinnere der Heinrich-Böll-Stiftung aufheizt, sind die hohen Glasfronten der Beletage – der Konferenzetage des Stiftungsgebäudes – mit einer Dreifachverglasung ausgestattet, die von außen mit einer das Sonnenlicht absorbierenden Schicht bezogen ist.
Im Winter heizen die Server
Das Brüstungsgerät sorgt im Sommer für Kühlung, im Winter für Wärme, denn beim Heizen ist es außergewöhnlich effizient. Während herkömmliche Heizsysteme eine Heizwassertemperatur bis 50 Grad Celsius benötigen, wärmt das innovative Brüstungsgerät die Büros bereits mit einer Vorlauftemperatur von 28 Grad Celsius. Diese stammt aus der Abwärme aus dem Rechenzentrum des Bürogebäudes. So wird der Heizungsbrenner komplett eingespart. Für dieses außergewöhnliche Konzept der Planer von Basler & Hofmann erhielt die Heinrich-Böll-Stiftung einen Innovationspreis. Es wäre wünschenswert, dass das Konzept im Interesse eines guten Stadtklimas viele Nachahmer in den Innenstädten findet.
Das Atrium als Lunge
Bei der Heinrich-Böll-Stiftung setzt man auf eine natürliche Lüftung: Das Atrium im Innern des Gebäudes wirkt wie eine Lunge. Im Sommer wird der Innenhof durch das offene Atriumsdach natürlich belüftet. Im Winter, wenn das Dach geschlossen ist, sorgt ein Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung für die Frischluftzufuhr in das Atrium. Dabei dient die Abwärme der Abluft zum Aufwärmen der Frischluft. Die Büros lassen sich mit hohen Fensterflügeln zum Atrium und zu den Fluren im Innern des Gebäudes hin öffnen. Diese Querlüftung versorgt die Innenräume ganz nach Bedarf mit frischer Luft – dank des Atriums ohne die sonst üblichen Wärmeverluste im Winter. Durch die Ausnützung der natürlichen Thermik im Atrium kann mit minimalem Energieeinsatz ein Maximum an Wohlbefinden im Gebäude erzielt werden.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Errichtung des Gebäudes aufgrund des innovativen Energiekonzepts und der Verwendung ökologischer Baustoffe entsprechend teuer war. Bei einer Bruttogrundfläche von rund 7.000 Quadratmetern belaufen sich die Baukosten auf 10,5 Millionen Euro und liegen damit eher im Mittelfeld.
Die Besonderheit des Neubaus der Heinrich-Böll-Stiftung in der Schumannstraße zeigt sich auch daran, dass er bereits als Ideengeber für neue geplante Projekte mit ähnlichen Energiekonzepten dient. Er kann somit Einfluss auf zukünftige, nach ökologischen Kriterien errichtete Gebäude nehmen.
- Informationen des Bundesumweltministeriums zur Energieeffizienz
- Internetpräsenz der Heinrich-Böll-Stiftung