Eine Wiese in luftiger Höhe?
Mehr Grün für den Großstadtdschungel
„Langer Tag der Stadtnatur“ in Berlin
-
-
Die Dächer der ufa-Fabrik in Berlin Tempelhof sind fast alle begrünt.
-
Hier haben die Berliner eine Stadtbrache in ein Gartenparadies verwandelt...
-
...auf diesem ehemaligen Industriegelände hat sich die Natur selbst ihren Platz zurückerobert.
Über dem Asphalt flimmert die heiße Luft. Der Sommer in der Hauptstadt zeigt sich im Juli von seiner unerbittlichsten Seite. Wer vor der Hitze fliehen wollte, hatte an diesem Wochenende eine gute Gelegenheiten „ins Jrüne“ zu kommen. Am „Langen Tag der Stadtnatur“ standen die Grünflächen der Hauptstadt für 26 Stunden im Mittelpunkt. An 150 Orten in der Stadt schenkten Natur- und Gartenparadiese den Besuchern Schatten und Entspannung, aber auch Einblicke in sonst versteckte grüne Oasen.
In Friedrichshain, zwischen Supermarkt und Wohngebiet verbirgt sich ein kleiner Bürgergarten. Die Beete durch schmale Steine voneinander abgegrenzt blühen hier Sonnenblumen und Dahlien. Einige der Hobbygärtner pflanzen auch Kräuter und Gemüse an. Noch vor zehn Jahren lag die Fläche brach. Mit der Zeit entstand der „Bürgerwiesen Laskerwiese e.V.“. Dort wurde nicht nur Raum für den Gartenbau geschaffen sondern auch für Entspannung und nachbarschaftliches Miteinander. Gemeinsam wird gejätet, gepflanzt und geerntet.
Der Wunsch nach einem eigenen Flecken Erde steigt. Inzwischen gibt es eine lange Warteliste für eine der 35 begehrten Parzellen. Glücklicherweise sind die „Bürgergärten Laskerwiese e.V.“ nicht das einzige solche Projekt in der Hauptstadt.
Kleine Gartenparadiese inmitten von Großstadt-Grau
In Berlin gibt es inzwischen einige solcher Gärten und ihr Erfolg ist bestechend. „Zum einen verbessern solche Anlagen das menschliche Klima im Kiez. Es ist großartig zu sehen, wie es das Gemeinschaftsgefühl fördert. Außerdem hilft es dem Stadtklima. Während um uns herum die Luft flimmert, ist es hier angenehm kühl“, erläutert Georg Staaks vom Nachbarschaftsgartenprojekt „Garten Rosa Rose“ im Stadtbezirk Friedrichshain.
Kühlendes Grün einer anderen Sorte kann man im Bezirk Tempelhof entdecken. Seit 25 Jahren sind die Dächer der ufa-Fabrik begrünt. Das ehemalige Filmkopierwerk ist seit über dreißig Jahren eine Art Kommune. 40 Menschen wohnen dort und betreiben einige kulturelle und soziale Projekte, verschiedene Handwerke und eine Schule. Am „Langen Tag der Stadtnatur“ hat man die Möglichkeit, die Wiesen, die mit der Zeit auf den Dächern entstanden sind zu bewundern. Bei einem kleinen Picknick zwischen blühenden Wiesenblumen vergisst man schnell, dass man sich nicht im Park sondern auf einem Dach befindet.
Grüne Dächer waren damals die preiswerteste Lösung
„Gründächer waren damals für uns die kostengünstigste Lösung, da diese im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen von der Stadt gefördert wurden“, erklärt Liz Karnasch, Geschäftsführerin der Bäckerei. Sie wohnt und arbeitet seit 27 Jahren auf dem Gelände. „Die Architekten, die damals mit der Überprüfung der Statik der Gebäude beauftragt waren, waren entsetzt. Sie verstanden nicht, warum wir Dreck auf unser Dach werfen wollten. Heute besitzen wir ein bezauberndes Naherholungsgebiet mit heimischen Pflanzen. Wir geben damit Insekten Nahrung, die in der Stadt sonst schwer zu finden ist und mit den Insekten kommen auch die Vögel. Oft Arten, die man sonst schon gar nicht mehr sieht.“ „Das ist doch toll!“ freut sich die Berlinerin Silke Hellmuth. „Sonst ist man für ein Stück Natur raus ins Grüne gefahren. So geht man einfach auf das Dach.“
Im dritten Jahr wurden am „Langen Tag der Stadtnatur“ über 20.000 Besucher gezählt. Der Erfolg der Aktion macht deutlich, dass die Menschen für Erholung im Grünen die Stadt nicht unbedingt verlassen möchten. Ob auf dem Dach, im Hinterhof oder in der Brachfläche nebenan - Berlins Bürger wünschen sich mehr Grün im Großstadtdschungel.