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Die QBUS-Baugruppe in Düsseldorf
Seit Jahren ist die Energiewende in aller Munde, doch so recht voran kommt sie bislang nicht. Große technische und finanzielle Herausforderungen, föderales Hauen und Stechen, unzureichende Kommunikation sowie die notwendigen Mühen demokratischer Partizipation gestatten dem ambitionierten Großprojekt bislang bestenfalls das Tempo einer untrainierten Wanderdüne. Doch einige Menschen wollen sich nicht damit abfinden – so auch die 26 Familien der Baugruppe QBUS, die in Düsseldorf-Gerresheim ihre persönliche Energiewende gestartet haben und dabei gleichzeitig innovative Wohnformen ausprobieren.
Einige Projektbeteiligte haben bereits im Düsseldorfer Verein „Wohnen mit Kindern“ ihre Ideen eines gemeinsamen und familienfreundlichen Wohnens umgesetzt. Das gute Beispiel machte Schule, weitere Familien kamen hinzu, und als die Stadt Düsseldorf dem Verein im Gelände „Am Quellenbusch" – daher der Name QBUS – ein rund 4.000 Meter großes Grundstück zum Kauf anbot, konnte die Planungsphase beginnen.
Neben der sozialen Komponente spielt das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle in den Vorstellungen der QBUS-Baugruppe. Für die Verwirklichung ihrer eigenen Energiewende gründeten die beteiligten Familien eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und entwickelten gemeinsam mit der Naturstrom AG aus Düsseldorf ein umfassendes Konzept. Die Vorgabe: Alle Eigentumswohnungen sollten so weitgehend wie möglich mit Ökostrom aus eigener Produktion versorgt werden. Eine echte Pionierleistung, denn „der Eigenverbrauch von Solarstrom ist bei Mehrfamilienhäusern noch sehr selten“, so Tim Loppe, Sprecher der Naturstrom AG, die das Projekt zudem mit einem Förderzuschuss nach den Kriterien des Grüner-Strom-Labels auch finanziell unterstützte. wei Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 40 Kilowatt-Peak (kWp) versorgen die 26 Familien mit bis zu einem Drittel der für den Eigenbedarf benötigten Strommenge. Die Anlagen sind nach Osten und Westen ausgerichtet, um morgens und abends – wenn die Bewohner viel Strom verbrauchen – möglichst viel Sonnenlicht einzufangen und hohe Erträge zu liefern. Den restlichen Strom liefert die Naturstrom zum günstigen Großkundentarif.
Passivhaus mit Wärmerückgewinnung
Doch damit nicht genug. Um den Energieverbrauch zu minimieren, wurden alle drei Baukörper in Passivhausweise errichtet und entsprechen dadurch den Kriterien des KfW-Effizienzhauses 40. Jede Wohnung hat eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Für eine hundertprozentige Warmwasserversorgung aus erneuerbaren Energien sorgen die Sonnenkollektoren auf dem Dach zusammen mit einer Holzpelletanlage (65 kW) im Keller, die bereits heute die ab 2015 geltenden strengen Grenzwerte der Bundesimmissionschutzverordnung für Feuerungsanlagen erfüllt. Weitere Investitionen sind geplant, so Frank Sent von QBUS: „Mittelfristig wollen wir ein Elektroauto und Pedelecs zur gemeinschaftlichen Nutzung anschaffen, und im Keller ist bereits ein Platz für künftige Stromspeicher reserviert.“ Dort, wo keine Sonnenkollektoren installiert sind, soll extensive Dachbegrünung einen Teil des Regenwassers auffangen und zu einem besseren Mikroklima beitragen.
Es gibt also noch viel zu tun. Doch bereits heute gehört QBUS zu den offiziellen 100 vorbildlichen Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen, die sich über das innovative Energiekonzept hinaus durch besondere städtebauliche und soziale Qualitäten auszeichnen. Und das Gemeinschaftliche Miteinander wird bei QBUS großgeschrieben, auch und gerade mit den Nachbarn. Das Wohnprojekt soll mit seinem Gemeinschaftshaus zu einem Anlaufpunkt für das Quartier „Am Quellenbusch“ werden. „Wir planen ein Nachbarschaftscafé, Yoga- und Reparaturkurse, Chorproben, Stillgruppen, Lesungen, einen Mittagstisch für Schulkinder und noch vieles mehr“, erzählt Frank Sent.
Um das gemeinsame Leben und Wohnen zu organisieren, treffen sich die beteiligten Familien regelmäßig zu Plenumssitzungen. Bei so viel Basisdemokratie gehe es nicht nur harmonisch zu, berichtet Frank Sent: „Wir haben durchaus auch einmal unterschiedliche Vorstellungen. Aber das gehört dazu – und es funktioniert.“ So gut, dass in unmittelbarer Nachbarschaft mit „WmK3“ bereits ein ähnliches Projekt für weitere 30 Familien entsteht. Tim Loppe von Naturstrom wünscht sich viele weitere Nachahmer: „QBUS zeigt, dass die persönliche Energiewende auch bei Mehrfamilienhäusern funktioniert.“
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