Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Handy-Apps irritieren Vögel
Klangattrappen können den Bruterfolg gefährden
Lars, in den Medien gab es Berichte, dass Vögel durch bestimmte Handy-Apps irritiert werden können. Was hat es damit auf sich?
In den Medien wurden die immer weiter verbreiteten Smartphone-Apps, die Vogelstimmen abspielen können, für Störungen und Gefährdungen seltener Vogelarten verantwortlich gemacht. Wenn seltene Arten häufig durch das Abspielen des arteigenen Gesangs gestört werden, kann das den Bruterfolg dieser Arten beeinträchtigen, im schlimmsten Fall sogar zum Verlassen des Brutreviers führen, wenn sich der Vogel dem vermeintlichen Konkurrenten aus dem Smartphone unterlegen fühlt.
In Wirklichkeit sind aber nicht die Apps an sich das Problem, sondern die verantwortungslose Verwendung der darin enthaltenen Tonaufnahmen durch Vogelbeobachter oder Fotografen zum Anlocken seltener Vogelarten. Das Problem der Verwendung sogenannter Klangattrappen ist nicht neu. Auch früher gab es Vogelstimmen, die von Tonbändern und CD-Spielern abgespielt wurden. Allerdings hat die zunehmende Verbreitung von Smartphones und den dazugehörigen Programmen (Apps) dazu geführt, dass heute mehr Menschen als je zuvor technisch so ausgerüstet sind, dass sie jederzeit „Klangattrappen“ einsetzen können.
Das Anlocken von Vögeln mittels Klangattrappen ist verboten – gilt das auch für die Verwendung solcher Apps?
Das Verwenden von Klangattrappen ist tatsächlich durch das Bundesnaturschutzgesetz und die diese Vorschriften weiter vertiefende Bundesartenschutzverordnung verboten. In letzterer heißt es ausdrücklich in §4 (1), dass es verboten ist, besonders geschützte Arten – und zu diesen zählen alle heimischen Vogelarten – mit akustischen, elektrischen oder elektronischen Geräten anzulocken. Eine Ausnahme bildet hier die Verwendung bei der Jagd auf jagdbare Tierarten.
Das zeigt schon, dass dies kein neues und auf Smartphone-Apps beschränktes Problem ist. Damit ist natürlich auch die Verwendung von Apps als Klangattrappe verboten, aber nicht die Nutzung der App für andere sinnvolle Zwecke.
Wurden solche Apps mit dem Ziel entwickelt, bestimmte Vögel anzulocken, oder ist das ein ungewollter Nebeneffekt von eigentlich sinnvollen Programmen?
Nein, in erster Linie geht es hier um Programme, die das Lernen und Identifizieren von Vogelstimmen erleichtern. Meist sind dies einfach Vogelbestimmungsbücher in elektronischer Form, die zudem die Möglichkeit bieten, die Stimmen der beschriebenen Arten anzuhören und zu vergleichen. Diese Programme sind äußerst sinnvoll, da sie auch Menschen ansprechen, die sich keine Vogelbücher kaufen würden, eine schnelle Identifizierung von Vögeln im Geländer ermöglichen und weil sie anders als Bücher oder CDs Bild und Ton gleichzeitig anzeigen können. Vielleicht gibt es in ein paar Jahren sogar eine App, die im Gelände aufgenommene Vogelstimmen automatisch der richtigen Vogelart zuordnen kann. Für viele Vogelfreunde wäre eine solche App sicherlich der Renner, aber sie wird noch etwas auf sich warten lassen.
Ein Naturschutzproblem entsteht erst aus der falschen und sorglosen Verwendung der Apps als Klangattrappe.
Wie gravierend ist das Problem – geht nach Deiner Ansicht von solchen Apps eine ernsthafte Gefahr für die Vogelwelt aus?
Bei häufigen Vogelarten, die daran gewöhnt sind, ständig einen oder mehrere Reviernachbarn zu hören, ist die Störwirkung von Klangattrappen sehr gering, auch weil nur wenige Vogelbeobachter häufige Arten mit deren Stimmen anzulocken versuchen. Eine größere Störung entsteht bei seltenen oder in geringer Dichte verbreiteten Arten. Ein plötzlich auftauchender Rivale, der noch dazu nicht aufzufinden ist, sorgt hier für große Unruhe. Eine einmalige Störung ist meist noch gut zu verkraften, aber wenn sich diese lange hinziehen oder ständig wiederholen, bei besonders vielen oder penetranten Beobachtern, ist es sehr wahrscheinlich, dass dies zu einem verringerten Bruterfolg oder gar zur Aufgabe einer Brut führt.
Besonders gefährdet sind daher seltene Arten, die viele Vogelbeobachter oder Fotografen anziehen, und die noch dazu ohne Klangattrappe nicht leicht zu finden sind. Hier sind Klangattrappen, und damit auch falsch verwendete Apps mit Sicherheit eine ernstzunehmende Gefahr für diese Arten.
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