Typische Mine des Robinien-Blatttütenfalters, links unten hellgrün die fressende Larve - Foto: Helge May
Sie haben Robinien zum Fressen gern…
Jetzt entdecken: Verräterische Blattspuren am „Baum des Jahres“
Im Durchschnitt, so lautet eine ökologische Faustformel, hängen von jeder Pflanzenart zehn Tierarten ab, die sich als Spezialisten ausschließlich von dieser Pflanze ernähren. Im konkreten Fall sind es mal mehr und mal weniger. Bei der Robinie scheinen es vergleichsweise wenige zu sein. Aber das ist der europäische Blick und liegt daran, dass die dornige Baumart erst vor rund 300 Jahren aus Nordamerika nach Europa eingeführt wurde. Dabei wurden nur wenige der abhängigen Insekten mit importiert.
In den letzten Jahren sind aber einige Arten nachgezogen, so dass in Mitteleuropa neben Allesfressern wie bestimmten Blattläusen nun auch Robinien-Spezialisten auf dem „Baum des Jahres 2020“ existieren. Während Robinien bei uns heute bundesweit vorkommen, bevorzugt auf Sandböden, gibt es bei der Verbreitung der Robinen-Insekten noch Fragezeichen. Sehr wahrscheinlich sind diese schon viel weiter verbreitet als bekannt.
Die eindeutigen Drei: Blatttütenfalter, Miniermotte und Gallmücke
Die Tiere selbst sind eher schwer zu bestimmen. Drei der Arten hinterlassen auf den Robinienblättern aber unverwechselbare Spuren, so dass ihre Anwesenheit leicht zu dokumentieren ist. Ideal sind dafür Sommer und Frühherbst. Dass mehrere dieser Arten auf dem gleichen Baum, ja sogar auf dem gleichen Blatt vorkommen, ist nicht ungewöhnlich. Alle drei Arten schädigen die Robinie übrigens nicht ernsthaft.
Wir stellen die Robinen-Spezialisten hier vor. Wer sie beim Spaziergang entdeckt, kann dies über die unten aufgeführten Direktmeldelinks auch ohne Nutzer*innenkonto beim NABU-Naturgucker online melden und so Erkenntnislücken füllen. Registrierte Nutzer*innen benutzen dagegen bitte möglichst den konventionellen Meldeweg; sie können so auch Belegfotos hochladen und die Funde ihren Naturgucker-Beobachtungsgebieten zuordnen.
Robinien-Blatttütenfalter (Parectopa robiniella)
- Der ausgewachsene Falter hat eine dunkelbraune Grundfarbe mit weißen Streifen. Die grünliche Raupe lebt versteckt in einer Mine auf der Oberseite von Robinienblättern. Die obere Blattschicht sieht dabei wie hauchdünnes weißes Pergament aus. Die Mine setzt in der Blattmitte an und hat seitliche, oft fingerartige Verzweigungen. Auf der Blattunterseite ist die Mine so gut wie unsichtbar.
- Heimat westliche USA. In Europa wurde der Robinien-Blatttütenfalter ab 1970 in Norditalien nachgewesen, nach Deutschland kam er wohl erst nach 2005. Verbreitung inzwischen in ganz West- und Mitteleuropa bis ins Baltikum und im Süden bis zum Kaukasus. Im Naturgucker bisher punktuell entlang des Rheins, in Unterfranken sowie in den Räumen Dresden und Berlin dokumentiert.
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Mine der Robinien-Faltenminiermotte auf der Blattunterseite. Die gleichzeitige oberseitige Mine des Blatttütenfalters lässt sich hier nur erahnen. - Foto: Helge May
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Mine der Robinien-Faltenminiermotte auf der Blattoberseite (links) und Unterseite (rechts)- Foto: Helge May
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Mine von Faltenminiermotte (Blattunterseite, links) und Blatttütenfalter (Blattoberseite, rechts) - Foto: Helge May
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Verlassene Minen der Robinien-Faltenminiermotte, das zerstörte Blattgewebe hebt sich braun ab. - Foto: Helge May
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Mine der Faltenminiermotte (weiß) und Galle der Blattrollgallmücke auf Robinie - Foto: Helge May
Robinien-Faltenminiermotte (Phyllonorycter robiniella alias Macrosaccus robiniella)
- Der Kleinschmetterling hat eine schwarz-weiß-rotbraune Musterung und sieht damit der verbreiteten Rosskastanien-Miniermotte recht ähnlich (siehe Foto oben auf der Seite). Im Gegensatz zum Blatttütenfalter lebt die Raupe der Miniermotte auf der Blattunterseite. Die untere Blattschicht sieht wie dünnes Pergament aus, die Form der Mine ist relativ gleichmäßig oval. Auf der Blattoberseite ist die Mine nur als leicht gepunktete Fläche sichtbar.
- Heimat nordwestliche USA. In Europa erstmals 1983 in der Schweiz festgestellt. Verbreitung wohl bereits von den Niederlanden bis nach Polen und Weißrussland sowie in Italien und Slowenien. Im Naturgucker bisher punktuell entlang des Rheins und in Großstädten wie Stuttgart, Hamburg und Berlin registriert.
Robinien-Blattrollgallmücke (Obolodiplosis robiniae)
- Durch Bisse und dabei ins Blatt abgegebene Stoffe löst die winzige schwarze Gallmücke ein Einrollen des Blattrandes zur Unterseite hin aus. Im Schutz der so entstehenden Blattgalle entwickeln sich dann bis zu vier Larven.
- Heimat nordwestliche USA. In Europa erst 2003 in Italien nachgewiesen. Verbreitung wohl bereits in weiten Teilen des Kontinents einschließlich England und Südskandinavien. Im Naturgucker bisher punktuell an Oberrhein und Mosel sowie im Raum Berlin gemeldet.
- Verwechslungsgefahr: Während die Gallmücke in der Regel eine kleine randliche Rolle ausbildet, die nur einen Teil der Blattlänge umfasst, erzeugt die Robinien-Blattrandrollgallmilbe (Aculpos allotrichus) ein Einrollen auf ganzer Länge, oft beidseitig. Diese Milbe wurde im NABU-Naturgucker bisher noch nicht dokumentiert, aus den Niederlanden sind aber Vorkommen bekannt.
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Auch das gibt es: Sogenannter Buchtenfraß an Robinienblättern. Dieses Fraßbild ist typisch für bestimmte Rüsselkäfer. - Foto: Helge May
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Der Täter wurde in flagranti auf dem Nachbarblatt erwischt: ein Großer Lupinen-Blattrandrüssler, der an verschiedenen Schmetterlingsblütlern frisst, eben auch an Robinien. - Foto: Helge May
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Auch Blattläuse fressen gerne an Robinien, unter anderem Goldregen-Blattlaus und Schwarze Bohnenblattlaus - in diesem Fall nicht artgenau bestimmbar. - Foto: Helge May
Naturgucker-Meldelinks
- Beobachtungen des Robinien-Blatttütenfalters melden
- Beobachtungen der Robinien-Faltenminiermotte melden
- Beobachtungen der Robinien-Blattrollgallmücke melden
- Robinien-Blatttütenfalter (Lepiforum)
- Robinien-Faltenminiermotte (Lepiforum)
- Robinien-Blattrollgallmücke (Plant Parasites of Europe)
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