Knabbern in Reih und Glied: Gespinstmottenraupen an Pfaffenhütchen - Foto: Helge May
Kein Grund zur Sorge
Im Frühjahr machen sich die Gespinstmotten ans Werk


Auch große Dinge fangen ganz klein an. In der ersten Fraßphase im April muss man schon sehr genau hinschauen, um den Gespinstmotten-Nachwuchs zu entdecken. Gerade mal einen Millimeter groß, haben die Räupchen in ihrer geschützten Behausung an einem jungen Zweig überwintert. Zunächst fressen sie von innen heraus Blattknospen an, sobald die Blätter des Wirtsbaumes oder -strauchs sich entfaltet haben, legen die Larven gemeinschaftlich ein erstes Gespinst an. Bald schon wandern sie sie zum Triebende. Die Larven sind jetzt fast einen Zentimeter lang und fangen an, die Zweige kahlzufressen. Spätestens jetzt fällt ihr Werk auch weniger aufmerksamen Spaziergänger*innen auf.
Wenn Ende Mai/Anfang Juni die letzte Raupenphase erreicht ist, steigert sich der Appetit noch einmal gewaltig. Oft sind die besiedelten Traubenkirschen, Pfaffenhütchen oder Schlehen von den weißen Gespinsten der Tiere vollständig bedeckt und ebenso komplett wird ihr gesamtes Blattwerk aufgefressen. Für die Gehölze ist das zwar unwillkommener Stress, aber im Normalfall treiben sie später ein zweites Mal aus und im Sommer sieht alles wieder weitgehend normal aus.
Im Laufe des Juni verpuppen sich die Raupen und gegen Anfang Juli schlüpfen die Falter. Die meisten der bei uns vorkommenden Gespinstmottenarten haben weiße Vorderflügel mit schwarzen Punkten. Die eher graubraunen Hinterflügel bleiben verborgen, wenn die Falter in typische Manier mit zusammengeklappten Vorderflügeln auf einem Blatt oder eine Blüte sitzen. Mit der Eiablage und dem Schlüpfen der Jungräupchen im August beginnt der Gespinstmottenkreislauf von neuem.
Das halbe Dutzend an Gehölzen fressender heimischer Gespinstmotten-Arten ist übrigens sehr schwer auseinanderzuhalten. Am ehesten gelingt das noch über die Raupen, denn die meisten Arten haben sich auf bestimmte Bäume und Sträucher spezialisiert.
- Falter oder Raupen nicht näher bestimmt
- Raupen an Pfaffenhütchen (Yponomeuta cagnagella)
- Raupen an Traubenkirsche oder Ulme (Yponomeuta evonymella)
- Raupen an Schlehe, Weißdorn, Pflaume/Zwetschge oder Eberesche (Yponomeuta padella)
- Raupen an Apfelbaum (Yponomeuta malinellus)
- Raupen an Weide (Yponomeuta rorrella)
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