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Jetzt NABU-Mitglied werden!Wie zuverlässig sind die Beobachtungsdaten?
Ein Interview zum Naturgucker-Portal



Blick durchs Fernglas - Foto: NABU/Eric Neuling
Fragen an Olaf Strub, Geschäftsführer des NABU Rheinland-Pfalz, und Stefan Munzinger, Initiator von naturgucker.de.
Der Naturgucker ist ein soziales Netzwerk für Naturbeobachter und Naturfreunde, das seit Februar 2008 online ist. Wie hat es sich seither entwickelt?
Munzinger: Heute machen bereits 78.000 Beobachter mit, die mehr als elf Millionen Beobachtungen und 1,8 Millionen Naturbilder veröffentlicht haben. [Stand Mai 2020]
Strub: Schon kurz nach dem Start ist auch der NABU eingestiegen. Für uns war besonders wichtig, dass sich hier erfahrene und weniger erfahrene Naturbeobachter zusammen finden. Aber auch der riesige Datenfundus, der wichtige Hinweise bei Stellungnahmen zu Planungen liefern kann, hat uns überzeugt.
Stellen nicht gerade die weniger erfahrenen Beobachter ein Problem für die Zuverlässigkeit der Daten dar?
Munzinger: Bei uns sind die Beobachter selbst für ihre Daten verantwortlich. Wir bieten ihnen mehrfache Unterstützung an: Bereits bei der Eingabe gibt es einen Fachhinweis, wenn eine Beobachtung unwahrscheinlich erscheint. So kann der Beobachter selbst entscheiden, ob er etwas meldet oder eben nicht. Eine zweite Ebene stellt die Gemeinschaft aller Beobachter dar. Da alle Beobachtungen und Bilder direkt kommentiert werden können, erhält ein Beobachter in Zweifelsfällen schnell eine Rückmeldung von anderen.
Strub: Viele unsichere Beobachter fragen auch erfahrene Beobachter um Rat. Und gerade weil sich Anfänger in den allermeisten Fällen ihrer erst entstehenden Kenntnisse bewusst sind, liefern sie überwiegend sehr gute Daten. Die zunächst skeptischen NABU-Artkenner waren überrascht, auf welchem hohen Niveau in den Kommentaren Bestimmungsmerkmale diskutiert werden.
Die Naturgucker-Daten sind also fehlerfrei?
Strub: Der NABU in Rheinland-Pfalz stellt über den sogenannten Artenfinder Naturgucker-Daten dem Land Rheinland-Pfalz für naturschutzfachliche Planungen zur Verfügung. Dabei waren von 40.000 Beobachtungen nur knapp zwei Prozent so, dass wir diese nicht ohne Nachfrage weiter geben konnten.
Munzinger: Das ist ein guter Wert, den beispielsweise auch das unter anderem von der Cornell University betriebene große US-Beobachtungsnetzwerk „eBird“ für seine Daten angibt.
Damit setzt NABU-Naturgucker.de auf ein Wikipedia-ähnliches System der gegenseitigen Kontrolle im Netz.
Munzinger: In der Hauptsache ja. Ein solches Modell ist leistungsfähiger als jeder personengebundene Ansatz. Tausende Köpfe wissen halt mehr als einige wenige.
Strub: Trotzdem gibt es zusätzlich einen Fachbeirat, in dem sich auch viele NABU-Aktive engagieren. Dieses Gremium steht für knifflige Nachfragen zur Verfügung, wird aber auch von sich aus tätig.
Munzinger: Und wie die erreichte Datenqualität zeigt, ist das Drei-Ebenen-Modell des NABU-Naturguckers mit seiner Offenheit und durchgängigen Transparenz ein erfolgreiches Konzept.
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Wer Naturbeobachtungsdaten nutzt, möchte, dass diese möglichst fehlerfrei sind. Doch die „Verifizierung“ hat ihre Grenzen. Beobachtungen sind keine objektiven Messungen. Möglich ist nur, ihre Glaubhaftigkeit im Kontext des jeweiligen Wissens zu einem bestimmten Zeitpunkt abzuschätzen. Mehr →