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Jetzt NABU-Mitglied werden!EU-Energiestrategie: Nicht genug Klimaschutz
EU-Kommission präsentiert Strategie zur Energieintegration
08. Juli 2020 – Die neue Strategie umfasst die Förderung von Energieeffizienz, Elektrifizierung, erneuerbare und kohlenstoffarme Brennstoffe, Energieinfrastruktur und Digitalisierung und bessere Strommärkte für die Dekarbonisierung.
Ein zu starker Fokus auf fossiles Gas
Wichtige Eckpfeiler der vorgestellten Strategie sind die Elektrifizierung und Energieeffizienz. Eine Handreichung für Mitgliedstaaten und ein vager Hinweis auf nachfolgende Gesetzesinitiativen müssten mit einem höheren EU-Ziel für Energieeffizienz und konkreten Maßnahmen einhergehen. Auch die vom NABU -geforderte Elektrifizierung, das heißt ausreichend Infrastruktur in Form von Stromnetzen zur Versorgung bereitzustellen, ist in der Strategie priorisiert worden. Hier werden Förderungsmöglichkeiten für die anstehende Renovierungswelle, inklusive Wärmepumpen, aufgezeigt. Die Elektrifizierung ist in der Strategie jedoch an die Bedingungen niedriger Kosten und technischer Möglichkeiten geknüpft. Die EU-Kommission hat zudem ihre Chance vertan, um fossile Energieträger vollends aus dem Energiemix der Zukunft zu streichen. Der Einsatz von zu viel fossilem Gas bis zum Jahr 2050 ist nicht mit den Pariser Klimazielen vereinbar.
Warum brauchen wir ein integriertes Energiesystem?
Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, braucht es einen ganzheitlichen, sektorenübergreifenden Ansatz. Dieser kann unter anderem durch ein integriertes Energiesystem sichergestellt werden. Mit dem naturverträglichen Ausbau der kosteneffizienten erneuerbaren Energien erhöht sich der Bedarf an Flexibilität im System und Erzeugung und Verbrauch müssen stärker miteinander verschränkt werden. Verbraucher, die über dezentrale Erzeugungs- und Speicheranlagen (Photovoltaik , Elektromobilität, Wärmespeicher, Wärmepumpen, etc.) Energie in das System einspeisen und flexibel auf Schwankungen in der Erzeugung reagieren, können so zur Systemsicherheit beitragen und ineffiziente, teure, auf fossilen Brennstoffen basierende Technologien und Reservekapazitäten können schneller auslaufen. Die Laststeuerung kann die Stromnachfrage flexibilisieren und Kosten senken.
Fallstricke: Biomasse und Offshore-Wind
Ein weiterer Fallstrick der Strategie liegt in der Rolle, die Biomasse und Offshore-Wind zuteil wird. Im Transportsektor soll die Quote für Biogas und Biokraftstoffe im kommenden Jahr erhöht werden. Die Menge an Biokraftstoffen, die aus nachhaltiger Biomasse gewonnen werden kann, ist aufgrund national und global vorhandener Anbauflächen für die Produktion begrenzt Statt die energetische Nutzung von Biomasse zu fördern, sollte die naturverträglichere und flächeneffizientere Wind- und Solarenergie genutzt werden.
Die für Oktober angekündigte Offshore-Windenergie- Strategie sieht vor, dass die derzeitige EU-weite Leistung von 22 Gigawatt bis 2050 auf 300-450 Gigawatt erhöht werden soll – eine drastische und ungeplante Expansion. Die vorgestellte Strategie will den Ausbau von erneuerbarem Wasserstoff mit Offshore-Wind verbinden – dies würde zusätzliche Offshore-Windenergie-Kapazitäten in bereits übernutzten Ökosystemen notwendig machen. Viel eher muss die EU ihren Energie- und Ressourcenverbrauch verringern sowie die ökologischen Belastungsgrenzen der Meere beim Ausbau der Off-Shore-Windenergie berücksichtigen.
Es ist gut und richtig, dass die Strategie der EU-Kommission Wasserstoff als Alternative für schwer zu dekarbonisierende Industrien nutzen möchte. Jedoch kommt es beim Wasserstoff auch darauf an, wie er hergestellt wird. Der grüne Wasserstoff, also ein erneuerbares Gas könnte für bestimmte Sektoren interessant sein. Die Kommission schlägt eine verpflichtende Quoten für eben jenen grünen Wasserstoff vor, jedoch liegt der Fokus der Strategie auf dekarbonisierten Gasen, also z.B. aus Erdgas hergestellter Wasserstoff. Dieser fossile Wasserstoff soll durch die Nutzung von CO2-Abscheidung und Nutzung (CCU) gerechtfertigt werden.
NABU-Anforderungen an ein integriertes Energiesystem
- Die Integration des Energiesystems sollte durch eine Erhöhung der Ambitionen für eine Minderung der Treibhausgasemissionen um mindestens 60 Prozent, besser 65 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990 (ohne Klimakompensationen) und bis 2050 eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 95 Prozent angeregt werden.
- EU-Energieziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz bis 2030 sollten erhöht werden, um die strategische Richtung für die Transformation des Energiesystems vorzugeben.
- Risiken für ein integriertes Energiesystem sieht der NABU in der Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf weitere Sektoren wie den Verkehr und Gebäude.
- Abbau der Subventionen für fossile Brennstoffe in Form von staatlichen Beihilfen (wie Kapazitätsmechanismen für fossile Brennstoffe, aber auch für die Kernenergie),
- Planung und finanzielle Unterstützung für die künftige naturverträgliche Energieinfrastruktur sollten mit dem Pariser Klimaabkommen, Biodiversitätszielen und dem Europäischen Grünen Deal vereinbar sein. Vorgesehene Investitionen in fossile Gasinfrastruktur müssen auf die Förderung naturverträglicher erneuerbarer Energien umgelenkt werden.
- Politische Maßnahmen zur Unterstützung der künftigen Energieinfrastruktur der EU sollten prüfen, wie die Übertragungsnetze durch eine bessere Abstimmung von Angebot und Nachfrage im Bereich der erneuerbaren Energien auf der Ebene der Verteilnetze entlastet werden könnten.
- Im Rahmen der TEN-E Verordnung fordert der NABU einen Umbau zu einem 100 prozentigen naturverträglichen erneuerbaren Energiesystem. Für den TYNDP muss eine strategische Umwelt- und Klimaverträglichkeitsprüfung eingeführt werden.
- Die Entwicklung von grünem, erneuerbarem Wasserstoff sollte von der EU anhand der Pariser Klimaziele geprüft werden und entsprechende Ergebnisse in der EU- Wasserstoffstrategie berücksichtigt werden. Diese sollte in Verschränkung mit der Smart Sector Integration Strategy sicherstellen, dass gesetzt dem Fall einer positiven Prüfung, neue PtX-Träger nur erneuerbar erzeugt werden. Eine entsprechende Nachweisführung sollte sichergestellt werden.
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Was lange währt, wird nicht immer gut: Sechs Monate nach der Frist hat Deutschland seinen nationalen Energie- und Klimaplan bei der EU-Kommission eingereicht. Kann Deutschland damit einen fairen Beitrag zur naturverträglichen Energiewende in Europa und damit zur Rettung des Klimas leisten? Der NABU bewertet den deutschen Plan. Mehr →
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