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Mehr erneuerbare Energien wagen
12. März 2020 - Zur heutigen Ministerpräsidentenkonferenz fordern wir den Ausbaudeckel für Photovoltaik aufzuheben. Außerdem müssen die Bundesländer, eigene und verbindliche Ausbauziele für erneuerbare Energien festlegen. Für den naturverträglichen und gesellschaftlich akzeptierten Windenergie-Ausbau braucht es zudem eine Steuerung über regionale Planung.
Pro Jahr brauchen wir einen Netto-Windenergie-Zubau von vier Gigawatt, damit unser Strom bis 2030 zu 65 Prozent erneuerbar wird. Da hilft es nichts, wenn die Länder reihum mit dem Finger aufeinander zeigen und die Verantwortung beim anderen abladen. Jedes Bundesland muss jetzt seinen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren verbindlich zusagen. Eine bundesweite Koordination muss dabei sicherstellen, dass die Länderziele insgesamt den bundesweiten Bedarf decken und eingehalten werden. Anschließend müssen die Länder klar und rechtssicher festlegen, welche Gebiete für Windenergie-Anlagen geeignet sind und welche nicht, etwa weil dort Dichtezentren bedrohter Arten liegen. Dazu ist in jedem Bundesland eine flächendeckende Regionalplanung notwendig. Mit ihr können Bürger frühzeitig beteiligt und der Natur- und Artenschutz sowie regionale Besonderheiten ausreichend berücksichtigt werden, um die akzeptiertesten und naturverträglichsten Standorte zu finden. Das gibt Rechtssicherheit für alle Seiten und beschleunigt die Genehmigungsprozesse. Eine gute Regionalplanung führt damit zu mehr Akzeptanz für die Windkraft als jede Scheinlösung in Form pauschaler Abstände zur Wohnbebauung.
Infografik zum Download
Eine flächendeckende Regionalplanung haben aktuell lediglich die Länder Hessen und Schleswig-Holstein sowie die östlichen Flächen-Bundesländer. In diesen sieben Ländern kommt es nachweislich zu weniger Konflikten mit dem Artenschutz. Besonders viele Auseinandersetzungen entstanden hingegen in Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachen, wo der Ausbau der Windenergie bislang nicht über eine Regionalplanung gesteuert wird.
Zahlen, Daten, Fakten zur Infografik
Eine funktionierende übergeordnete Regionalplanung zur Ermittlung und Festlegung von Standorten für Windenergieanlagen ist Voraussetzung für den naturverträglichen Ausbau der Windenergie. Durch die Festlegung von Windeignungsgebieten auf regionaler Ebene bei gleichzeitigem Ausschluss aller anderen Flächen können Naturschutzaspekte wesentlich besser berücksichtigt werden, als wenn die Planung für jede Kommune getrennt erfolgt oder gar der Bau von Windrädern im Prinzip überall möglich ist.
Die Infografik zeigt, dass eine entsprechende Regionalplanung inzwischen in sieben von 13 Flächenbundesländern erfolgt (grün). In den übrigen sechs Ländern (rot), allesamt im Westen, gibt es keine regionale Planung und daher wesentlich größere Akzeptanzprobleme und Naturschutzkonflikte.
Dies spiegelt sich in der Zahl der bisher durch den NABU erhobenen Klagen gegen Windparkgenehmigungen wider: Von insgesamt 43 NABU-Klagen in den Flächenbundesländern entfallen 30 (70 Prozent) auf die Länder ohne zentrale Windenergieplanung, aber nur 13 (30 Prozent) auf die übrigen Länder. Einige dieser 13 Klagen wurden eingereicht, bevor in den betroffenen Ländern die zentrale Planung von Windenergiestandorten eingeführt wurde. In Mecklenburg-Vorpommern basieren die meisten NABU-Klagen auf der unzureichenden Berücksichtigung des seltenen Schreiadlers in frühen Regionalplänen. Niedrige Klagezahlen in den südlichen Bundesländern ergeben sich aus der geringen Zahl dort bisher genehmigter Windparks. Die NABU-Klagen betreffen insgesamt nur etwa 0,5 Prozent der bisher etwa 6.000 erteilten Windpark-Genehmigungen.
Mehr erneuerbare Energien wagen
Passend zur Ministerpräsidentenkonferenz am 12. März 2020 hatten wir mit 14 anderen Umwelt- und Energieverbänden einen Offenen Brief an die Regierungschef*innen der Länder geschrieben. Unser Apell: Mehr erneuerbare Energien wagen! Wir erhofften uns ein Aufbruchssignal. Denn genau das braucht der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dazu gehört nicht nur die notwendige Regulierung, sondern vor allem auch eine von Entschlossenheit und Zuversicht geprägte politische und kommunikative Flankierung. Dies ist nicht nur die Basis für notwendige gesellschaftliche Akzeptanz, sondern auch für ein positives Investitionsklima zugunsten aller Energiewende-Technologien.
Das Aufbruchssignal blieb leider aus
Die Gespräche wurden während der Ministerpräsidentenkonferenz stark von der aktuellen Krise zum Coronavirus dominiert. Es wurde festgestellt dass es zum Thema Energiewende und den Unteraspekten noch zu großen Beratungsbedarf gibt und somit wurde die weitere Diskussion in eine externe Bund-Länder-Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Bundestagsfraktionen, der Ministerpräsidenten und der Bundesregierung, verlagert. Die Arbeitsgruppe wird sich die nächsten Wochen gezielt mit den aktuellen Hürden des weiteren Voranschreitens der Energiewende in Deutschland beschäftigen. Aber die Zeit drängt und wir brauchen jetzt Lösungen!
Umweltverbände gemeinsam für mehr Windenergie
Bereits Ende Januar haben sich darüber hinaus die Umweltverbände auf ein Thesenpapier verständigt, um den naturverträglichen Ausbau der Windenergie zu beschleunigen. Neben der verbindlichen Regionalplanung schlagen wir Lösungen für eine zielführende Ausgestaltung von artenschutzrechtlichen Ausnahmen vor: Voraussetzung für eine Erteilung der Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG muss die Absicherung der Population gefährdeter Arten durch Artenhilfsprogramme inklusive eines Monitorings mit Wirkungskontrolle sein.
Offener Brief zum Download
Gemeinsam mit anderen Umweltverbänden fordert der NABU dringend den rascheren und gleichzeitig naturverträglichen Windenergieausbau. Nur wenn die Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt wird, halten wir die Mega-Klimakrise auf. Mehr →
Wirtschaftsminister Altmaier hat Vertreter*innen der Länder, von Umweltverbänden, Anti-Windkraft-Inititativen und der Windindustrie zum Krisengespräch eingeladen. Der NABU mahnt, dass die Artenschutzprobleme der Windenergie nicht wegzudiskutieren sind, vielmehr muss eine konstruktive Lösung her. Mehr →
Mit ihrem vorgestellten EU-Klimagesetz zückt die Europäische Kommission leider ein stumpfes Schwert im Kampf gegen den Klimawandel. Fatal ist, dass die Entscheider*innen völlig verkennen, wie wichtig gesunde Wälder, Moore und Meere als natürliche Treibhausgas-Senken sind. Mehr →