Den Winter verbringen unsere heimischen Turteltauben in Afrika südlich der Sahara. - Foto: Mathias Schäf
Abflug ins Wintergebiet steht bevor
Neu besenderte Turteltauben auf dem Weg nach Afrika begleiten
31. Juli 2020 - Noch sind unsere besenderten Turteltauben im Brutgebiet, doch etwa ab Mitte August werden sie sich auf den Weg in ihre afrikanischen Wintergebiete machen. Zu den bekannten Turteltauben gesellen sich in diesem Jahr vier neue Tauben, die wir im Sommer mit einem Satellitensender ausgestattet haben.
Frisch getauft per Wettbewerb
Für die diesjährigen Tauben haben wir die Namen mit einem Namenswettbewerb ausgesucht. Sie heißen nun Frieda, Julia, Romeo und Taubert. Herzlichen Dank an alle Teilnehmer*innen! Ausführliche Berichte über die Besenderungen der einzelnen Tauben finden Sie in unserem Blog.
Unsere neuen Tauben im BlogDie frisch getauften Turteltauben wurden zwischen dem 5. und 13. Juni 2020 bei Cleeberg und Hungen im mittelhessischen Landkreis Gießen mit einem fünf Gramm schweren ARGOS-Satellitensender ausgestattet. Wo die exakten Standorte der Nester sind oder wie viele Jungen die Vögel großziehen, kann mit diesen Sendern nicht herausgefunden werden, da die Genauigkeit bei diesen kleinen Geräten um einige hundert Meter variieren kann. Ziel der Besenderung ist es jedoch nicht das detaillierte Brutgeschehen abzubilden sondern die Tiere auf ihrem langen Zugweg und währen ihrer Überwinterung in der Sahelzone Afrikas begleiten zu können.
Verschiedene Zugrouten
Unsere Sendertauben werden sich ab Mitte August auf den etwa 5.000 Kilometer weiten Weg begeben und dabei Mittelmeer und Sahara queren. Bereits 2019 hat der NABU mit seinem Partner, der Arbeitsgruppe für Verhaltensökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, vier Turteltauben besendert. Durch dieses Projekt hat sich gezeigt, dass alle drei in der brandenburgischen Lausitz besenderten Vögel Cyril, Jenny und Luciano einer Zugroute östlich der Alpen folgten und über den Balkan und Italien das Mittelmeer überflogen, während das hessische Turteltaubenweibchen Melanie die Westroute über Frankreich und Spanien nutzte.
Damit konnte zum ersten Mal beobachtet werden, dass für die Art eine sogenannte Zugscheideinnerhalb Deutschlands existiert. Das bedeutet, dass es eine Art imaginäre Linie gibt, die die Trennung verschiedener Zugrouten von Vögeln einer Art aufzeigt. Wenn alle in diesem Jahr in Hessen besenderten Vögel ebenfalls den westlichen Zugweg nehmen, wäre diese Theorie weiter abgesichert.
Die zeitlichen und räumlichen Kenntnisse zu den Zugwegen und den Überwinterungsgebieten sind auch für den Schutz der Turteltauben enorm wichtig. Sie ist die aktuell am drittstärksten in Deutschland zurückgehende Art und schwächelt in ganz Westeuropa. Das liegt zum Beispiel daran, dass sie zu wenige Jungen in der heimischen intensiv genutzten Kulturlandschaft erfolgreich aufziehen kann. Außerdem werden Turteltauben unter anderem in Spanien, Italien, Griechenland und Malta während des Herbstzugs legal bejagt. Wir wissen nun, dass Turteltauben aus Deutschland auf beiden Zugrouten dieser Gefahr unterliegen und die Bundesregierung daher auch in beiden Regionen Schutzbemühungen verstärken muss.
Probleme im Winterquartier
Haben die Turteltauben ihre Wintergebiete in der Sahelzone südlich der Sahara erreicht, machen ihnen hier Klimaveränderungen und eine nicht nachhaltige Landnutzung zu schaffen: Hier finden sie nicht ausreichend Wasser, Nahrung und schützende Bäume. Wichtige Indizien zu diesem Phänomen könnte sein, dass drei der Sendertauben aus dem letzten Jahr im Niger und in Mali verendeten. Andererseits hat die vom NABU mit dem Partner BirdLife Malta besenderte Turteltaube Francesco den Weg zwischen Italien und Ghana nun schon drei Jahre erfolgreich zurückgelegt.
Wir sind gespannt, welche spannenden Erkenntnisse unsere diesjährigen Neuzugänge liefern können und hoffen damit unsere Schutzbemühungen weiter präzisieren zu können.
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