Symbolische Scheckübergabe für den Internationalen Moorschutzfonds (v.l.n.r.): Olaf Tschimpke (NABU-Präsident), Thomas Tennhardt (NABU-Vizepräsident), Lars-Henner Santelmann (Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der Volkswagen Financial Services AG), Wolfram Thomas (Konzernbeauftragter für Umwelt, Energie und Neue Geschäftsfelder der Volkswagen AG) und Leif Miller (NABU-Geschäftsführer). - Foto: Malte Krause (VWFS)
Moorschutz nun auch international
Internationaler Moorschutzfonds startet mit Umsetzungsprojekten in Polen
-
-
Hochmoorkomplex in Estland - Foto: NABU/Tom Kirschey
-
Auch das Kusowo-Moor bei Szczecinek in Westpommern – eines der wertvollsten Hochmoore Polens – soll vom Internationalen Moorschutzfonds profitieren. Hier soll der Wasserhaushalt der Landschaft stabilisiert werden. - Foto: NABU/Tom Kirschey
-
NABU-Planungsworkshop zum LIFE-Projekt in Tartu, Estland - Foto: NABU/Tom Kirschey
05. August 2015 – Moore sind von immenser Bedeutung für unser Klima. Nach jahrelanger Arbeit für unsere heimischen Moore erweitert der NABU seine Moorschutzarbeit nun auch über die Grenzen hinaus aus – mit dem neu gegründeten Internationalen Moorschutzfonds.
Nicht nur in Deutschland ist ein Großteil der Moore zerstört. In ganz Europa haben Land- und Forstwirtschaft jahrhundertelang Raubbau an den Flächen betrieben. Dabei sind Unmengen an klimaschädlichen Gasen entwichen. Mit dem internationalen Moorschutzfonds wollen wir nun möglichst viele Moore wiedervernässen, um so wertvolle Lebensräume zu sichern und das Klima zu schützen.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke
Unterstützt wird der NABU dabei von der Volkswagen Financial Services AG. Im Moor bei Krakulice, im Słowiński Nationalpark nordwestlich von Gdańsk, überreichten Lars-Henner Santelmann, Vorstand für Vertrieb und Marketing der Volkswagen Financial Services AG, und Wolfram Thomas, Konzernbeauftragter für Umwelt, Energie und Neue Geschäftsfelder der Volkswagen AG, dem NABU einen symbolischen Scheck über eine Million Euro. Damit sollen in den kommenden fünf Jahren die ersten Projekte angestoßen werden.
Für den Volkswagen Konzern spielt das Thema Biodiversität eine wichtige Rolle. Mit den gemeinsamen Anstrengungen für den Moorschutz erzielen wir äußerst positive Effekte für den Klimaschutz, die Artenvielfalt sowie den Schutz von Ökosystemen und natürlichen Ressourcen, wie zum Beispiel Wasser.
Wolfram Thomas, Konzernbeauftragter für Umwelt, Energie und Neue Geschäftsfelder der Volkswagen AG
Schon seit langer Zeit setzten sich die beiden Kooperationspartner für den Moorschutz ein. Dafür gründeten sie vor fünf Jahren den Deutschen Moorschutzfonds. Damit konnten in Deutschland 13 Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Gleiches soll nun auch auf internationaler Ebene erfolgen.
Grenzüberschreitende Renaturierung
Als ein erstes Projekt ist derzeit eine länderübergreifende Renaturierung mit Partnern und Moorflächen in Polen, Litauen, Lettland, Estland und Deutschland geplant. Dabei sollen insgesamt bis zu 10.000 Hektar wiedervernässt werden – eine Fläche in etwa so groß wie die Städte Kassel, Gelsenkirchen oder Mainz.
Auch die torfbildende Vegetation soll wieder hergestellt werden, damit neuer Torf entstehen kann und so die Kohlenstoffspeicher-Funktion der Moore wiederhergestellt wird. Das Gesamtvolumen des Projektes beträgt 6,5 Millionen Euro. Es soll im September 2015 bei der EU beantragt werden. Aus dem Internationalen Moorschutzfonds werden dafür 750.000 Euro bereitgestellt. Die polnischen Projektflächen liegen dabei im Słowiński Nationalpark bei Gdańsk.
Ein weiteres Gebiet, das direkt vom Internationalen Moorschutzfonds profitieren soll, liegt in der Region Westpommern. Hier soll in drei der wertvollsten Hochmooren Polens der Wasserhaushalt wieder stabilisiert werden, um die Moore fit für den Klimawandel zu machen.
Bei der Auswahl der Flächen arbeitet der Internationale Moorschutzfonds streng nach wissenschaftlichen Vorgaben. Gleiches gilt für das Monitoring der biologischen Vielfalt und die Überprüfung der jeweiligen Treibhausgasbilanz der Moore. Grundlage bildet eine eigens erstellte Analyse, die die Möglichkeiten für die Wiederherstellung von Mooren in Osteuropa und Westsibirien untersuchte.
Moore, die mächtigen Treibhausbinder
Aus klimapolitischer Sicht gehören Moore zu den wichtigsten Ökosystemen. In intaktem Zustand binden sie Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Werden sie durch Entwässerung jedoch gestört, entweichen große Mengen an Treibhausgasen. Obwohl Moorböden nur auf etwa drei Prozent der Erdoberfläche vorkommen, verursachen sie im trockenlegten Zustand 16 Prozent aller vom Menschen verursachten CO2-Emissionen.
Zerstörte Moore sind eine unsichtbare tickende Zeitbombe für das Weltklima. Ihre Funktion als wertvoller Kohlenstoffspeicher muss endlich auch in der internationalen Klimapolitik stärker beachtet werden. Denn bis heute werden Moore in der UN-Klimarahmenkonvention nicht angemessen berücksichtigt. Spätestens im Dezember bei der UN-Klimakonferenz in Paris muss sich das ändern, dann muss die globale Rolle der Moore neu bewertet werden, fordert der NABU.
Mehr zum Moorschutz
Nicht nur durch exzessive Nutzung fossiler Energieträger schädigt der Mensch das Klima, sondern auch durch die Zerstörung kohlenstoffreicher Ökosysteme wie Moore, Wälder, Feuchtgebiete und Grünland. Mehr →
Zum Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar fordert der NABU die Politik auf, die wertvollen Ökosysteme unserer Natur besser zu schützen. Ihre anhaltende Nutzung zerstört den Lebensraum einzigartiger Tiere und Pflanzen sowie wichtige CO2-Speicher. Mehr →
In Russland und weltweit werden riesige Moore trockengelegt, um Landwirtschaftsflächen zu schaffen und Torf zu gewinnen. Entwässerungsgräben trocknen den Lebensraum aus. NABU International hat geholfen, das Wasser im Moor zu halten und hat vor Ort über das Thema aufgeklärt. Mehr →
Die Brände in Russland haben alarmierende Folgen für das Weltklima. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern könnten zwischen 30 und 100 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid entstanden sein. Mehr →