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Jetzt NABU-Mitglied werden!Jede fünfte Zugvogelart im Rückgang
Studie „Vögel in Deutschland 2012“ erschienen
25. Oktober 2013 - Bei einem Fünftel der wandernden Vogelarten, die in Deutschland vorkommen, sind die Bestände rückläufig. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Vögel in Deutschland 2012“, die speziell den Vogelzug beleuchtet. Wichtige Ursachen für den Rückgang der Zugvogelarten sind die verschlechterten Lebensbedingungen in großflächigen strukturarmen Agrarlandschaften sowie der Klimawandel.
Konkret nahmen in den letzten 25 Jahren die Rast- oder Überwinterungsbestände von 64 (= 21 Prozent) der 305 wandernden und regelmäßig in Deutschland auftretenden Vogelarten ab. Die besorgniserregende Entwicklung zeigt sich zum Beispiel bei Raufußbussard und Ohrenlerche. Die Autoren der Studie vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) fordern daher erhöhte Schutzanstrengungen.
Zugzeiten verschieben sich
„Es zeigt sich, dass der Klimawandel nicht ohne Folgen für die Zugvögel bleibt. Die Zugzeiten der Vögel verschieben sich meist nicht synchron zu den Änderungen in der jahreszeitlichen Vegetations- und Insektenentwicklung. Der Bruterfolg verringert sich dadurch und die Arten werden seltener“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel.
„Insbesondere viele Singvögel und Greifvögel der offenen Kulturlandschaft sind stark betroffen. Die aktuelle Bestandssituation der wandernden Vogelarten, die in der Agrarlandschaft rasten, zeigt dringenden Handlungsbedarf an“, mahnte Bernd Hälterlein, Vorsitzender des DDA.. „Die Rastbestände von über 35 Prozent aller Arten, die die offene, landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft außerhalb der Brutzeit zur Rast und Nahrungssuche aufsuchen, nehmen in Deutschland ab.“
Auch wenn der Abnahmetrend insgesamt bei den Vogelarten negativ zu beurteilen ist, so bestätigt die Studie bei einzelnen Arten eine leichte Stabilisierung der Bestände. „Erfreulich ist der in den letzten 25 Jahren positive Trend bei Wanderfalke und Seeadler. Möglicherweise haben hier die Naturschutzmaßnahmen bereits gegriffen.“ so Beate Jessel.
Hintergrund
Geschätzte 50 Milliarden Vögel bewegen sich weltweit alljährlich auf ihren saisonalen Wanderungen zwischen Brutgebiet und Winterquartier. Die Distanz der Vogelwanderungen reicht je nach Vogelart von kleinräumigen Bewegungen auf regionaler Ebene bis hin zu Zugstrecken über mehrere Kontinente und viele tausend Kilometer. Einzelne Langstreckenzieher sind in der Lage, mehr als 10.000 Kilometer in jeder Zugsaison zurückzulegen. Dabei schaffen sie bis zu tausend Kilometer an einem Tag bei mittleren Geschwindigkeiten von 90 Stundenkilometern.
Die Studie „Vögel in Deutschland“ erscheint seit 2007 jährlich. Sie ist eine komprimierte Zusammenfassung aktueller Entwicklungen in der heimischen Vogelwelt. Der Schwerpunkt der diesjährigen aktuellen Studie liegt auf der Beschreibung der Bestandssituation ziehender Greifvögel und Eulen, Singvögel und anderer Nicht-Wasservogelarten. Die Ergebnisse des Vogelmonitorings basieren auf dem Engagement von bundesweit mehr als 5.000 ehrenamtlich tätigen Beobachterinnen und Beobachtern.
Strukturreichtum der Landschaft erhöhen
Zum Schutz der Arten sollten nach Ansicht der Autoren Stilllegungs- und Brach- sowie Ernteverzichtsflächen eingerichtet und der Strukturreichtum der Landschaft erhöht werden. „Wenn mehr Ernterückstände als wichtige Nahrungsressourcen auf den Felder verbleiben sowie auf einen schnellen Umbruch abgeernteter Felder verzichtet wird, dann kann sich die herbst- und winterliche Artenvielfalt in der Agrarlandschaft ebenfalls erhöhen und sogar den Bruterfolg im Folgejahr verbessern,“ ergänzte Christof Herrmann, Geschäftsführer der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten.
Maßnahmen international abstimmen
Die Studie zeigt deutlich, dass vor allem die südlich der Sahara überwinternden Langstreckenzieher erheblicher Schutzanstrengungen bedürfen. Beispielsweise werden sie in Südeuropa und Afrika immer noch Opfer von illegalem Massenfang. „Für die Verbesserung der Bestandssituation vor allem dieser Arten müssen zeitnah geeignete, international abgestimmte Maßnahmen ergriffen werden“, forderte Beate Jessel. „Um wirksame Strategien für einen nachhaltigen Zugvogelschutz entwickeln zu können, bedarf es einer konzertierten Erforschung grundlegender Zusammenhänge, die den gesamten Jahreslebensraum von Zugvogelpopulationen betrachtet", forderte Christof Herrmann.
- Download „Vögel in Deutschland 2012" (PDF)
- Bezug der gedruckten Fassung von „Vögel in Deutschland 2012" über den DDA-Schriftenversand, An den Speichern 6, 48157 Münster, Tel. 0251-2101400, schriftenversand@dda-web.de