Nur noch 50 Exemplare gibt es von den seltensten Delfinen der Welt: den Maui-Delfinen. - Foto: Steve Dawson
Schutz für den „Hobbit der Meere“
Jetzt handeln, bevor die kleinsten Delfine der Welt aussterben
04. Juli 2013 - Jüngst hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) die aktualisierte Rote Liste veröffentlicht und damit Menschen in aller Welt alarmiert: Von 70.294 untersuchten Arten stehen mit 20.934 fast ein Drittel vor dem Aussterben. „Man sollte meinen, dass die Staaten sich angesichts dieser erschreckenden Zahlen darum bemühen, das Aussterben weiterer Arten zu verhindern“, sagte Thomas Tennhardt, Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung. „Doch die neuseeländische Regierung sträubt sich seit Jahren dagegen, die kleinste Delfinart der Welt zu schützen – mit dem Ergebnis, dass die Maui-Delfine innerhalb kürzester Zeit aussterben, wenn nicht sofort etwas dagegen unternommen wird.
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Besonders durch die Fischerei mit Treib- und Schleppnetzen sind die Delfine stark bedroht. - Foto: Steve Dawson
Erst kürzlich hatte Barbara Maas, Leiterin Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung, als erste Vertreterin einer Nichtregierungsorganisation vor dem Wissenschaftlichen Ausschuss der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) über den kritischen Erhaltungszustand der seltensten Delfine der Welt berichtet und dringend empfohlen, die letzten 50 Maui-Delfine sofort und umfassend zu schützen. Dies wurde ermöglicht, weil Delfin-Freunde aus der ganzen Welt NABU International im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion unterstützt hatten. Darunter auch Prominente wie der neuseeländische Freitauch-Weltmeister William Trubidge und der Artenschützer Jean-Michel Cousteau.
IWC warnt vor dem Aussterben der Art
Nun wurde der Wissenschaftliche Abschlussbericht der IWC veröffentlicht. Er schließt sich der Einschätzung von NABU International an. Die IWC warnt davor, dass die Maui-Delfine aussterben könnten, sollte nur noch ein einziges weiteres Tier durch menschlichen Einfluss sterben. Anstatt weitere wissenschaftliche Informationen zu sammeln, wie von der neuseeländischen Regierung angedacht, empfiehlt der Ausschuss sofortige Maßnahmen mit höchster Priorität, um den Beifang von Maui-Delfinen zu stoppen. Dies beinhaltet laut IWC-Empfehlung den Stopp von gefährlichen Fangmethoden im Lebensraum der Maui-Delfine und eine Schaffung von großzügigen Pufferzonen.
Hector-Delfine und ihre engen Verwandten, die Maui-Delfine, sind die weltweit kleinsten Delfine. Fischerei mit Treib- und Schleppnetzen ist ihre größte Bedrohung. Seit Einführung dieser Fischereimethoden in den 1970er-Jahren ist der Bestand der Hector-Delfine um 75 Prozent von 29.000 auf 7.270 Tiere geschrumpft. Die Population der Maui-Delfine ging sogar noch drastischer zurück: von 1.800 Tieren im Jahr 1970 auf 50 Tiere. Davon sind heute weniger als 15 Weibchen im fortpflanzungsfähigen Alter. „Zurzeit sind weniger als 20 Prozent der Maui-Delfin-Lebensräume gegen die schädlichen Fangmethoden geschützt“, sagt Barbara Maas.
Verliert Neuseeland bald sein „grünes Image“?
Durchschnittlich sterben fünf Mauis pro Jahr in den Fischernetzen. Damit die Art überlebt, dürfte es höchstens einen Todesfall innerhalb von 10 bis 23 Jahren geben. „Wenn die neuseeländische Regierung nicht sofort handelt, werden die Mauis in spätestens 20 Jahren ausgestorben sein, vermutlich sogar schon viel früher. Dies wäre der erste Meeressäuger, der nachweislich durch menschliche Einwirkung ausstirbt“, sagt Barbara Maas. „Die neuseeländische Regierung ignoriert sogar Studien, die sie selbst in Auftrag gegeben hat, da ihr die Ergebnisse nicht genehm sind. Jetzt muss sich Neuseeland entscheiden: Will die Regierung weiterhin der Fischereiindustrie nach dem Mund reden? Dann wird sie ihre einzige endemische Walart verlieren – und damit auch ihr grünes Image.“
Während die letzten „Hobbits der Meere“ vor Neuseelands Küste um ihr Überleben kämpfen, ist Neuseeland damit beschäftigt, gemeinsam mit Australien Japan wegen seines Walfangs im Südpolarmeer bei dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag anzuklagen. „Es ist höchste Zeit, dass Neuseeland sich auch um seine kleinen Wale zu Hause kümmert“, sagt Barbara Maas.
Es gibt großartige Neuigkeiten: NABU International wurde eingeladen, vor dem Wissenschaftsausschuss der Internationalen Walfangkommission (IWC) über die Notlage der letzten 55 Maui-Delfine zu berichten. Mehr →