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Jetzt NABU-Mitglied werden!Ein gutes Jahr für die seltenen Löffler
NABU-Vogelwartin Julia Baer zählt auf Trischen 89 Nester
08. Juli 2013 - Die mitten im Nationalpark schleswig-holsteinisches Wattenmeer gelegene kleine NABU-Vogelinsel Trischen hat viele Besonderheiten zu bieten, so etwa Deutschlands einzige am Boden brütende Wanderfalken.
Die eigentlichen Stars Trischens aber sind inzwischen die Löffler. Bei der aktuellen Vogelerfassung konnte NABU-Vogelwartin Julia Baer auf den Salzwiesen jetzt 89 Löffler-Nester zählen, das sind doppelt so viele wie im Vorjahr. Einschließlich der meist schon flüggen Jungvögel ist die Kolonie derzeit 230 Tiere stark.
Ausbreitung nach Osten
Löffler brüten bei uns erst seit wenigen Jahren. Ausgehend von einer großen Kolonie in Holland breiteten sich die Vögel entlang der Küste nach Osten hin aus. Inzwischen brüten sie auf mehreren ost- und nordfriesischen Inseln. 2012, rund 20 Jahre nach der Erstansiedlung, wurden im gesamten deutschen Wattenmeer immerhin 421 Paare gezählt.
Auf Trischen ließen sich Löffler ab Mitte der 1990er Jahre regelmäßig beobachten. Häufig flogen auch Tiere an der Insel vorbei oder ließen sich in den Prielen zur Nahrungssuche nieder. 2001 war es dann aber soweit: Die Löffler gründeten eine Kolonie im Norden der Insel. Gleich im ersten Jahr der Ansiedlung kam es zum Bruterfolg. Seitdem wurde der Standort jedes Jahr wieder aufgesucht. Drei bis fünf Eier bilden ein Gelege, das 21 bis 25 Tage bebrütet wird. Den Jungtieren wird das Futter – meist Garnelen – während der sechs- bis siebenwöchigen Nestlingszeit vorgewürgt. Später begleiten sie die Alttiere zur Nahrungssuche.
Noch bevor die Jungen flügge werden, versieht sie die NABU-Vogelwartin mit Ringen der Vogelwarte Helgoland. Dies gibt Aufschluss über den Verbleib der Tiere und über deren Zugwege – die meisten Löffler verbringen den Winter an den Küsten Westafrikas. Jeder Vogel erhält zwei bunte Plastikringe, auf denen eine Buchstabenkombination eingraviert ist. Diese kann von erfahrenen Vogelbeobachtern mit Ferngläsern auch aus großer Entfernung abgelesen werden, so dass jeder beringte Vogel individuell wiedererkannt werden kann, ohne dafür noch mal gefangen zu werden.
Tödliches Juni-Hochwasser
Nicht alle Vögel waren auf Trischen dieses Jahr so erfolgreich wie die Löffler. In den letzten Junitagen ließ starker Westwind den Wasserstand um und auf Trischen rund einen Meter anstiegen. Dadurch wurden viele Nester der in den niedrig gelegenen Inselbereichen brütenden Arten überschwemmt.
Beim in Deutschland vom Aussterben bedrohten Sandregenpfeifer etwa fielen drei von vier Nestern der Flut zum Opfer. Und in der 170 Paare großen Lachmöwenkolonie hat nach Beobachtung von Julia Baer kein einziges der Küken das Hochwasser überlebt. Für die meisten Lachmöwen war das bereits die zweite Katastrophe innerhalb weniger Wochen. Viele der Vögel waren erst Anfang Juni vom Festland nach Trischen ausgewichen, weil auch dort Regen und Hochwasser die Brut zerstört hatte.