Von den inzwischen fünf in Deutschland vorkommenden Springkräutern ist nur das Große Springkraut oder Rührmichnichtan (im Bild) ursprünglich bei uns heimisch.
Vorsicht vor Rostkrebs und Pfannengras
Das Bundesamt für Naturschutz legt eine Liste potentieller invasiver Arten vor
06. Mai 2013 - In Folge der Globalisierung werden immer mehr Tier- und Pflanzenarten weltweit verschleppt oder bewusst außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes angepflanzt oder ausgesetzt. Alleine in Deutschland haben sich nach Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz bereits über 800 solcher Arten in der freien Natur etablieren können.
Doch nur relativ wenig Arten sind invasiv und beeinträchtigen die biologische Vielfalt. Von invasiven Arten allerdings können erhebliche negative Auswirkungen auf die heimischen Arten und Lebensgemeinschaften ausgehen. Umso wichtiger sei es, die aktuell und potenziell invasiven Arten unter den Neubürgern zu identifizieren und Abwehrmaßnahmen zu treffen, so BfN-Präsidentin Jessel. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens des BfN wurde daher erstmals für Deutschland eine Warnliste invasiver Arten erarbeitet.
Warnliste invasiver Arten: Tiere | |
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Arthurdendyus triangulatus | Neuseelandplattwurm |
Bursaphelenchus xylophilus | Kiefernholznematode |
Didemnum vexillum | Tropf-Seescheide |
Linepithema humile | Argentinische Ameise |
Muntiacus reevesi | Chinesischer Muntjak |
Orconectes juvenilis | Kentucky-Flusskrebs |
Orconectes rusticus | Amerikanischer Rostkrebs |
Orconectes virilis | Viriler Flusskrebs (= Roter Amerikanischer Flusskrebs) |
Perccottus glenii | Amurgrundel |
Pimephales promelas | Fettköpfige Elritze |
Sciurus carolinensis | Grauhörnchen |
Threskiornis aethiopicus | Heiliger Ibis |
Xenopus laevis | Glatter Krallenfrosch |
Die Liste enthält insgesamt 30 invasive Tier- und Pflanzenarten, die bisher in Deutschland noch keine wildlebenden Vorkommen besitzen, aber das Potential dazu haben. Unter den Tierarten sind unter anderem das Grauhörnchen, das sich in Großbritannien auf Kosten des Eichhörnchen ausbreitet, sowie Verwandte des Amerikanischen Flusskrebses, der unsere europäischen Edelkrebse bereits fast vollständig verdrängt hat. Für all diese Arten soll jetzt in einem neuen Forschungsvorhaben geprüft werden, ob und welche konkreten Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden sollten, um ein Auftreten dieser Arten in freier Natur zu verhindern.
Warnliste invasiver Arten: Pflanzen | |
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Acer rufinerve | Rotnerviger Ahorn |
Akebia quinata | Fingerblättrige Akebie (= Schokoladenwein) |
Baccharis halimifolia | Kreuzstrauch |
Codium fragile spp. atlanticum | Grüne Gabelalge |
Codium fragile spp. scandinavicum | Grüne Gabelalge |
Eichhornia crassipes | Wasserhyazinthe |
Fallopia sachalinensis ‚Igniscum‘ | Sachalin-Staudenknöterich, Sorte Igniscum |
Heracleum persicum | Persischer Bärenklau |
Heracleum sosnowskyi | Sosnowsky-Bärenklau |
Ludwigia peploides | Flutendes Heusenkraut |
Paspalum paspalodes | Pfannengras |
Persicaria perfoliata | Durchwachsener Knöterich |
Pueraria lobata | Kudzu (= Kopoubohne) |
Sorghum x almum | Columbusgras |
Spartina alterniflora | Glattes Schlickgras |
Undaria pinnatifida | Wakame-Braunalge |
Bei den gelisteten Pflanzen handelt es sich neben Algen um Gefäßpflanzen wie den amerikanischen Kreuzstrauch oder den aus dem Kaukasus stammenden Sosnowsky-Bärenklau. Auch vor der lianenartigen, unter anderem bereits in der Schweiz vorkommenden Kudzu oder Kopoubohne warnen die Forscher, ebenso vor einer bestimmten Zuchtsorte des Sachalin-Staudenknöterichs. Diese wurde speziell für den Biomasseanbau entwickelt und wächst so dicht, dass sie andere Pflanzen einfach überwuchert.
Das Auftreten von Arten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes infolge menschlicher Aktivitäten wie Handel, Transport und Verkehr gilt weltweit als eine wichtige Ursache für den Verlust biologischer Vielfalt. Das Gefährdungspotential wächst mit der fortschreitenden Globalisierung der Märkte und der Zunahme des weltweiten Handels und Warenaustausches sowie des Fernreiseverkehrs.
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Das vielerorts große Waldpartien bedeckende Kleine Springkraut dagegen stammt aus Mittelasien.
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Das Drüsige Springkraut bildet Massenbestände entlang von Fluss- und Bachufern, seine Heimat ist der Himalaya.
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Das Bunte Springkraut, ebenfalls eine Art aus dem Himalaya, wächst neuerdings in einigen Regionen Ostdeutschlands.
Wenn die Umweltbedingungen der gebietsfremden Arten ihrer Herkunftsregion entsprechen, dann breiten sie sich oft ungestört aus. Sie zeigen dabei teilweise unerwartete Auswirkungen, weil unter anderem die natürlichen Gegenspieler (Feinde, Konkurrenten, Krankheitserreger) fehlen. Wenn diese gebietsfremden Arten negative Auswirkungen entfalten, nennt man sie invasiv. In diesem Fall können sie die biologische Vielfalt gefährden aber auch ökonomische Schäden oder gesundheitliche Probleme beim Menschen verursachen.
Im Rahmen der Konvention zur Erhaltung der biologischen Vielfalt haben sich die Vertragsstaaten verpflichtet, Vorsorge gegen invasive Arten zu leisten, sie zu kontrollieren oder zu beseitigen.
Erweiterung der Liste 2017
In der „Unionsliste“ invasiver Arten benennt die EU Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können. Sie wurde 2022 von 66 auf 88 Arten erweitert. Mehr →