Glockenblumen - Foto: Annegret Wiermann
Blütenmeer statt Freizeitsee
Das Kirchweiler Rohr
Wären Anfang der 1980er Jahre die Vorstellungen der anliegenden Gemeinden und der Verbandsgemeinde Daun realisiert worden, würde heute ein Freizeitsee die landschaftsprägende Senke zwischen den Ortsgemeinden Kirchweiler, Hinterweiler und Berlingen bedecken. Das Landesamt für Gewässerkunde Rheinland-Pfalz hatte bereits eine Vorstudie mit Seegrößen von zwölf bis zu fünfzig Hektar erstellt. Angedacht waren Hotelkomplexe auf den seitlichen Hängen. Unter dem See wäre nicht nur ein bedeutender Lebensraum für Tiere verschwunden, sondern auch die im Frühjahr unglaublich farbenfrohen Blumenwiesen hätte es dann nicht mehr gegeben.
Der NABU Daun machte sich daher für den Erhalt des Gebietes stark und beantragte 1982 seine Ausweisung als Naturschutzgebiet. Fast ein ganzes Jahrzehnt dauerte die Kontroverse um das Kirchweiler Rohr und immer wieder befand sich das Gebiet auf der Tagesordnung von Ratssitzungen. Da die Ausweisung als Naturschutzgebiet nicht recht vorankam, kaufte der NABU in den 1980er Jahren insgesamt knapp 1,8 Hektar im Zentrum des beantragten Naturschutzgebiets auf. Die Flächen sollten als Sperrparzellen dazu beitragen, die Freizeitseeplanung zu kippen. Dies gelang tatsächlich.
Nachdem auch die Naturschutzbehörden den Wert des Gebietes erkannt hatten, erfolgte 1990 die Ausweisung des Gebietes als Naturschutzgebiet. In den nachfolgenden Jahren tätigte das Land Rheinland-Pfalz auch außerhalb des Naturschutzgebietes zusätzliche umfangreiche Geländeaufkäufe. Der Kernbereich des Gebietes unterliegt keiner Nutzung. In ihm haben sich ein ausgedehnter Röhrichtbereich und ein Großseggenried gebildet. Die Außenbereiche werden nach den Vorgaben des hiesigen Biotopbetreuers im Rahmen des Vertragsnaturschutzes landwirtschaftlich als Mähweide genutzt. So ist gewährleistet, dass sich auf diesen Bereichen auch weiterhin alljährlich eine üppige Blütenpracht entfalten kann.
Für die Farbenpracht der Wiesen sorgen mehrere Arten von Storchenschnabel und Glockenblumen, Wiesenknöterich, Wiesenknopf, Wiesenpippau und Wiesenbocksbart. Hinzu kommen die imposanten Doldenblütler wie Wiesenbärenklau oder Wald-Engelwurz. Ausgedehnte Mädesüßfluren sorgen zudem für betäubenden Duft. Charakteristisch für das Gebiet sind auch mächtige Bulte aus Großseggen. Die Vogelwelt ist mit den typischen Wiesen- und Röhrichtarten vertreten wie Braun- und Schwarzkehlchen, Wiesenpieper, Teichrohrsänger und Rohrammer. Seit der Ausweisung als Naturschutzgebiet können auch die durchfließenden Bäche ihren Verlauf selbst bestimmen.
Kirchweiler Rohr | |
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Adresse des Gebietes | 54570 Kirchweiler, 54570 Hinterweiler |
Bundesland | Rheinland-Pfalz |
Größe | 40,5 Hektar |
Schutzstatus | Naturschutzgebiet |
Besitzstatus |
5 Hektar NABU-Eigentumsfläche, Rest überwiegend öffentliche Hand |
Ansprechpartner:
Sepp Wagner, NABU Daun, Tel. 06573-99836
sepp.wagner@eifelfoerster.de
- Bildergalerie zum Kirchweiler Rohr auf der Website des NABU Daun
Beitrag erstellt am 22. Februar 2008.