AfriEvolve
Kapazitätsentwicklung für grüne NGOs in Afrika
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sind oft Antreiber für positiven Wandel und innovative Ansätze in ihren Ländern – auch in Krisen- und Notsituationen. Sie setzen sich für die Vertretung von Interessen und Bedürfnissen lokaler Gemeinden und Minderheiten ein. Auch wenn die natürlichen Lebensgrundlagen in einer Region bedroht sind, werden NGOs aktiv.
Häufig arbeiten lokale NGOs in Afrika jedoch unter erschwerten Bedingungen: Nationale, einschränkende NGO-Gesetze behindern ihr politisches Handeln und die Einwerbung finanzieller Mittel hierfür (Das Phänomen der „Shrinking Spaces“). Außerdem fehlen oft politischer Einfluss und Mitsprache bei relevanten Naturschutzentscheidungen im Land, etwa wenn es um die langfristige Finanzierung von NGO-Strukturen geht oder darum, aktiv an der Umsetzung von internationalen Klima- und Naturschutzzielen mitzuwirken. Genau diesen Herausforderungen hat sich das länderübergreifende Projekt AfriEvolve in Kenia, Uganda, Tansania, Burkina Faso, in der Elfenbeinküste und Ghana gestellt.
Alle sechs im Projekt involvierten NGOs arbeiten am Brennpunkt zwischen Biodiversitäts- und Ressourcenschutz in und um Schutzgebiete und dem drängenden Bedürfnis der lokalen Bevölkerung, ihr tägliches Überleben zu sichern. Insbesondere die Landnutzung führt zu permanenten Konflikten zwischen lokalen Gemeinden und den jeweiligen Schutzgebietsverwaltungen. Die Folge: wachsender Druck auf Wildtiere, Wälder, Gewässer und andere Habitate. Die Auswirkungen der Klimakrise verstärken mit Starkwetterphänomenen wie kräftigen Regenfällen, Frost und extremen Trockenphasen – zum Teil mit Folgeerscheinungen wie Erosion – bereits heute schlechte Ernten. Armut ist eine direkte Folge dieser Ernteausfälle. Die Abhängigkeit der Menschen von ihren natürlichen Ressourcen ihrer Umgebung wächst.
Die Herausforderungen sind komplex. Eine Lösung ist die Umstellung der Landnutzung auf nachhaltige Formen unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Klimakrise. Nachhaltige Landwirtschaft kann die Erträge sichern und die Lebensgrundlage von Menschen verbessern. Deshalb haben die sechs Partner-NGOs an ausgewählten Standorten gemeinsam mit lokalen Landwirt*innen Climate Smart Agriculture (CSA) Pilotprojekte umgesetzt.
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Im Amani-Naturreservat in Tansania: Hier wird ein Mikrokompostierungssystem aufgebaut - Foto: Nature Tanzania
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Das Yala Delta versorgt 250.000 Bäuerinnen und Bauern mit lebenswichtigen Ressourcen wie Fisch, Papyrus und Holz - Foto: Nature Kenya
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In lokalen Baumschulen im Echuya-Waldreservat in Uganda werden Setzlinge gezüchtet, um nachhaltige Agroforstsysteme in den Bergregionen Ugandas zu etablieren - Foto: Nature Uganda
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Die Anpflanzung einheimischer Baumarten stärkt die Klimaresistenz von Ökosystemen: Im Projektgebiet in Burkina Faso, das von Wüstenbildung bedroht ist, können so landwirtschaft-
liche Erträge und die Existenzgrundlange gesichert werden - Foto: Fondation NATURAMA
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Im Azagny-Nationalpark ist die Bienenzucht eine alternative Einkommensquelle für lokale Gemeinschaften. Neben der Bienenzucht werden in den Wäldern auch Ölpalmen, Kautschuk, Kokosnüsse und Kaffee angebaut - Foto: SOS-Forêts
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Um Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz erfolgreich umzusetzen, ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit lokalen Behörden wichtig - Foto: Ghana Wildlife Society
Fakten
Projekttitel
AfriEvolve - Kapazitätsentwicklung für grüne NGOs in Afrika
Länder / Regionen
Östliches Afrika: Kenia, Tansania, Uganda
Westliches Afrika: Ghana, Elfenbeinküste, Burkina Faso
Zeitraum
Februar 2021 bis Dezember 2023
Partnerorganisationen
Nature Kenya, Nature Tanzania, Nature Uganda, Fondation NATURAMA, SOS-Forêts, Ghana Wildlife Society
Förderung
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Beratung
BirdLife International, Consultative Group for International Agricultural Research (CGIAR), Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Mit diesem Projekt tragen wir zum erreichen folgender SDGs bei:
SDG 1, SDG 2, SDG 4, SDG 5, SDG 7, SDG 12, SDG 13, SDG 15 and SDG 17
Projektaktivitäten
AfriEvolve ist eine panafrikanische Co-Support-Plattform, die Peer-to-Peer-Learning und den Aufbau von Mentoring-Kapazitäten unter ihren Mitgliedern ermöglicht hat. Die Aktivitäten des Projekts haben dazu beigetragen, neue Fähigkeiten im Bereich der Organisationsentwicklung und Fachwissen über klimaverträgliche Landwirtschaft zu erwerben.
Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft und die Widerstandsfähigkeit von Kleinbäuerinnen und -bauern in Zeiten der Klimakrise langfristig zu verbessern.
1. Organisations-/ Kapazitätsentwicklung
Organisationsentwicklung ist ein strategischer Prozess, der es Institutionen ermöglicht, ihre Leistung und Effektivität durch systematische und strukturelle Veränderungen in der Organisation zu verbessern. Um dies zu erreichen, werden Strategien, Strukturen und Prozesse entwickelt, verbessert, angepasst und gestärkt. Dies ermöglicht es den NGOs, mit ihren verschiedenen Partnern und Interessengruppen wirksame Dienstleistungen zu erbringen und ihre Ziele zu erreichen, zum Beispiel die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen und einen einflussreicheren Naturschutz. Ziel ist es, innerhalb der Organisation kontinuierlich lernende Strukturen zu schaffen, die sich an die Herausforderungen eines dynamischen Systems anpassen können.
Innerhalb des AfriEvolve Projektes sollen die Kapazitäten der Partnerorganisationen durch folgende Maßnahmen gestärkt werden:
- Zielgruppenangepasste Schulungen mit digitalen und clusterübergreifenden Inhalten
- Süd-Süd-Kooperation mit clusterspezifischer Zusammenarbeit und gegenseitigem Austausch
2. Climate Smart Agriculture (CSA)
Climate Smart Agriculture (CSA) ist ein nachhaltiger Ansatz, der darauf abzielt, die landwirtschaftlichen Systeme nachhaltig und klimaangepasst umzuwandeln und neu auszurichten, um die aktuellen Herausforderungen der Ernährungssicherheit und der Klimakrise gemeinsam und synergetisch zu bewältigen. CSA soll ein Weg zu nachhaltiger Entwicklung und Ernährungssicherheit sein, der auf drei Säulen ruht: Steigerung der Produktivität und der Einkommen, Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Lebensgrundlagen und der Ökosysteme sowie Verringerung der Treibhausgasemissionen aus der Atmosphäre.
Während der AfriEvolve Projektumsetzung werden klimaangepasste landwirtschaftliche Maßnahmen durch folgende Aktivitäten gefördert:
- Zielgruppenangepasste Schulungen mit clusterübergreifenden digitalen Materialien
- Erleichtertes Lernen durch gegenseitige Clusterbesuche, praxisoriertiertes Schulungsmaterial und vielseitigen Austausch
- Durchführung von Pilotprojekten (Details zu den Pilotprojekten: siehe unten)
Pilotprojekte
Yala Swamp, Kenia
Das Yala-Delta liegt am nordöstlichen Ende des Viktoriasees und ist mit 20 756 ha das größte Süßwasserfeuchtgebiet Kenias. Das Ökosystem ist ein Schlüsselgebiet für die biologische Vielfalt (Key Biodiversity Area, KBA), welches von BirdLife International zu den 60 wichtigsten Vogelgebieten Kenias gezählt wird. Die Papyrussümpfe beherbergen unter anderem den seltenen Blaubrüstiger-Bienenfresser (Merops variegatus) und den Papyruswürger (Laniarius mufumbiri). Das Feuchtgebiet fungiert als wichtiger Filter für den Wasserzufluss in den Viktoriasee und sein Delta versorgt 250.000 Bäuerinnen und Bauern in seiner Umgebung mit lebenswichtigen Ressourcen wie Fisch, Papyrus und Holz. Die Funktionsfähigkeit des Feuchtgebietes ist jedoch durch die Ansiedlung von landwirtschaftlichen Großbetrieben gefördert von internationalen Investoren und den Raubbau an den natürlichen Ressourcen stark gefährdet.
Echuya-Waldreservat, Uganda
Das Echuya-Waldreservat, mit seinen Hochlandregenwälder auf einer Höhe von bis zu 2.570 Metern im Herzen des artenreichen Albertine-Grabens im Westen Ugandas, wird von BirdLife aufgrund der großen Vielfalt an Vogelarten, von denen einige bedroht und endemisch sind, als wichtiges Vogelgebiet eingestuft. Echuya befindet sich in einer der am dichtesten besiedelten und ärmsten landwirtschaftlichen Regionen Ugandas. Die langfristige Erhaltung des Schutzgebiets hängt direkt von der umliegenden Bevölkerung ab.
Biosphärenreservat und Amani-Naturreservat, Tansania
Die Usambara-Berge befinden sich im Nordosten Tansanias, unweit der Küste des Indischen Ozeans und der Grenze zu Kenia, in der Region Tanga. Die Berge sind zum Teil noch mit Überresten sehr alter Wälder (> 30 Millionen Jahre) bedeckt und haben eine herausragende Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Gleichzeitig stehen die Wälder (seit 1997 Biosphärenreservat und Amani-Naturreservat) unter starkem Druck durch die hohe Bevölkerungsdichte aufgrund von Abholzung, nicht nachhaltiger Landwirtschaft, invasiven Arten, Goldabbau und dem Klimawandel.
Sourou Valley, Burkina Faso
Das Sourou-Tal ist ein Flusstal an der Grenze zu Mali mit einer Gesamtfläche von 20.926 Hektar. Das Tal besteht aus ausgedehnten Überschwemmungssümpfen und Akazienwäldern. Große Teile des Gebiets werden von landwirtschaftlichen Flächen beherrscht, auf denen nur noch Bäume von wirtschaftlichem Wert stehen. Das Tal ist ein wichtiges Vogelschutzgebiet, aber die natürlichen Ressourcen stehen unter erheblichem Druck. Der Verlust von Auwäldern durch die Landwirtschaft, das Sammeln von Brennholz, insbesondere zum Fischräuchern, und die nicht nachhaltige Fischerei schädigen das Gebiet mit seinen wichtigen Ökosystemleistungen langfristig. Schlechte Böden und die daraus resultierenden geringen Erträge führen zur Abholzung, was die Degradierung weiter verstärkt.
Azagny-Nationalpark, Elfenbeinküste
Der Azagny-Nationalpark erstreckt sich 100 Kilometer westlich von Abidjan über 21.850 Hektar entlang der Küste des Golfs von Guinea. Mit Lagunen, immergrünen (Primär-)Wäldern, trockener und feuchter Küstensavanne, Feuchtgebieten und Mangroven bietet der Park rund 134 Pflanzenarten und seltenen, gefährdeten Tierarten wie Waldelefanten (Loxodonta africana cyclotis), Schimpansen (Pan troglodytes verus), Zwergflusspferden (Choeropsis liberiensis), Westafrikanische Seekühen (Trichechus senegalensis) und Königsantilopen (Neotrapus pygmaeus) einen letzten Rückzugsort in der Region. Wie die Küstenregion im Allgemeinen ist der Park durch den zunehmenden Zuzug von Menschen aus anderen Regionen und den damit verbundenen steigenden Nutzungsdruck (zum Beispiel Jagd nach Wildfleisch, Holzeinschlag in den Mangrovenwäldern) auch in der Schutz- und Pufferzone bedroht.
Mognori in Mole-Nationalpark, Ghana
Das Dorf Mognori liegt im Nordwesten Ghanas, am Rande des Mole-Nationalparks. Die natürliche Vegetation besteht aus offenen Savannenwäldern, die durch Viehbeweidung, Wilderei, Wanderfeldbau und Brandrodung stark beeinträchtigt wurden. Der Park ist ornithologisch bedeutend und ein wichtiges Überwinterungsgebiet für viele Zugvogelarten. Außerdem leben hier verschiedene Säugetierarten wie der Afrikanische Elefant (Loxodonta africana), der Löwe (Panthera leo), der Leopard (Panthera pardus) und der Bohor-Schilfbock (Redunca redunca). Die rund 41.000 Einwohner*innen von Mognori leben hauptsächlich von den Ressourcen ihrer Umgebung und von kleinflächiger Landwirtschaft.
Projekterfolge
Unser Abschlussbericht zum Download
Der AfriEvolve-Abschlussbericht (englischsprachig) enthält einen Überblick über das Projekt, über die Inhalte unserer Peer-to-Peer-Online-Seminare zu Organisationsentwicklung und klimagerechter Landwirtschaft sowie Erfahrungen mit den klimagerechten Pilotprojekten in allen sechs Partnerländern.
AfriEvolve-AbschlussberichtAfriEvolve-Partner geben Einblicke
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