Junge, gesunde Amsel, ein sogenannter Ästling - Foto: Walter Wimmer
Wildvogel in Not – was tun?
Schnelle Hilfe, Tipps und Infos
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Junger und gesunder Blaumeisen-Ästling - Foto: Jan Piecha
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Junge Rauchschwalbe - Foto: Frank Derer
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Junger Waldkauz (Ästling) nach Verlassen der Höhle - Foto: NABU/Heinz Strunk
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Amselnestlinge im Alter von zwei Tagen - Foto: Eric Fischer/NABU-naturgucker.de
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Gesunder, bettelnder Amselästling am Boden - Foto: NABU/CEWE/Nadine Bettinghausen
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Mauersegler - Foto: Beatrice Jeschke/www.naturgucker.de
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Junge Steinkäuze in Aufzuchtstation - Foto: NABU/Klemens Karkow
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Mauersegler am Boden sind fast immer hilfebedürftig - Foto: Joachim Neumann
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Benommenes Wintergoldhähnchen nach Glasanflug - Foto: Oliver Nega
Kapitel auf dieser Seite
- Wildvogel gefunden – schnelle Entscheidungshilfe
- Karte: Pflege- und Auffangstationen für Vögel und Säugetiere in Deutschland
- Handaufzucht von Vögeln (nur etwas für Profis)
- Wildvogel gefunden – mehr Hintergrundinformationen
Wildvogel gefunden – schnelle Entscheidungshilfe
Zuallererst: Ruhe bewahren!
Das fällt oft schwer, weil wir gerne helfen wollen und entsprechend aufgeregt sind. Aber besonnenes Handeln ist in einem solchem Moment das Allerbeste für den gefundenen Vogel. Es ist wirklich so: Manchmal macht erst menschliche Ungeduld einen scheinbar hilflosen Jungvogel zum Pflegefall.
1. Ist der Vogel in akuter Gefahr?
Ja, er sitzt auf einer Straße oder Katzen/Hunde sind in der Nähe.
Bringen Sie den Vogel aus der Gefahrenzone. Setzen Sie ihn zum Beispiel in ein nahes Gebüsch oder auf eine geschützte Grünfläche, nicht weiter als 20 Meter von der Fundstelle entfernt. Falls es sich nämlich um einen Jungvogel handelt und die Eltern in der Nähe sind, finden sie ihren Nachwuchs in dieser Entfernung durch Rufe auf jeden Fall wieder.
Sie können übrigens auch junge Vögel ohne Probleme berühren, da sich Vögel nicht am menschlichen Geruch stören, und die Elterntiere sich weiter um den in Sicherheit gebrachten Jungvogel kümmern werden.
Nein
Belassen Sie den Vogel erst einmal an Ort und Stelle.
Weiter mit Frage 2.
Gut, jetzt erstmal durchatmen und die weiteren Fragen der Reihe nach durchgehen:
2. Ist es ein erwachsener Vogel (vollständig befiedert)?
Ja, und er ist verletzt
Ein erwachsener Vogel, der auf dem Boden sitzt und nicht wegfliegt oder -hüpft, braucht meistens Hilfe.
Bei sichtbaren Verletzungen (Blutungen, gebrochener Flügel etc.) versuchen Sie das Tier einzufangen, setzen es in einen luftdurchlässigen Karton und bringen Sie es zur nächsten Auffangstation, in eine Tierklinik oder Tierarztpraxis. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station oder Praxis, ob sie dem Tier, speziell Kleinvögeln, helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet.
Ja, aber ich kann keine äußeren Verletzungen erkennen
Ein erwachsener Vogel, der auf dem Boden sitzt und nicht wegfliegt oder -hüpft, braucht meistens Hilfe.
Sind keine äußeren Verletzungen erkennbar, könnte der Vogel dennoch gegen eine Scheibe geflogen sein. Manchmal erholt sich das Tier nach einiger Zeit von allein, oft sind die inneren Verletzungen jedoch zu groß und er stirbt wenig später.
Was Sie tun können: Setzen Sie den Vogel in einen Karton mit Luftlöchern und einem mehrfach zusammengelegten Handtuch. Bitte geben Sie ihm kein Futter. Auch darf niemals Wasser in den Schnabel eines Vogels gegeben werden, er könnte ersticken. Lassen Sie den Vogel ein bis zwei Stunden bei geschlossenem Karton im Freien in Ruhe. Wenn er sich erholt hat, können Sie ihn wieder freilassen. Zeigt der Vogel jedoch immer noch auffälliges und untypisches Verhalten, holen Sie sich zusätzliche Hilfe bei einer Tierarztpraxis, Tierklinik oder Auffangstation.
Ein benommener Vogel ohne sichtbare Verletzungen könnte gegen eine Glasscheibe geflogen sein – hier ein Wintergoldhähnchen - Foto: Oliver Nega
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Sonderfall Mauersegler: Mauersegler halten sich niemals am Boden auf, deshalb brauchen Mauersegler in einer solchen Situation immer Hilfe – egal ob Jung- oder Altvogel. Bringen Sie das Tier zur nächsten Auffangstation, in eine Tierklinik oder Tierarztpraxis. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station oder Praxis, ob sie dem Tier, speziell Kleinvögeln, helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet.
Ein Mauersegler auf dem Boden benötigt immer Hilfe - Foto: Joachim Neumann
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Sonderfall Greifvogel, Eule oder Falke: Wenn Sie das Tier eindeutig als Greifvogel, Eule oder Falke identifizieren können, melden Sie sich bitte bei der nächsten geeigneten Auffangstation. Auch hier ist es egal, ob es sich um einen Jungvogel oder ein erwachsenes Tier handelt. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station oder Praxis, ob sie dem Tier helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet.
Junge Turmfalken - Foto: Frank Derer
Nein, es ist ein Jungvogel (nackt oder teilweise befiedert, befiedert aber noch nicht ausgewachsen)
Weiter mit Frage 3.
3. Ist der Jungvogel verletzt?
Ja
Melden Sie sich bitte bei der nächsten Auffangstation und fragen nach, ob sie das Tier aufnehmen kann. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Auffangstationen häufig überlastet.
Nein
Weiter mit Frage 4.
4. Hat der Jungvogel schon Federn?
Ja, und er wirkt aufmerksam und vital
Es handelt sich um einen flüggen Jungvogel: Die meisten Jungvögel verlassen das Nest bereits, bevor sie richtig fliegen können. Sie werden dann Ästling genannt, da sie oft im Geäst von Bäumen und Büschen, aber auch am Boden sitzen. Die Eltern versorgen den Nachwuchs in den allermeisten Fällen auch noch außerhalb des Nestes. Deshalb: Lassen Sie den Vogel, wo er ist.
Wenn möglich, beobachten Sie die Fundstelle mit ausreichendem Abstand mindestens eine Stunde lang, besser zwei Stunden. Durch regelmäßige Standortlaute und Bettelrufe machen die jungen Vögel nämlich normalerweise auf sich aufmerksam. Wenn Gefahr droht, bleiben sie jedoch stumm, deshalb ist genügend Abstand wichtig.
Elterntiere suchen bis zu 24 Stunden lang nach ihrem Nachwuchs. Wenn Sie also versehentlich einen gesunden Jungvogel mitgenommen haben, können Sie ihn innerhalb dieser Zeit auch wieder an den Fundort zurückbringen. Die menschliche Berührung ist übrigens kein Problem bei Vögeln.
Junger, gesunder Blaumeisen-Ästling - Foto: Jan Piecha
Junger, gesunder Amsel-Ästling - Foto: Walter Wimmer
Nein, das Tier ist nackt oder unvollständig befiedert
Vermutlich haben Sie einen Nestling gefunden. Nestlinge brauchen auf jeden Fall Ihre Hilfe!
a) Wenn Sie wissen, wo sich das zugehörige Nest befindet und auch Zugang haben, nehmen Sie den Nestling, setzen ihn vorsichtig ins Nest zurück und beobachten es mit ausreichendem Abstand. Erst wenn Sie merken, dass die Eltern sich nicht mehr um den Nestling kümmern, sollten Sie bei der nächsten Auffangstation um Rat fragen.
b) Wissen Sie nicht, wo das Nest sein könnte, bringen Sie den Nestling zur nächsten Auffangstation. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station, ob sie dem Tier, speziell Kleinvögeln, helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet.
Achten Sie beim Transport darauf, dass der Vogel genügend Wärme bekommt, aber nicht überhitzt. Nestlinge benötigen eine Temperatur von etwa 30° C. Im Zweifel wärmen Sie ihn anfangs mit Ihren Händen. Idealerweise setzen Sie ihn dann in einen luftdurchlässigen Karton mit einem zusammengerollten Handtuch und einer Wärmequelle, zum Beispiel einer Wärmflasche oder einem Taschenwärmer darunter.
Nur wenn Sie sich wirklich auskennen mit der Wildvogelaufzucht, nehmen Sie den Nestling mit nach Hause, um ihn mit der Hand aufzuziehen.
Amselnestlinge im Alter von zwei Tagen - Foto: Eric Fischer/NABU-naturgucker.de
Pflege- und Auffangstationen für Vögel und Säugetiere in Deutschland
In unserer bundesweiten Karte finden Sie kompetente und fachkundige Auffangstationen hoffentlich auch in Ihrer Nähe, die Ihnen bei einem Wildvogelfund mit Informationen weiterhelfen oder sogar den gefundenen Vogel aufnehmen können.
Eine weitere umfangreiche Liste mit Auffangstationen nach Postleitzahlen sortiert finden Sie auf der Seite der Wildvogelhilfe.
Adressen weiterer Stationen können Sie uns gerne melden. Bitte beachten Sie, dass es sich oft um ehrenamtliche Arten- bzw. Tierschützer*innen handelt, die sich in ihrer Freizeit um verletzte Tiere kümmern. Ein Anspruch auf Aufnahme der Tiere besteht daher nicht. Einige der hier aufgeführten Pflegestationen handeln nicht im Auftrag des NABU und sind für den Zustand der Pflegeeinrichtung selbst verantwortlich. Sollten Verfehlungen gegen das Tier- oder Naturschutzgesetz beobachtet werden oder die Haltung der Tiere fragwürdig erscheinen, bitten wir um Nachricht.
Handaufzucht von Vögeln ist nur etwas für Profis
Die Aufzucht von Jungvögeln ist wirklich nur etwas für Expert*innen, wenn der Vogel überleben und später wieder ausgewildert werden soll. Deshalb ist es in den meisten Fällen am besten, erst einmal abzuwarten, ob sich die Elterntiere an der Fundstelle weiter um den Jungvogel kümmern. Ausnahmen: Mauersegler und Nestlinge. In diesen Fällen benötigen die Tiere auf jeden Fall Ihre Hilfe.
Wenn Sie sich dafür entscheiden, den Vogel mitzunehmen, bringen Sie ihn in einer dunklen, reizarmen Umgebung unter, zum Beispiel in einem luftdurchlässigen Karton in einer passenden Größe. Spritzen Sie ihm auf keinen Fall Wasser in den Schnabel, der Vogel könnte ersticken. Informieren Sie sich auf den Seiten der Wildvogelhilfe.org, wie Sie nun am besten vorgehen:
Konnten wir Ihnen helfen?
Viele NABU-Aktive kümmern sich in Auffangstationen um verletzte Wildvögel oder beraten Menschen, die einen hilflosen Vogel gefunden haben und uns um Rat fragen. Unterstützen Sie mit Ihrer Spende den Schutz der Wildvögel!
Jedes Jahr zur Brutzeit häufen sich Fundmeldungen über „verwaiste“ Jungvögel oder auch erwachsene Vögel, die scheinbar hilflos oder verletzt auf dem Boden sitzen, und von Spaziergänger*innen, die es eigentlich gut meinen, fälschlicherweise mitgenommen werden.
Wichtig ist, dass die Finder*innen eines Vogels Ruhe bewahren, besonnen die Situation beurteilen und sich möglichst fachkundigen Rat einholen, bevor sie handeln.
Bei akuter Gefahr eingreifen und den Vogel an einen sicheren Ort tragen
- Sitzt ein Vogel beispielsweise auf einer befahrenen Straße oder lauert eine Katze in der Nähe, sollte man das Tier wegtragen und an einem geschützten Ort, maximal 20 Meter vom Fundort entfernt, wieder absetzen, zum Beispiel in ein Gebüsch oder auf eine Grünfläche.
- Anfassen ist übrigens kein Problem, Vögel stören sich im Gegensatz zu manchen Säugetieren nicht am menschlichen Geruch. Jungvögel werden daher auch nach dem Umsetzen wieder von den Alttieren angenommen und versorgt.
- Droht jedoch keine unmittelbare Gefahr, lassen Sie den Vogel am besten erst einmal an Ort und Stelle.
Erwachsene Vögel, die auf dem Boden sitzen und nicht wegfliegen oder -hüpfen, brauchen meistens Hilfe
- Sind keine äußeren Verletzungen erkennbar, könnte der Vogel dennoch gegen eine Scheibe geflogen sein. Manchmal erholen sich die Vögel nach einiger Zeit von allein, oft sind die inneren Verletzungen jedoch zu groß und er stirbt wenig später.
- Was Sie tun können: Setzen Sie den Vogel in einen Karton mit Luftlöchern und einem mehrfach zusammengelegten Handtuch. Bitte geben Sie ihm kein Futter. Auch darf niemals Wasser in den Schnabel eines Vogels gegeben werden, er könnte ersticken. Lassen Sie den Vogel ein bis zwei Stunden bei geschlossenem Karton im Freien in Ruhe. Wenn er sich erholt hat, können Sie ihn wieder freilassen. Zeigt der Vogel jedoch immer noch auffälliges und untypisches Verhalten, holen Sie sich zusätzliche Hilfe bei einer Tierarztpraxis, Tierklinik oder Auffangstation.
- Bei sichtbaren Verletzungen (Blutungen, gebrochener Flügel etc.) versuchen Sie das Tier einzufangen, setzen es in einen luftdurchlässigen Karton und bringen es zur nächsten Auffangstation, in eine Tierklinik oder Tierarztpraxis. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station oder Praxis, ob sie dem Tier, speziell Kleinvögeln, helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet.
Sonderfall Mauersegler
Mauersegler – egal ob Jungvogel oder erwachsenes Tier – halten sich niemals am Boden auf. Wenn Sie also einen Mauersegler finden, der auf dem Boden sitzt, benötigt er auf jeden Fall Ihre Hilfe. Bringen Sie ihn idealerweise in eine fachkundige Auffangstation. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station, ob sie dem Tier, speziell Kleinvögeln, helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet.
Junge Mauersegler werden vermehrt während sommerlicher Hitzewellen gefunden. Weil Mauersegler vor allem in hohen Gebäuden unter Dächern und in exponierten Nistkästen brüten, erhitzen sich ihre Nistquartiere mitunter auf 60 bis 80 Grad Celsius. Auf der Suche nach Abkühlung am luftigen Nesteingang stürzen dann immer wieder Jungtiere ab und bleiben hilflos am Boden liegen. Selbst wenn sie den Sturz unverletzt überstehen, sind ihre Überlebenschancen leider gering. Denn im Gegensatz zu anderen Vogelarten füttern Mauersegler ihre Jungen nicht außerhalb des Nestes. Jungen Mauerseglern kann also nur mit einer Handaufzucht geholfen werden, sie sollten deshalb in die professionelle Obhut einer Wildvogelstation gegeben werden.
Sonderfall Greifvogel, Eule oder Falke
Wenn Sie einen verletzten oder hilflosen Greifvogel, Eule oder Falken finden, brauchen diese oft fachkundige Hilfe. Wenden Sie sich deshalb so schnell wie möglich an eine Auffangstation und fragen um Rat.
Eulen zum Beispiel verlassen häufig als halbgroße Jungvögel die zu eng gewordene Brutstätte und sitzen bis zur Flugfähigkeit als „Ästlinge“ in Bäumen, im Strauchwerk oder sogar am Boden. Sie erscheinen oft hilflos, gefördert durch ihr noch auffälliges Daunenkleid und das fehlende Flugvermögen. Mit ihren kräftigen Beinen und Krallen können sie jedoch leicht flatternd an Baumstämmen emporklettern und sich auf diese Weise selbst in Sicherheit bringen. Solange sich Menschen in der Nähe der Jungtiere aufhalten, kehren die Altvögel nicht zu diesen zurück. Wer einen solchen kräftig wirkenden „Scheinwaisen“ findet, sollten Sie ihn am besten in Ruhe lassen oder bei akuter Gefahr an einen geschützten Ort und zum nächstbesten Baum umsetzen.
Befiederte Jungvögel lassen Sie zunächst am besten, wo sie sind
- Der Anschein der Hilflosigkeit trügt häufig, denn die Jungen vieler Vogelarten verlassen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist. Sie verteilen sich nach dem Verlassen des Nestes an verschiedenen Stellen des Gartens oder Wäldchens. So können nur einzelne Tiere, und nicht die gesamte Brut auf einmal, von natürlichen Feinden entdeckt werden.
- Die fast flugfähigen Jungvögel stehen durch Standortlaute oder Bettelrufe noch mit ihren Eltern in Verbindung. Nur wenn Gefahr droht, bleiben sie stumm, deshalb ist genügend Abstand zur Fundstelle wichtig. Sobald der Mensch sich entfernt, werden sich die Elterntiere in den meisten Fällen wieder um ihren Nachwuchs kümmern. Dass es sich bei den Jungvögeln wirklich um verwaiste und nicht um „Scheinwaisen“ handelt, kann man durch längeres und vorsichtiges Beobachten aus einem Versteck, wie etwa hinter einer Fenstergardine, erkunden. Warten Sie eine, besser zwei Stunden ab, bevor Sie eingreifen.
- Elterntiere suchen bis zu 24 Stunden lang nach ihrem Nachwuchs. Wenn Sie also einen gesunden Jungvogel doch versehentlich mitgenommen haben, können Sie ihn innerhalb dieser Zeit auch wieder an den Fundort zurückbringen. Die menschliche Berührung ist übrigens kein Problem bei Vögeln.
- Ist der Jungvogel offensichtlich verletzt, bringen Sie ihn zur nächsten Auffangstation, in eine Tierklinik oder Tierarztpraxis. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station oder Praxis, ob sie dem Tier, speziell Kleinvögeln, helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet.
Warum Nestlinge immer Ihre Hilfe brauchen
- Nestlinge haben noch kein wärmendes Federkleid und brauchen auf jeden Fall Ihre Hilfe, weil sie schnell an Auskühlung sterben können. Oft sind sie aus dem Nest gefallen oder das schützende Nest wurde zerstört. Die Eltern sind in diesem Fall nicht mehr in der Lage, sich um ihre Jungen zu kümmern oder sie zu wärmen.
- Wenn Sie wissen, wo sich das zugehörige Nest befindet und Zugang haben, nehmen Sie den Nestling, setzen ihn vorsichtig ins Nest zurück und beobachten es mit ausreichendem Abstand. Erst wenn Sie merken, dass die Eltern sich nicht mehr um den Nestling kümmern, sollten Sie bei der nächsten Auffangstation um Rat fragen.
- Wissen Sie nicht, wo das Nest sein könnte, bringen Sie den Nestling zur nächsten Auffangstation. Bitte kontaktieren Sie auf jeden Fall vorher die Station oder Praxis, ob sie dem Tier, speziell Kleinvögeln, helfen oder es aufnehmen können. Denn gerade während der Brutzeiten sind die Anlaufstellen häufig überlastet. Achten Sie beim Transport darauf, dass der Vogel genügend Wärme bekommt, aber nicht überhitzt. Nestlinge benötigen eine Temperatur von etwa 30° C. Im Zweifel wärmen Sie ihn anfangs in ihren Händen. Idealerweise setzen Sie ihn dann in einen Karton mit einem zusammengerollten Handtuch und einer Wärmequelle, zum Beispiel einer Wärmflasche oder einem Taschenwärmer darunter.
- Nur wenn Sie sich wirklich auskennen mit der Wildvogelaufzucht, nehmen Sie den Nestling mit nach Hause, um ihn mit der Hand aufzuziehen.
Um welche Vogelart handelt es sich?
- Das ist eine wichtige Information, um dem Vogel die richtige Hilfe geben zu können oder die Situation richtig einzuschätzen. Auch wenn Sie bei einer Auffangstation oder einer Tierarztpraxis um Rat fragen wollen, müssen die dortigen Expert*innen wissen, um was für eine Vogelart es sich handelt.
- Zur Bestimmung der Vogelart können Sie zum Beispiel die NABU-Vogel-App nutzen oder auch die Abbildungen auf der Internetseite der Wildvogelhilfe.
- Die am häufigsten gefundenen Vögel sind: Amsel, Kohl- und Blaumeise, Mauersegler, Ringeltaube, Haussperling, Nebelkrähe und Elster.
Bei Gefahr für sich selbst sollten Sie Polizei oder Feuerwehr eingeschalten
- Immer wenn Leib und Leben von Menschen durch eine Rettung gefährdet wäre, zum Beispiel bei einer Rettungsaktion eines Wildvogels, der an einer Schnur im Baum hängt, oder wenn ein Höckerschwan auf einem Gewässer festgefroren ist, verständigen Sie die Polizei oder Feuerwehr.
- Bei einer Stockentenfamilie, die im Stadtzentrum eine Straße überqueren möchte, kann die Polizei zum Beispiel den Straßenverkehr regeln, um zu vermeiden, dass die Küken oder die Entenmutter überfahren werden. Wenn Sie einem verletzten Tier auf einer Autobahn helfen möchten, sollten Sie auch in diesem Fall die Polizei benachrichtigen. Anzuhalten ist auf Autobahnen verboten und extrem gefährlich.
Wildvögel einfach mitnehmen – darf ich das überhaupt?
- Grundsätzlich nein. Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet das. Das gilt für besonders geschützte Arten, und somit für sämtliche europäische Vogelarten. Einige Vogelarten sind sogar streng geschützt, genießen also einen noch höheren Schutzstatus. Je nach Bundesland können Vogelarten aber auch unter das Jagdrecht fallen, für sie gelten diese strengen Vorgaben nicht.
- Allerdings dürfen verletzte Tiere oder verwaiste Jungvögel zur Pflege oder Aufzucht vorübergehend mitgenommen werden. Sind die Tiere wieder gesund, müssen sie unverzüglich wieder in die Freiheit entlassen werden.
Der Grund für diese strengen Regelungen: Gesunde Jungvögel, die mit nach Hause genommen werden, haben selbst bei fachgerechter Pflege deutlich schlechtere Überlebenschancen als in der Natur. Die elterliche Fürsorge in der Naturaufzucht kann niemals ersetzt werden, so dass die Handaufzucht immer nur die zweitbeste Lösung ist. Nur bei deutlich geschwächt wirkenden oder wirklich verwaisten Vögeln ist die Handaufzucht zu empfehlen, wie auch in Fällen, in denen durch Unwetter, Baumaßnahmen oder dergleichen der Nistplatz zerstört ist.
Um eine tiergerechte Aufzucht zu gewährleisten und auch die Fehlprägung auf den Menschen zu vermeiden, die eine spätere Wiederauswilderung nahezu unmöglich macht, sollten wirklich hilfsbedürftige Jungvögel nach Möglichkeit in eine anerkannte Auffang- oder Vogelpflegestation gebracht werden. Diese können bei den Gruppen des NABU, den Naturschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte, Zoologischen Gärten oder auch bei Tierarztpraxen oder Tierschutzvereinen erfragt werden.
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