8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
Jetzt spenden!Die Natur ist kein Freiluft-Zoo
Ganzjahresfütterung kein Mittel gegen Vogelschwund
Schon die immer milderen Winter lassen die Frage aufkommen, ob eine traditionelle Winterfütterung mangels Schnee und Eis überhaupt noch sinnvoll ist. Doch nicht die hohe Wintertemperaturen sorgen unter Vogelfreunden für Verunsicherung, sondern vor einiger Zeit auch das Erscheinen eines Büchleins, dessen Titel direkt aus der Feder des NABU zu stammen schien. Kaum aufgeschlagen entpuppte sich "Vögel füttern - aber richtig" von Peter Berthold und Gabriele Mohr allerdings als ein Aufruf zur ganzjährigen "Rundumversorgung" wildlebender Vögel mit Vogelfutter.
Was ist dran an der Behauptung, Meisenknödel, Erdnüsse und Sämereien könnten "auch als Ganzjahresfütterung wahre Wunder bewirken"? Unabhängig von der Jahreszeit ist zunächst festzustellen: Vogelfütterungen in Städten und Dörfern erreichen selten mehr als 10 bis 15 Vogelarten, nämlich vor allem Meisen, Finken, Rotkehlchen und Amseln. Diese Arten haben stabile oder wachsende Populationen, keine ist in ihrem Bestand gefährdet.
Von wenigen Ausnahmen wie dem Haussperling abgesehen, werden Futterstellen also nicht von den Vögeln genutzt, die im Mittelpunkt notwendiger Schutzbemühungen stehen. Ihr Beitrag zum Artenschutz sollte daher nicht überschätzt werden. Von einem "Wiederaufbau der Artenvielfalt" durch Ganzjahresfütterungen kann gewiss keine Rede sein.
Befürworter verweisen gerne auf England, wo Vogelfreunde schon länger rund ums Jahr füttern. Tatsache ist jedoch, dass die Fütterungen auch dort den Rückgang von Vogelarten nicht aufgehalten haben. Lebensraumqualität beschränkt sich eben nicht allein auf die Verfügbarkeit von Nahrung. Vorrangig für den Schutz einer artenreichen Vogelwelt ist die Erhaltung von vielfältigen und gesunden Lebensräumen - und diese lassen sich durch Futterspender nicht ersetzen.
Dort, wo Nahrung für Vögel knapp wird, sollte die Hilfe deshalb bei den Ursachen ansetzen. Wo naturnahe Lebensräume erhalten oder geschaffen werden, lässt sich tatsächlich viel Positives erreichen - von dem nicht nur wenige Arten profitieren. Gartenbesitzer haben es selbst in der Hand, anstelle einer eintönigen Thujahecke und Einheitsrasen lebendige Vielfalt mit einem reichen natürlichen Nahrungsangebot zu schaffen und Unkrautvernichtungsmittel wie auch Schneckenkorn aus ihrem Garten zu verbannen. Auch eine Pflanzaktion mit der örtlichen NABU-Gruppe sorgt nachhaltig für Vielfalt.
Oder wie wäre es mit einem Engagement für unbewirtschaftete Ackerrandstreifen in der Gemeinde? Unterstützen wir Agrarumweltprogramme, die Feldvögeln ein erfolgreiches Brüten möglich machen, die nach der Ernte Stoppelfelder belassen, in denen Vögel sowohl Nahrung als auch Schutz finden, und die den Pestizideinsatz in der Kulturlandschaft endlich verringern! So erhalten wir Vogelbestände als Teil einer intakten Umwelt. Dies ist unser Ziel im Vogelschutz.
Wenn der NABU Ganzjahresfütterungen auch in Zukunft nicht empfehlen wird, dann nicht, weil ein Jungvogel an ungeeignetem Futter Schaden nehmen könnte. Diese Frage haben Wissenschaftler längst beantwortet: Zufütterungen wirken sich auf Jungvögel insgesamt weder positiv noch negativ aus. Zwischen dem Anteil künstlicher Nestlingsnahrung und dem Bruterfolg ließ sich zum Beispiel bei Kohl- und Blaumeisen kein Zusammenhang feststellen.
Nein, letztlich geht es um die Frage, welche Natur wir wollen. Eine Natur, die mehr einem Zoologischen Garten mit stets gefüllten Futterbehältern gleicht? Wie hilfreich ist überhaupt ein Aufruf zu unbegrenzten Fütterungen in einer Zeit, die weiterhin von hemmungslosem Flächen- und Strukturverlust in der Landschaft geprägt ist? Was hier als moderner Vogelschutz verkauft werden soll, ist in Wirklichkeit ein Rezept aus der Vergangenheit. Heute kann es nicht mehr überzeugen, das Füttern von Wildvögeln als geeignete oder gar vorrangige Maßnahme gegen eine zunehmend naturfremde Umwelt zu preisen.
Um dennoch Gehör zu finden, appellieren die Freunde ganzjähriger Fütterungen nicht zuletzt an unsere "moralische Verpflichtung" zur direkten Hilfe. Der NABU meint: Was die betrifft, mag jeder selbst entscheiden, wie und womit er seinen Beitrag leisten möchte. Die Palette der Möglichkeiten, etwas für die heimische Tierwelt zu tun, ist weitaus größer als das breiteste Futtersortiment, und ein vogelfreundlicher Garten die bessere, weil nachhaltigere Lösung.
Markus Nipkow
Soll ich überhaupt Vögel füttern? Und wenn ja, welcher Vogel frisst was, was sollte ich beim Füttern beachten, kann ich Vogelfutter auch selbst herstellen? Wir geben Ihnen viele Tipps und Informationen rund um die Vogelfütterung. Mehr →
Die Sommerfütterung von Vögeln ist selbst unter erfahrenen Ornitholog*innen ein diskutiertes Thema. Ob negative oder positive Effekte überwiegen, ist bisher nicht abschließend geklärt. Der NABU zeigt, worauf zu achten ist und wie man dennoch viel Freude an der Vogelfütterung haben kann. Mehr →