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Katja Hahnes Leidenschaft ist die Beschäftigung mit Moosen
Sie haben sich vor etwa 400 bis 450 Millionen Jahren aus Grünalgen der Gezeitenzone entwickelt und tragen Familien-Namen wie Scapaniaceae, Metzgeriaceae oder Andreaeobryaceae. Was schwer auszusprechen ist, ist auch schwer zu bestimmen. Katja Hahne, Diplom-Landschaftsökologin, aus Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt sich sehr gern mit ihnen, den Moosen, aber auch mit anderen Pflanzen. Die 37-Jährige war sogar Ende Juni dieses Jahres in den Medien gefragt. Denn: Sie entdeckte ein Vorkommen des stark gefährdeten Purpur-Sommerwurz Ende Juni dieses Jahres am Westrand der Dobbiner Plage. Eine Auszählung durch Mitglieder der Fachgruppe Geobotanik Parchim ergab insgesamt 34 blühende Pflanzen mit 73 Trieben (Sprossachsen). Bislang galt die Blume in diesem Gebiet als verschollen.
Was das mit Moosen zu tun hat? Die Arbeitsgemeinschaft Geobotanik (Botanischer Verein für Mecklenburg-Vorpommern und Landesfachausschuss Botanik beim NABU) war es, die Katja Hahne zu den jährlichen Treffen der Moosarbeitsgruppe gebracht hat. Seit 2009 ist sie dabei und dachte sich irgendwann: „Ich wollte nicht nur mitlaufen, ich wollte mich auch engagieren, nachdem ich selbst erlebt hatte, wie herzlich neue Mitglieder aufgenommen werden“, erzählt Hahne. Sie organisiert seit zwei Jahren daher die jährlichen Mooskartierungstreffen mit.
Ein Herz für Moose
„Meine Leidenschaft für Moose besteht schon länger als 2009, ich habe meine Abschlussarbeit über Moore geschrieben, da spielen Torfmoose ja auch eine entscheidende Rolle. Mich faszinieren Moose einfach und es ist oft schwer, diese zu bestimmen“, sagt Hahne. Daher ist sie auf den Erfahrungsaustausch in der Arbeitsgruppe angewiesen. „Ich lerne unglaublich viel von anderen und nur ein fachlicher Austausch kann mich manchmal bei einer Bestimmung weiterbringen.“ Die Chance von Älteren zu lernen sei sehr wichtig, denn irgendwann gehe dieses Wissen sonst unweigerlich verloren. „Schön wäre es, wenn sich noch mehr Interessierte für die AG Geobotanik finden würde, damit die Altersmischung so beibehalten wird und der Erfahrungsschatz erhalten bleibt.“ Das Moostreffen findet jedes Jahr in einem anderen Gebiet statt. Dafür müssen dann Karten mit den Untersuchungsflächen erstellt werden, Unterkunft und Anmeldungen organisiert sein.
Moosiges Landleben
Hahne wohnt mit ihrer Familie in Sandhof, das zu Neu Poserin gehört. Sie kann einfach loslaufen und befindet sich in der Natur, am See oder im Wald und kann dort Pflanzen kartieren und bestimmen.
„Das ist schon auch ein Hobby, obwohl ich das beruflich mache. Häufig müssen dann die Kinder (elf, neun und fünf Jahre alt) mit, aber mein Mann und ich achten darauf, dass sie sich nicht langweilen oder das zu häufig vorkommt“, sagt Hahne. Ohne ihren Mann wäre ihr Engagement sowieso nicht möglich. „Da wir beide ehrenamtlich engagiert sind, und freiberuflich arbeiten, geht es nur durch Arbeitsteilung. Alleine könnte ich das niemals bewerkstelligen.“ Neben der AG Geobotanik engagiert sich Hahne noch beim Naturpark Förderverein. Gut kennt sich die 37-Jährige also mit Feuchtmoosen aus, bei den Waldmoosen hat sie größere Lücken. Trotzdem kann es vorkommen, dass sie einen ganzen Tag für eine Bestimmung braucht, oder zu gar keinem Ergebnis kommt. „Moose bestimmen, das ist was für kalte Wintertage. Dann kann man dann lange am Mikroskop sitzen. Moose vergammeln ja nicht, sondern trocknen aus.“
Moose als Bioindikator
Häufig tragen Moose Namen, die beschreiben, wofür sie genutzt wurden: Schlafmoose finden sich zum Beispiel auf Bäumen und früher wurden damit Matratzen und Kopfkissen ausgestopft. In christlichen Ländern wurden Krippen an Weihnachten häufig mit Moosen ausgelegt – eventuell erinnert sich eine Generation noch dran. Im Gartenbau werden Torfe aus Torfmoosen häufig als Kultursubstrat verwendet. Leider werden dafür Torfe aus Mooren abgebaut, und damit wertvolle Ökosysteme zerstört. Nicht nur für viele seltene Pflanzen- und Tierarten, darunter auch für die Bekassine, dem „Vogel des Jahres“ 2013, auch für unser Klima ist der Torfabbau fatal: Dadurch werden große Mengen Treibhausgase freigesetzt, die den Klimawandel beschleunigen. Denn die Moore dienen als großer CO2 Speicher. Damit wären wir auch gleich bei der Bioindikation von Moosen. Moore reagieren sehr empfindlich auf Umweltveränderungen wie Entwässerung und Eutrophierung. „Umso wichtiger ist es, dass wir regelmäßig Moose kartieren und die Abnahme oder Zunahme sagt uns dann etwas über den Zustand eines Biotops aus“, so Hahne.
Nicole Flöper (Nh 4/16)
Mehr Informationen über die AG Geobotanik.
Moose erscheinen dem Laien häufig unattraktiv und eintönig. Doch die Biologie dieser Pflanzen offenbart viele interessante und einzigartige Details. Echte Wurzeln sowie komplizierte Leitgefäße zum Stoff- und Wassertransport, wie man sie von den Farn- und Blütenpflanzen kennt, fehlen den weltweit rund 16.000 Moosarten. Mehr →