Asiatischer Marienkäfer (Harlekin) - Foto: Helge May
Der asiatische Harlekin-Marienkäfer hat Europa erobert
In Windeseile verbreitet
Marienkäfer gehen eigentlich immer nur zwei Beschäftigungen nach: Sie schlagen sich den Bauch voll oder haben Sex oder sind gerade unterwegs zu einem von beiden. Beliebt ist auch die zeitsparende Kombination: Während Herr Marienkäfer sich hinten rechtschaffen müht, frisst sie vorne eine Blattlaus nach der anderen auf. Ein Marienkäferleben ist halt kurz.
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Zu besonderer Meisterschaft bringt es der Asiatische Marienkäfer, auch Vielfarbiger oder Harlekin-Marienkäfer genannt, wissenschaftlich Harmonia axyridis. Während etwa unser heimischer Siebenpunkt rund 50 Blattläuse am Tag verzehrt, schafft Harmonia locker das Fünffache.
Meister aller Klassen
Und wo der Siebenpunkt einmal im Jahr Nachwuchs zeugt, sind es bei Harmonia wenigstens zwei neue Generationen, je nach Witterung und Nahrungsangebot auch drei bis vier. Dabei stößt und zittert das Harmonia-Männchen beim Liebesakt nach Phasen der Ruhe immer wieder mal heftig, als sei es in einem früheren Leben ein Hase gewesen.
Was den Leistungsvergleich interessant macht: Der Harlekin kommt heute nicht mehr nur in Japan und China vor, sondern auch in Nordamerika und Europa. Seines großen Blattlaus-Appetits wegen wurde der Käfer seit den 80er Jahren im großen Stil zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. 1988 tauchten dann erste Tiere in den USA im Freiland auf, zur Jahrtausendwende auch in Europa, vor allem in Belgien, den Niederlanden und Deutschland.
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In den USA ist Harmonia axyridis inzwischen vielerorts der häufigste Marienkäfer. Die Bestände alteingesessener Arten gingen teils drastisch zurück. In Deutschland zeigten nicht zuletzt Kartierungsaufrufe des NABU in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein schon vor Jahren eine ebenfalls fast flächendeckende Verbreitung. Auch bei uns ist Harmonia nun vielerorts häufiger als alle heimischen Marienkäfer-Arten. Von uns aus hat er zunächst die Schweiz und Österreich erreicht, seit 2004 breitet Harmonia sich auch in Großbritannien aus.
Im Schnelldurchlauf
Das Harlekin-Jahr beginnt, sobald im Spätwinter die Sonne wieder etwas Kraft entwickelt. Dann kommen die Käfer aus ihren Quartieren und suchen einen Partner. Nach der Kopulation heftet das Weibchen seine gelben Eier zu jeweils 20 bis 30 an Blätter oder andere Gegenstände in der Nähe von Blattlauskolonien.
Vom Ei bis zum fertigen Käfer dauert es unter guten Bedingungen rund drei Wochen. Die Larven häuten sich dreimal und wandeln sich beim vierten Mal in eine Puppe um. Die Puppe ruht meist offen auf der Oberseite von Blättern, nach vier bis fünf Tagen schlüpft aus ihr der Käfer.
Die Käfer können im Extremfall bis drei Jahre alt werden, die normale Lebensspanne beträgt aber nur einen bis drei Monate. Insgesamt legt das Weibchen 1800 bis 3500 Eier. Krankheiten, Fressfeinde und Wetterunbilden sorgen dafür, dass aus den vielen Eiern nur wenige fertige Käfer werden.
Im Oktober oder November machen sich die Harlekine in großen Schwärmen auf die Suche nach einem Winterquartier. Immer wieder tauchen sie dabei in Wohnhäusern auf, in den USA heißen sie deswegen auch „Halloween-Ladybird“. Bei Panik reagieren die Käfer wie viele ihrer Verwandten mit sogenannten Reflexblutungen, bei denen bittere und übelriechende Flüssigkeit austritt. Außerdem können sie durchaus zubeißen, auch wenn dies kaum schmerzt.
Nicht mehr aufzuhalten
Aufzuhalten ist Harmonia nicht mehr. Ob der asiatische Harlekin seinen europäischen Verwandten ernsthaft Schaden zufügt, bleibt abzuwarten. Jedenfalls machen ihn sein Appetit und seine Vermehrungsrate besonders konkurrenzfähig. Bei Blattlausmangel stellt er sich zudem schnell auf andere Beute um. Dabei verschmäht er weder Eier und Raupen von Schmetterlingen oder Gallmücken, noch die anderer oder der eigenen Marienkäferart. Laborversuche zeigen, dass Harmonia-Larven die von Sieben- oder Zweipunkt fast immer besiegen. K.o. durch auffressen.
Helge May
Der Wandelbare
Die Harlekin zeigt sich am häufigsten mit oranger bis dunkelroter Grundfärbung, darauf bis zu 19 schwarze Punkte. Nicht selten aber sind die Punkte verblasst oder fehlen sogar ganz. Umgekehrt können die Punkte auch so groß werden, dass sie teils miteinander verschmelzen. Und schließlich ist da die so genannte melanistische Form mit schwarzen Flügeldecken, darauf zwei oder vier recht große orangene oder rote Punkte.
Mit sechs bis acht Millimetern Länge ist der Harlekin minimal größer als der Siebenpunkt und deutlich größer als zum Beispiel der Zweipunkt, mit dessen melanistischer Form man ihn sonst leicht verwechseln könnte. Wichtiges Merkmal ist die M-förmige Zeichnung auf dem Kopfschild. Auch hier gibt es jedoch Extreme von vier Punkten bis zu unförmigen schwarzen Flächen bei den melanistischen Tieren.
Die Grundfarbe der Larve ist wie die des Siebenpunkts graublau. Während die Siebenpunktlarve nur am Kopf, am dritten und sechsten Körperelement orangene Flecken besitzt, hat die Harlekinraupe ebenfalls ab dem dritten Element einen durchgehenden orangenen Streifen.
Im Auftrag der Jungfrau
Ob als Sonnenkälbchen, Himmelsziege oder Sommervögelchen, Marienkäfer kennt jedes Kind. Rund 70 verschiedene Arten gibt es alleine in Deutschland, weltweit sind es sogar 5500. Der Name Marienkäfer wird von der Jungfrau Maria abgeleitet. In ihrem Auftrag nämlich, so glaubte man früher, seien die kleinen Krabbler in der Schädlingsvertilgung tätig. Zudem sollten sie vor Hexen und Unheil schützen.
Benannt werden die Marienkäferarten heute meist nach der Anzahl der Punkte auf den Flügeldecken. Am weitesten verbreitet unter den heimischen Marienkäfern ist der Siebenpunkt, der klassische Glücksbringer. Wie ein Großteil der Verwandtschaft ernährt er sich von Blattläusen, manche Arten wie der nebenan abgebildete Sechzehnfleck weiden auch Mehltau und andere Pilzbeläge von Blättern ab.
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