Das Grüne Heupferd hat die längsten Flügel der drei heimischen Heupferde. Sie ragen deutlich über das Rumpfende hinaus und erreichen wie hier zu sehen beim Weibchen sogar das Ende des Legestachels. - Foto: Helge May
Lautes Zirpen bis tief in die Nacht
Das Grüne Heupferd ist die größte heimische Heuschrecke
Mit rund 80 in Deutschland vorkommenden Arten sind Heuschrecken die ideale Artengruppe, um in die Entomologie (Insektenkunde) einzusteigen. Insgesamt kommen in Deutschland mehr als 30.000 Insektenarten vor, das ist deutlich unübersichtlicher. Unter den Heuschrecken ist das Grüne Heupferd eine echte Anfänger-Art, denn es ist kaum zu übersehen und ganz bestimmt nicht zu überhören. Mit dem Zwitscherheupferd und dem Östlichen Heupferd gibt es noch zwei ähnliche Arten, die bei etwas näherem Hinschauen aber recht einfach zu unterscheiden sind.
Heupferde sind weitgehend grün gefärbt, einzelne Tiere tendieren auch ins Gelbbraune. Der Rücken zeigt eine dünne braune Linie. Heupferde sind unsere größten Heuschrecken, wobei die Weibchen mit bis vier Zentimetern Körperlänge (ohne Flügel) etwas größer als die Männchen sind. Dazu kommt bei den Weibchen noch ein bis zu drei Zentimeter langer Legestachel.
Mit dem Stachel legt Frau Heupferd in Gruppen mehrere hundert Eier im Boden ab. Frühestens nach zwei Jahren sind die Eier so weit entwickelt, dass daraus kleine Larven schlüpfen. Diese werden dann über die Monate immer größer, häuten sich mehrfach und ähneln dabei Schritt für Schritt immer mehr dem ausgewachsenen Heupferd. Es gibt also im Laufe eines Jahres kleinere und größere Heupferde, wobei sich die Flügel und die Legeröhre der Weibchen erst in späten Larvenstadien ausbilden. „Fertige“ Heupferde findet man frühestens im Juni, vor allem aber von Mitte Juli bis in den Oktober hinein.
Nur die Männer singen
Das Grüne Heupferd mag Offenland fast aller Art. Nur zu feucht und zu kühl sollte es nicht sein. Heupferde sind daher auch auf Wiesen, an Äckern, in Gärten und Parks zu finden. Währen die jungen Heupferde sich eher in niedriger Vegetation aufhalten, zieht es viele ausgewachsene Heupferde im Laufe des Sommers immer höher hinauf in Sträucher und Bäume.
Den typischen Heupferdgesang gibt nur das Männchen von sich, dem Weibchen fehlen die dafür nötigen Stridulationsorgane. Diese liegen an der Basis der Vorderflügel. Beim aneinander reiben der Vorderflügel entsteht ein leicht zerhackt klingender Dauerton, der bis zu 150 Meter weit zu hören ist. Sinkt die Umgebungstemperatur, wird die Stridulation langsamer und die Pausen zwischen den „Versen“ werden länger. Das Grüne Heupferd ist ein Morgenmuffel. Erst am Nachmittag fängt es an zu singen, hält dann aber bis tief in die Nacht durch.
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Heupferd mag Tettigonia viridissima heißen, weil es recht groß ist oder weil sein Kopf von der Seite entfernt an ein Pferd erinnert. Mit der Ernährung hat der Name aber wenig zu tun. Heu ist nicht so sehr des Heupferds Sache. Es knabbert zwar gelegentlich an weichen Pflanzenteilen, hauptsächlich ist es aber Insektenjäger und -fresser. Damit ist auch schon die Frage beantwortet, ob Heupferde denn eher schädliche oder nützliche Tiere sind: Für Blattläuse (Lieblingsnahrung), Käferlarven, Fliegen und kleine Heuschrecken ist das Heupferd sehr schädlich, was manche Menschen wiederum recht nützlich finden. So gemächlich Heupferde scheinen, für den Nahrungserwerb nutzen sie auch ihre enorme Sprungkraft und erbeuten so Kleintiere, die sie mit den Vorderbeinen festhalten.
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Beim ebenfalls recht verbreiteten Zwitscher-Heupferd (Zwitscherschrecke) erreichen die Flügel gerade so das Körperende. - Foto: Maike Sprengel-Krause/www.naturgucker.de
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Besonders deutlich wird der Flügellängenunterschied beim Zwitscherschrecken-Weibchen, der Legestachel ragt weit über die Flügelenden hinaus. - Foto: Jutta und Peter Trentz/www.naturgucker.de
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Die Sichelschrecke sieht den Heupferden ähnlich. Sie ist aber deutlich zierlicher und schlanker gebaut. Der Legestachel der Weibchen ist nicht gerade, sondern stark nach oben gebogen.- Foto: Frank Derer
Die drei heimischen Heupferd-Arten im Vergleich:
- Großes oder Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima): Lange Flügel, reichen beim Männchen über den Hinterleib hinaus, beim Weibchen bis zum Ende der Legeröhre. Legeröhre lang und fast gerade, minimal nach oben gebogen. Bundesweit verbreitet.
- Zwitscher-Heupferd oder Zwitscherschrecke (Tettigonia cantans): Vergleichsweise kurze Flügel, die beim Männchen bis zum Hinterleibsende reichen, beim Weibchen nur bis zum Beginn der Legeröhre. Vor allem die Männchen wirken daher vergleichsweise plump. Legeröhre lang und fast gerade, minimal nach oben gebogen. Gesang im Vergleich zum Grünen Heupferd flüssiger. In den Mittelgebirgen nahezu flächendeckend, im Flachland lückenhaft verbreitet; meidet trockene Gegenden und Sandböden.
- Östliches Heupferd (Tettigonia caudata): Flügellänge zwischen den beiden anderen Arten, reicht beim Weibchen bis zur Mitte der Legeröhre. Legeröhre lang und fast gerade, leicht nach unten gebogen. Deutliche schwarze Schenkeldornen. Nachts deutlich zurückgehende Gesangsaktivität. In Deutschland am Westrand ihres Gesamtareals. Vorkommen vor allem in weiten Teilen Brandenburgs, kleinräumig auch in Vorpommern, Anhalt, punktuell in Sachsen. Mag es warm und trocken.
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