Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Liebeswerben mit eingebautem Waschbrett
Der Gesang der Heuschrecken
Wegen ihres zirpenden Gesangs war die Heuschrecke im antiken Griechenland ein dem Gott Apollo geweihtes Tier - Apollo galt als Erfinder der Musik. Singen im menschlichen Sinne können Heuschrecken zwar nicht, aber die meisten Arten geben doch deutliche Laute von sich, die sich mal ratternd, mal schwirrend und wie beim Weinhähnchen auch mal recht melodiös anhören. Für viele Naturfreunde ist das Sommerfeeling erst perfekt, wenn die Heuschrecken ihr Konzert beginnen.
Die Laute werden aber nicht über Stimmbänder erzeugt wie bei uns Menschen, sondern im wesentlichen durch Reiben der Flügel oder der Beine. Das Instrument der Heuschrecken ist sozusagen ein körpereigenes Waschbrett, auf dem sie mit teils enorm schneller Frequenz herumschrummen. Diese mechanische Lauterzeugung wird Stridulation genannt.
Die Langfühlerschrecken nutzen hierzu ihre beiden Vorderflügel, die leicht angehoben und dann aneinander gerieben werden. Das Geräusch entsteht durch eine mit Querrippen versehene, so genannte Schrill-Leiste an der Unterseite des oben liegenden Flügels, die beim unteren Flügel auf eine Schrill-Kante trifft.
Sehr schön kann man das Flügelreiben bei der Feldgrille beobachten, wenn das Männchen vor der Wohnröhre das Weibchen bezirzt. Überhaupt ist die Feldgrille ein sehr variantenreicher Sänger. Während die meisten Arten Einheitslaute von sich geben, unterscheidet die Feldgrille zwischen Werbegsängen, Revierabgrenzungsgesängen und sogar Kampfgesängen zwischen den Männchen.
Werbe- und Rivalengesänge zeigen auch viele Grashüpfer. Bei den Kurzfühlerschrecken gibt es verschiedene Technik-Varianten. Grashüpfer zum Beispiel streichen mit einem oder beiden Hinterschenkeln über die Flügel. Auch hier sind wieder Leisten oder Kanten eingebaut, bei den recht leisen Ödlandschrecken sind es winzig gezähnte Flügeladern. Außerdem bilden die Tiere mit den Flügeln ein kleines Dach, das als Resonanzkörper lautverstärkend wirkt.
Einen anderen Weg hat die Sumpfschrecke eingeschlagen. Sie schleudert ihre Hinterbeine nach hinten und erzeigt so einen Klick, der wie ein Fingerschnippen klingt. Wer einmal eine Sumpfschrecke gehört an, wird diese Art künftig immer sicher wiedererkennen. Schwieriger wird es da schon bei den Knarrschrecken, die ihre Oberkiefer - die so genannten Mandibeln - aneinander reiben. So ein Heuschrecken-Zähneknirschen ist natürlich sehr leise und nur aus kürzester Entfernung wahrzunehmen.
Noch schwerer macht es uns die Eichenschrecke: Sie trommelt mit ihrem Beinchen auf ein Blatt. Für die Artgenossen mag das reichen, aber um die Eichenschrecke - die zu allem Überfluss auch noch hoch oben in Bäumen lebt - zum Beispiel für Kartierungen aufzufinden, muss man sie entweder vom Baum schütteln oder ihre Laute mit einem Bat-Detektor verstärken, der sonst zum Hörbarmachen der Ultraschall-Fledermausrufe benutzt wird.
Nicht zu verachtender Nebeneffekt des Heuschreckengesangs: Fast jede Art hat ihren eigenen Rhythmus und ihren eigenen Klang, so dass man sie daran hervorragend identifizieren kann. Viele Grashüpferarten zum Beispiel sind rein optisch ungeheuer schwer zu unterscheiden, ihr Gesang aber ist eine unverwechselbare Visitenkarte.
Und da es in Deutschland nur rund 80 Heuschreckenarten gibt, lassen sich diese Arten sehr schnell einüben. Wer also eine Tiergruppe sucht, mit der man rasch vertraut wird, ist mit den Heuschrecken bestens bedient. Berücksichtigen muss man allerdings, dass Heuschrecken als Insekten natürlich wechselwarme Tiere sind, ihre Körpertemperatur und damit die Betriebsgeschwindigkeit also nicht selbst regeln können. Das hat Auswirkungen auf den Gesang: Wird es kälter, funktioniert auch das Geschrumme weniger gut. Die Bewegungen werden langsamer, also ändert sich die Frequenz und die gleiche Heuschrecke klingt nun völlig anders als an einem wärmeren Tag. Wäre ja sonst auch zu einfach.
Mehr über Heuschrecken
Innerhalb des riesigen Insektenreiches zählen die Heuschrecken zu den Halbumwandlern. Sie machen nicht eine Verwandlung vom Ei über Larve und Puppe bis zum fertigen Insekt durch. Vielmehr schlupfen aus den Eiern Larven, die sich dann Häutung für Häutung zur fertigen Schrecke entwickeln. Mehr →
Im Garten kann man allgemein verbreitete Heuschrecken finden wie Roesels Beißschrecke, Nachtigall-Grashüpfer und Punktierte Zartschrecke. Recht wahrscheinlich ist es auch, dass sich im Hochsommer das Grüne Heupferd rund um Haus und Garten sehen beziehungsweise hören lässt. Mehr →
„Bester“ Heuschreckenmonat ist der August, weil dann praktisch alle Arten mit ihrem Gesang auf sich aufmerksam machen. Das gilt zwar auch noch für September, nur wird es da oft schon etwas kälter und der Gesang klingt dadurch stark verändert, was die Artansprache erschwert. Mehr →
Auf dem Gebiet der Bundesrepublik wurden bislang 86 Heuschreckenarten nachgewiesen. Mehr als die Hälfte dieser Arten ist so selten oder im Rückgang begriffen, dass sie auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere steht. Mehr →
Gegenüber der vorigen Fassung hat es in der von Wissenschaftlern im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz erarbeiteten Roten Liste eine ganze Reihe von Bewegungen gegeben. Die negativste „Karriere“ machten dabei Maulwurfsgrille und Buntbäuchiger Grashüpfer. Mehr →