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Jetzt informieren!Rote Liste der Heuschrecken und Fangschrecken
Nur etwa die Hälfte der heimischen Arten ist nicht gefährdet
Im Mai 2024 veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Rote-Liste-Zentrum (RLZ) die neue Rote Liste der Heuschrecken und Fangschrecken für Deutschland.
Es gibt etliche Verlierer: Die Steppen-Beißschrecke gilt mittlerweile als verschollen. Der Sumpfgrashüpfer musste als „Gefährdet“ eingestuft werden – durch Entwässerungsmaßnahmen, aber auch aufgrund von zunehmenden Dürreperioden infolge der Klimakrise sind seine Lebensräume stark geschrumpft. Der bislang ungefährdete Feldgrashüpfer steht jetzt auf der Vorwarnliste, ihm macht der Verlust von Wegrändern, Feldrainen und Ackerrandstreifen zu schaffen. Die Gewinner sind vor allem wärmeliebende Arten: Die Europäische Gottesanbeterin zum Beispiel profitiert von der Klimakrise – sie breitet sich in Deutschland weiter aus.
Rund ein Drittel der heimischen Heuschrecken und Fangschreckenarten ist bedroht
Nach der aktuellen Gefährdungsanalyse gelten sechs Arten als vom Aussterben bedroht, zehn Arten als stark gefährdet und zehn Arten als gefährdet – damit sind rund 30 Prozent unserer Heuschreckenarten bestandsgefährdet. Weitere neun Arten sind zwar noch nicht bestandsgefährdet, stehen aber auf der Vorwarnliste.
Nur 41 Arten oder 49,4 Prozent der heimischen Heuschrecken- und Fangschreckenarten sind derzeit ungefährdet – darunter bekannte Arten wie der Gemeine Grashüpfer, die Feldgrille und das Grüne Heupferd.
Ursachen für die Bestandsgefährdung vieler Heuschrecken- und Fangschreckenarten sind der Verlust und die starke Zerstückelung noch vorhandener Lebensräume sowie die Klimakrise.
Wertvolle Habitate, wie zum Beispiel Magergrünland, Halbtrockenrasen und Heiden, gingen durch Umnutzung oder intensivere Bewirtschaftung verloren. Auch die Aufforstung von Offenlandflächen, Flurbereinigung, Grünlandumbruch, Bebauung und die Aufgabe von Stilllegungsflächen macht es unseren Heuschrecken- und Fangschreckenarten zunehmend schwerer, geeignete und vor allem auch miteinander vernetzte Lebensräume zu finden. Daneben werden die Auswirkungen der Klimakrise immer deutlicher: Zu den Verlierern gehören insbesondere Arten, die feuchte oder kühle Lebensräume brauchen.
Einstufung der Heuschrecken- und Fangschreckenarten Deutschlands
Kategorie 0: Ausgestorben oder verschollen
- Europäische Wanderheuschrecke (Locusta migratoria)
- Fluss-Strandschrecke (Epacromius tergestinus)
- Kleine Höckerschrecke (Arcyptera microptera)
- Steppen-Beißschrecke (Montana montana) (ehemals Kategorie 1)
Kategorie 1: Vom Aussterben bedroht
- Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata)
- Große Höckerschrecke (Arcyptera fusca)
- Heideschrecke (Gampsocleis glabra)
- Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus)
- Östliche Grille (Modicogryllus frontalis)
- Türks Dornschrecke (Tetrix tuerki)
Kategorie 2: Stark gefährdet
- Braunfleckige Beißschrecke (Tessellana tessellata) (ehemals Kategorie 1)
- Buntbäuchiger Grashüpfer (Omocestus rufipes)
- Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris) (ehemals Kategorie 1)
- Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus)
- Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) (ehemals Kategorie 1)
- Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus)
- Wanstschrecke (Polysarcus denticauda)
- Westliche Sattelschrecke (Ephippiger diurnus) (ehemals Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger), Name hat sich geändert)
- Zweipunkt-Dornschrecke (Tetrix bipunctata) (ehemals Kategorie 3)
- Zwerggrashüpfer (Stenobothrus crassipes) (ehemals Kategorie R)
Kategorie 3: Gefährdet
- Gebirgsgrashüpfer (Stauroderus scalaris) (ehemals Kategorie 2)
- Gemeine Plumpschrecke (Isophya kraussii) (ehemals Kategorie V)
- Kleiner Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus) (ehemals Kategorie 2)
- Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) (ehemals Kategorie 2)
- Östliches Heupferd (Tettigonia caudata)
- Rotleibiger Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis) (ehemals Kategorie V)
- Steppen-Grashüpfer (Chorthippus vagans)
- Sumpfgrashüpfer (Pseudochorthippus montanus)
- Warzenbeißer (Decticus verrucivorus)
- Westliche Dornschrecke (Tetrix ceperoi) (ehemals Kategorie D)
Kategorie R: Extrem selten
- Alpen-Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus eisentrauti)
- Krauss' Höhlenschrecke (Troglophilus neglectus) (ehemals Kategorie D)
Kategorie D: Daten unzureichend
- Heimchen (Acheta domesticus)
Kategorie V: Vorwarnliste
- Alpen-Gebirgsschrecke (Miramella alpina)
- Bunter Grashüpfer (Omocestus viridulus)
- Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius)
- Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus)
- Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) (ehemals Kategorie 2)
- Kurzflügelige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera)
- Langfühler-Dornschrecke (Tetrix tenuicornis)
- Sumpfgrille (Pteronemobius heydenii) (ehemals Kategorie 3)
- Zweifarbige Beißschrecke (Bicolorana bicolor)
Elf Heuschreckenarten mittlerweile nicht mehr gefährdet
Gegenüber der letzten Erhebung mussten leider einige Heuschreckenarten in ihrer Gefährdungskategorie hochgestuft werden, wie zum Beispiel die Gemeine Plumpschrecke oder der Rotleibige Grashüpfer, die aus der Vorwarnliste in die Kategorie „Gefährdet“ gerutscht sind. Daneben gibt es aber auch einige Arten, die sich in ihrem Bestand zu erholen scheinen, oder über die es nun bessere Daten gibt.
Folgende Arten gelten nach der aktuellen Roten Liste als nicht mehr in ihrem Bestand gefährdet:
Ehemals Kategorie 1:
- Große Schiefkopfschrecke
- Italienische Schönschrecke
Ehemals Kategorie 2:
- Blauflügelige Sandschrecke
Ehemals Kategorie 3:
- Feldgrille
- Lauchschrecke
- Blauflügelige Ödlandschrecke
Ehemals Kategorie V:
- Westliche Beißschrecke
- Heidegrashüpfer
- Verkannter Grashüpfer
- Kurzflügelige Schwertschrecke
- Ameisengrille
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