Stiller Rückgang beim Bestand
Lebensraum und Verbreitung des Stars
Der Star ist in Deutschland flächendeckend verbreitet. Besonders hohe Dichten gibt es in den Agrarlandschaften Nordsachsens und Sachsen-Anhalts sowie in den Streuobstgebieten in Baden-Württemberg. Nadelholzreiche Waldregionen und die baumarmen Küstengebiete gehören zu den vergleichsweise weniger bevorzugten Einzugsgebieten. Findet der Star aber künstliche Nistmöglichkeiten, können ihn Vogelfreunde auch zur Brutzeit an der Nord- und Ostseeküste sowie anderen Gewässerufern beobachten.
Der ursprüngliche, wohl ideale, Lebensraum unserer Stare in Mitteleuropa befand sich in Randlagen und Lichtungen von Laubwäldern. Heute besiedeln sie viele Gebiete, die vom Menschen landwirtschaftlich genutzt werden. Zwei Dinge benötigt er zum Glücklichsein: Bäume oder Gebäude mit geeigneten Bruthöhlen und offene Nahrungsflächen mit niedriger Vegetation in maximal 500 Metern Entfernung. Sind diese beiden Grundvoraussetzungen erfüllt, ist unser Jahresvogel sehr anpassungsfähig.
In der Agrarlandschaft sucht der Star Mähwiesen und abgeerntete Felder zur Nahrungssuche auf. Hier kann er „zirkeln“ und Würmer sowie Insekten aus den vorgepickten Löchern ziehen. Auf beweideten Wiesen findet der gesellige Vogel reichlich vom Mist der Weidetiere angelockte Insekten und Würmer. Mit der Nisthöhlensuche in der näheren Umgebung ist der Star nicht allzu wählerisch. Er bezieht Quartier in Baumgruppen der Feldflur oder in Alleebäumen. Auch Stallanlagen und andere Einzelgebäude mit entsprechenden Hohlräumen unter der Fassade bieten Platz für den Nestbau. Sein Lieblingsplätzchen aber findet der Star auf einer Streuobstwiese mit alten Obstbäumen oder beweideten Flächen am Boden.
Doch auch in der Stadt ist er gern zuhause. Alter Baumbestand in Parks mit angrenzenden gemähten Liegewiesen erfüllen hier seine Bedürfnisse voll und ganz. Fehlen die Bäume, hat er kein Problem mit dem Nestbau unter einem losen Ziegel oder in einem Nistkasten. Der urbane Star besiedelt neben Parkanlagen auch Friedhöfe, Kleingärten und sogar Innenstädte mit kleineren Rasenflächen wie Sportplätze. Am Stadtrand brütende Stare finden oft beides: Reicht das Grüne nicht aus, bieten Stadtgüter oder Reiterhöfe ausreichend Futter. Beeren tragende Hecken ergänzen ihr Nahrungsangebot.
Versammeln sich Stare lärmend zum Vogelzug ins Winterquartier, bevorzugen sie Schlafplätze in Schilfröhrichten und nutzen tagsüber Stromleitungen zum Ausruhen. Auch flächige dichte Gebüsche, hohe Bäume oder historische Fassaden bieten den großen Schwärmen ausreichend Platz und Schutz.
Verbreitung und Bestand
Als singender Begleiter der europäischen Kolonisten und Auswanderer eroberten Stare auch fremde Erdteile mit Erfolg. Sie sind so heute fast auf der ganzen Welt zu Hause – in Nordamerika, Südafrika, Südaustralien und Neuseeland. Die geselligen Vögel bevorzugen ein gemäßigtes Klima, weshalb man sie von Nordwest- und Westeuropa in einem breiten Gürtel bis in die Steppengebiete Zentralasiens findet. Im Norden Skandinaviens und in Südeuropa werden die ganzjährigen Vorkommen weniger dicht. Die Vorposten bilden Island, die Azoren und Kanaren im Westen.
Abhängig von seinem Lebensort ist unser Jahresvogel Standvogel, Teilzieher oder Kurzstreckenzieher. Mitteleuropäische Stare ziehen zum Großteil bis in den südlichen Mittelmeerraum und nach Nordafrika. Andere wichtige Überwinterungsgebiete sind die Regionen an der Atlantikküste Frankreichs und Spaniens, die Beneluxländer und Großbritannien. Die maximale Zugstrecke liegt bei 2.000 Kilometern. Einige Stare überwintern auch bei uns, der überwiegende Teil dieser Vögel aber stammt aus Skandinavien oder Osteuropa. Doch auch unsere heimischen Stare verzichten vermehrt auf lange Reisen und nehmen schon im Südwesten Deutschlands Winterquartier.
Schleichender Rückgang
Der europäische Starenbestand wird auf 23 bis 56 Millionen Brutpaare geschätzt. Mit 2,8 bis 4,5 Millionen Paaren leben etwa zehn Prozent davon in Deutschland. Und dennoch ist der schillernde Geselle ein typisches Beispiel für den stillen Rückgang unserer „Allerweltsvögel“. In der neuesten bundesweiten Roten Liste der Brutvögel ist der Star sogar als „gefährdet“ eingestuft, denn heute brüten etwa zwei Millionen Staren-Paare weniger in Deutschland als noch vor zwanzig Jahren.
Das Brutgebiet des Stars vergrößerte sich im 19. Jahrhundert durch die massive Ausweitung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Seit den 1960-er und 1970-er Jahren setzte jedoch eine Trendwende ein und die Starenbestände nahmen ab. Mit Beginn der 1990-er Jahre gingen die Brutpaarzahlen mit 36 Prozent weiter erschreckend zurück. Zwar ist der Bestand in städtischen Bereichen momentan recht stabil. Den anhaltenden Gesamtrückgang jedoch hält das nicht auf. Unserem Star droht seit den letzten zehn Jahren immer noch ein Minus von sechs Prozent, am deutlichsten im Osten unseres Landes. In anderen europäischen Ländern sieht es ganz ähnlich aus. Rückgänge erfolgreicher Bruten und Arealverluste konnten etwa in Finnland, Dänemark oder Polen beobachtet werden. In Deutschland zeugen erheblich verringerte Zahlen von durchziehenden Starenschwärmen im Sommer und Winter davon.
Jeder kennt das alte Kinderlied „Alle Vögel sind schon da, Amsel, Drossel, Fink und Star…“. Diese Feststellung muss leider heute immer stärker hinterfragt werden, denn „alle Vögel“ sind schon längst nicht mehr da. Zumindest beim Letztgenannten muss es eher lauten: Wo ist der Star denn noch da? Mehr →
Deutschland hat in nur zwölf Jahren rund 12,7 Millionen Vogelbrutpaare verloren – das entspricht einem Minus von 15 Prozent. Wie eine Auswertung des NABU zeigt, gibt es die stärksten Rückgänge beim Star, dem frisch gekürten Vogel des Jahres 2018. Mehr →
Verkehrte Welt: Während manche einst fast ausgestorbene Arten wie Kranich und Seeadler dank jahrzehntelangem Intensivschutz längst von der Roten Liste entlassen wurden, nehmen häufige Arten der „Normallandschaft“ wie Schwalben, Pieper, Schnäpper und Stare deutlich ab. Mehr →
Mehr zum Star
Im Sommer ist das Gefieder des Stars mit einem regelrechten Perlmuster überzogen. Im Laufe des Herbstes und Winters verschwinden die weißen Punkte. Den Vogel des Jahres am Gesang zu erkennen, ist schwierig, da er gerne in andere Rollen schlüpft und Geräusche nachahmt. Mehr →
Manche Stare sind monogam, andere wechseln dagegen ihre Partner. Die meisten brüten zweimal im Jahr, vor allem wenn die erste Brut nicht erfolgreich war. Stare sind gesellig und tippeln gerne gemeinsam über Wiesen, wo sie Regenwürmer und Bodeninsekten suchen. Mehr →
Im Frühling gibt es Kleintiere wie Regenwürmer, Spinnen, oder Schnecken. Im Sommer frisst der Star gerne verschiedene Früchte und Beeren, aber auch Samen stehen auf dem Speiseplan. Gern befreien Stare auch Weidetiere von Fliegen oder Zecken. Mehr →
Die Schwarmbildung von Staren ist ein einzigartiges Naturschauspiel, mit dem kaum eine andere Vogelart aufwarten kann. Schon im frühen Sommer bilden sich direkt nach der ersten Brutzeit Trupps aus Jungvögeln und unverpaarten Staren. Je näher der Herbst rückt, desto größer werden die Schwärme. Mehr →
Hilfe für den Star
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, den Star durch praktischen Naturschutz und eine entsprechende Lebensraumgestaltung zu unterstützen. Wir wollen nicht, dass aus diesem „Allerweltsvogel“ eine seltene Art wird. Mehr →