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Jetzt NABU-Mitglied werden!EU-Parlamentarier blockieren Pestizidverbot
Glyphosat & Co. auf Ökologischen Vorrangflächen bleiben erlaubt
30. Mai 2017 - Der NABU kritisiert gemeinsam mit den Umweltverbänden BUND, DNR, und WWF den Beschluss des EU-Agrarausschusses gegen ein Pestizid-Verbot auf Ökologischen Vorrangflächen. EU-Agrarkommissar Phil Hogan hatte einen entsprechenden Vorschlag gemacht, um dem Artenverlust in der Landwirtschaft entgegenzuwirken.
Die EU-Abgeordneten im Agrarausschuss stimmten am heutigen Dienstag mit 30 zu 11 Stimmen gegen den Vorschlag Hogans. Der deutsche Abgeordnete Albert Deß und der Brite John Stuart Agnew, hatten die entsprechende Resolution gegen das Pestizid-Verbot initiiert.
Die beiden Initiatoren und die Mehrheit im Ausschuss zeigen sich damit als rückwärtsgewandte Vertreter einer naturschutzfeindlichen Agrarpolitik, die jegliche Versuche, die Landwirtschaft ökologischer zu machen, bereits im Keim ersticken. Mit seinem Votum setzt der EU-Agrarausschuss ein klares Zeichen gegen mehr Nachhaltigkeit, gegen Umweltschutz und gegen eine insgesamt zukunftsfähige Landwirtschaft. Aktuell erfüllen die Ökologischen Vorrangflächen nicht ihren eigentlichen Zweck zum Schutz der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, da dort immer noch Pestizide eingesetzt werden dürfen. Daher hatten die Verbände den Vorschlag Hogans begrüßt.
Dramatischer Artenschwund auf intensiv genutzten Agrar-Flächen
Ein Pestizid-Verbot auf den speziell für Natur- und Umweltschutz vorgesehenen Flächen ist absolut notwendig und ein wichtiges Signal, um den weiteren alarmierenden Verlust biologischer Vielfalt aufzuhalten. 47 Prozent der Landfläche der EU wird landwirtschaftlich genutzt. Seit vielen Jahren ist ein dramatischer Artenverlust in der intensiven Landwirtschaft zu beobachten. Typische Agrarvögel wie Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz werden immer seltener. Gerade die Bestände von Vögeln sind wichtige Indikatoren für den Zustand der Ökosysteme. Fehlen sie, ist der Lebensraum nicht mehr intakt.
Lediglich fünf Prozent der Ackerflächen von größeren Betrieben müssen unter der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) als Ökologische Vorrangflächen ausgewiesen werden und sollen „im Umweltinteresse“ genutzt werden. Bisher sind diese Ökologischen Vorrangflächen jedoch wenig wirksam für die Biodiversität, da dort der Anbau von Zwischenfrüchten oder Eiweißpflanzen unter dem Einsatz von Pestiziden möglich ist. Zahlreiche Untersuchungen haben diese bestehenden Regelungen als wenig wirksam bestätigt, um die Artenvielfalt zu fördern und den Artenverlust zu stoppen. Bisher fließen jährlich gut zwölf Milliarden Euro an Direktzahlungen unter anderem für diese Ökologischen Vorrangflächen an die Landwirte in der EU.
Endgültige Entscheidung am 12. Juni im EU-Parlament
Die Abgeordneten des EU-Parlaments sind jetzt dazu aufgerufen, die Entscheidung des Agrarausschusses in ihrer Plenarsitzung am 12. Juni zu ignorieren und dem von Agrarkommissar Hogan vorgeschlagenen Pestizidverbot auf Ökologischen Vorrangflächen doch noch zuzustimmen.
Die Verbände weisen zugleich darauf hin, dass das Artensterben in der Agrarlandschaft nicht allein mit einer Aufwertung der Ökologischen Vorrangflächen zu stoppen ist. Für eine echte Trendwende ist eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik ab dem Jahr 2020 dringend notwendig.
LivingLand-Kampagne sammelte 260.000 Stimmen für eine faire und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft
Erst kürzlich haben sich EU-weit knapp 260.000 Bürgerinnen und Bürger und weit über 600 Unternehmen und Organisationen im Rahmen der LivingLand-Kampagne an der öffentlichen Konsultation der EU zur Zukunft der GAP beteiligt und eine faire, ökologisch nachhaltige, gesunde und verantwortungsvolle EU-Agrarpolitik gefordert.
Die GAP ist nicht zeitgemäß und ineffizient – das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des NABU, die auf einer Konferenz in Brüssel heute vorgestellt wurde. Im Vorfeld kam es zur Übergabe von 258.708 Unterschriften und 600 Logos der LivingLand-Aktion an EU-Kommissar Phil Hogan. Mehr →
Über eine Viertelmillion Teilnehmer an einer Umfrage der EU-Kommission zur künftigen Agrarpolitik fordern den Wandel zu einer verantwortungsbewussten, fairen, nachhaltigen und gesunden Landwirtschaft. Mehr →