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Jetzt NABU-Mitglied werden!Das bewegte Leben des Schreiadlers „KN“
Überleben dank grenzübergreifendem Artenschutz
10. September 2014 -
Geboren wurde „KN“ – sein Name resultiert aus dem Kennring an seinem Fuß – 2009 in einem Horst in Lettland als das jüngere von zwei Geschwistern. Bei Schreiadlern, in Deutschland die am stärksten bedrohte Adlerart, kommt das einem Todesurteil gleich, da fast stets nur das ältere Junge aufgezogen wird. Dies ist ein Phänomen bei einigen Adlerarten, aber zum Beispiel auch bei manchen Kranicharten, wie bei dem extrem seltenen Schreikranich in Nordamerika.
KN aber hatte Glück: Lettische Naturschützer holten ihn aus dem Nest und brachten ihn zur NABU-Auswilderungsstation nördlich von Berlin. Seit 2009 werden dort Zweitjunge („Abels“, nach der biblischen Geschichte von Kain und Abel so benannt), die in freier Natur keine Überlebenschance hätten, per Hand aufgezogen und anschließend ausgewildert. Bereits 2004 hatte dieses Notfall-Programm zur Erhaltung der abnehmenden Schreiadlerpopulation begonnen, indem Zweitjunge nach vorübergehender Aufzucht in Gefangenschaft in ihre eigenen Horste zurückgesetzt wurden. Nach einigen Wochen erlischt nämlich die Aggressivität der Jungadler untereinander, die für den Tod der zweiten Jungen verantwortlich ist, sodass sich dann beide vertragen und auch Abel, der Zweite, ausfliegen kann.
Seitdem wurden 80 Zweitjunge in Brandenburg ausgewildert und zwei weitere in Mecklenburg-Vorpommern. 50 davon stammen aus Lettland, 30 von den etwa 20 in Brandenburg heimischen Brutpaaren. Dies bedeutet, dass die Zahl der Jungadler in Brandenburg um zwei Drittel gesteigert werden konnte – eine wichtige Voraussetzung für eine Erholung des Bestandes.
Als KN flügge wurde, sollte er einen Satellitensender erhalten, bevor er seinen Zug nach Ostafrika antrat. Allerdings wirkte er im Vergleich zu seinen scheuen Artgenossen ungewöhnlich zutraulich, und das ist nicht gut für einen Adler, der den Flinten der Wilderer auf dem Zug von Südost-Europa bis Ägypten ausweichen muss. Daher wurde ihm der Sender wieder abgenommen. Niemand glaubte, dass ausgerechnet er diese für Jungadler gefährliche erste Reise überleben würde.
Groß war die Überraschung als derselbe Vogel bereits zwei Jahre später wieder an der Auswilderungsstation auftauchte und dort auch auf der Fütterungsplattform Nahrung aufnahm. Auch in den nächsten Jahren schaute er immer wieder an der Station vorbei. Mit drei Jahren hatte er schließlich ein Weibchen im Schlepptau, einen Wildvogel ohne Ring. Im folgenden Jahr 2013 besetzte er ein Revier nicht weit von der Station, wo es zuvor keine wilden Schreiadler gab. Für eine erfolgreiche Brut war er noch zu jung, aber gemeinsam mit seinem Weibchen adoptierte er einen der an der Station ausgewilderten Jungadler, BD. Er übernahm damit die weitere Fütterung für den NABU. BD wurde später im Herbst in der Schweiz beobachtet und fotografiert.
KN aber hat 2014 zum ersten Mal selber erfolgreich nicht weit von der Station entfernt einen eigenen Jungvogel aufgezogen, der in der vergangenen Woche ausgeflogen ist.
2014 kehrte ein weiterer, einjähriger Jungadler (BB) vorübergehend zur Auswilderungsstation zurück, der zweite Nachweis der Rückkehr eines Jungadlers nach Deutschland im Alter von einem Jahr. Der erste Nachweis gelang 2005 gleich beim ersten Abel des Projekts. Die meisten Einjährigen übersommern weiter südlich in Südost-Europa. Weitere Abels des Projekts wurden, teilweise im Alter von bis zu sechs Jahren, in Brandenburg dank der Kennringe bestätigt. Auch in Polen wurde die Ansiedlung eines aus dem Programm stammenden Weibchens bekannt. Das Auswilderungsprogramm versorgt damit die Brutpopulation des Schreiadlers nicht nur in Brandenburg, sondern auch in Mecklenburg-Vorpommern und Polen mit Nachschub. Ein funktionierendes Notfallprogramm.
Klar ist jedoch, dass für den langfristigen Schutz der Schreiadler zusätzlich ausreichend Brutlebensraum erhalten werden muss. Unsere Adler müssen ein geeignetes Revier finden können. Der NABU engagiert sich auch hier: Von den etwa 100 verbleibenden Brutpaaren in Deutschland brüten derzeit 13 bis 14 in oder neben NABU-Schutzgebieten. Sieben Gebiete mit zusammen 1200 Hektar werden vom NABU speziell für den Schreiadler erhalten.
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