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Jetzt NABU-Mitglied werden!Kiebitze warten auf besseres Zugwetter
Der „Stau“ hält auch nach Ostern weiter an
02. April 2013 - Kiebitze, wohin man blickt. Auf vielen Wiesen, Weiden und Äckern in Ostfriesland können zurzeit stattliche Trupps der Vögel aus der Regenpfeiferverwandtschaft beobachtet werden. Ein Phänomen, das in den großen Vogelschutzgebieten Ostfrieslands normalerweise ein typischer Anblick für Februar und Anfang März wäre, ist nun in besonders starker Ausprägung auch Anfang April im ganzen Nordwesten zu beobachten.
Selbst auf Rasenflächen und auf den Straßenseitenstreifen werden Kiebitze zuhauf gesichtet. „Die Vögel stecken buchstäblich im Stau“, erklärt Michael Steven von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland das ungewöhnliche Phänomen. „Viele Zugvögel kehren gerade aus ihren Winterquartieren zurück und wagen sich wegen der anhaltenden Kälte nicht weiter. Neben den Kiebitzen halten sich weitere Arten in ungewohnt großen Anzahlen hier auf. Goldregenpfeifer, Drosseln, Hausrotschwänze, um nur einige zu nennen, warten auf einen Wetterwechsel." Die Bekassine – Vogel des Jahres – tritt offenbar sogar wieder den Rückzug an. In der Emsmarsch wurden die Schnepfenvögel in den letzten Tagen in ungewöhnlich großer Zahl in Richtung Süden ziehend beobachtet.
Die Kiebitze zeigen momentan oft eine bemerkenswert geringe Fluchtdistanz, was auch auf Futtermangel hindeute. Der nächtliche Frost lässt Regenwürmer und andere Nahrungstiere noch in tieferen Bodenschichten verharren, so dass die Wiesenvögel Probleme haben.
Normalerweise wären die Kiebitzschwärme längst weiter über ihre Brutgebiete verteilt, um auf feuchten Wiesen und auf Äckern ihre Reviere zu besetzen. Dabei täuscht das vorübergehend massenhafte Vorkommen darüber hinweg, dass der Kiebitz auch in Ostfriesland stark gefährdet ist. Viele ehemalige Brutgebiete in den Hammrichen und insbesondere auf der Geest sind laut Michael Steven bereits verwaist.
Dass der Kiebitz mancherorts überhaupt noch vorkommt, liegt am mitunter hohen Lebensalter von über 20 Jahren. Die Kiebitze bleiben ihren Brutgebieten treu, selbst dann, wenn sie wegen der starken Entwässerung, Verlusten bei der frühen Wiesenmahd oder wegen des starken Einflusses von Beutegreifern über Jahre hinweg keinen Nachwuchs mehr groß bekommen. Die Bestände sind in Niedersachsen in den letzten Jahren dramatisch zurück gegangen. „Wenn das so weiter geht, werden viele Niedersachsen Kiebitze bald nur während Zug und Rast zu Gesicht bekommen", befürchtet Steven. Der charakteristische Ruf des Kiebitzes „Kiwiet“ könnte dann im Frühjahr vielerorts nur noch in seltenen Wetterlagen zu hören sein – wenn sie mal wieder im Stau stecken.
Wie ein Blick über die Region hinaus zeigt, halten sich momentan auch andernorts in den schneefreien Teilen Deutschlands größere Vogelschwärme auf, warten vor dem Weiterflug nach Norden und Osten auf günstigere Winde und Temperaturen. Eindrucksvolle Kiebitzansammlungen wurden über die Ostertage unter anderem aus Unterfranken – bis zu 3000 Vögel im Wiesenttal bei Erlangen –, Süd- und Mittelhessen sowie den Leinepoldern in Südniedersachsen gemeldet.
Wer selbst Beobachtungen melden möchte – Tiere und Pflanzen aller Art –, kann dies bequem online im NABU-Naturgucker tun.
Noch vor 50 Jahren war der Kiebitz auf den Feldern und Wiesen in Deutschland häufig zu sehen. Heute ist er aus vielen Agrarlandschaften verschwunden und gilt als „stark gefährdet“. Deshalb hat der NABU ein bundesweites Schutzprojekt durchgeführt. Mehr →