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Jetzt NABU-Mitglied werden!Kraniche, Enten und Bekassinen im Zugstau
Der Winter hält Zehntausende Vögel in Südniedersachsen fest
Nachtrag 2. April: Ein Besuch der Leinepolder lohnt sich weiterhin. Über Ostern wurden am Polder 1 zwischen 1500 und 3500 Kraniche beobachtet, dazu kamen unter anderem bis zu 1500 Krickenten und 900 Bekassinen sowie jeweils mehrere Hundert Kiebitze und Pfeifenten.
25. März 2013 - Außergewöhnliche arktische Luftmassen aus Grönland haben seit Tagen Nord- und Ostdeutschland mit tiefem Frost und geschlossener Schneedecke fest im Griff. Selbst in Sibirien ist es aktuell an vielen Orten bereits wärmer. Lediglich in Süddeutschland macht sich mit etwas milderen Temperaturen der Frühling vorsichtig bemerkbar. Huflattich und Märzenbecher blühen und die ersten Rauchschwalben wurden hier bereits beobachtet.
Der heftige Wintereinbruch der letzten Wochen zwingt immer mehr Zugvögel an dieser Wettergrenze zur Unterbrechung ihres Zuges in die nordischen Brutgebiete. So halten sich aktuell in Südniedersachsen weit verstreut über 15.000 Kraniche auf. Der strenge Frost im Nordosten zwingt sie zum Zwischenstopp, weil die nächsten traditionellen Rastplätze wie etwa beispielsweise die Linumer Teiche im brandenburgischen Havelland tief winterlich sind. Einer der Schlafplätze ist zur Zeit der „Leinepolder 1“ bei Einbeck, wo bis zu Zehntausend dieser majestätischen Vögel von der Westseite störungsfrei bei ihrem abendlich Einflug an den Schlafplatz beobachtet werden können.
Dank des Zugstaus konnten in den letzten Tagen noch weitere spektakuläre Beobachtungen gemacht werden: Bis zu 1 600 Bekassinen – Vogel des Jahres 2013 – rasteten in der letzten Woche hier und im benachbarten „Leinepolder 2“, aktuell am Wochenende waren es dann noch deutlich über 500. Hinzukommen Tausende von Enten, darunter 2500 Stockenten, 1350 Krickenten, rund 500 Spießenten sowie Pfeif-, Schnatter-, Löffel- und Knäkenten. Auch rasten Tausende Bachstelzen, Feldlerchen, Wiesenpieper, Rohrammern und Stare, bis zu 8.500 Kiebitze, 800 Goldregenpfeifer, Große Brachvögel und Kampfläufer sowie die ersten Sandregenpfeifer und Alpenstrandläufer. In der Spitze waren es bis zu 35 000 Vögel. Trotz der kräftigen Nachtfröste taut der Boden in weiten Teilen tagsüber auf, so dass die Vogelscharen hier Nahrung finden.
Beobachtungstipp Leinepolder
Sollte das Wetter wirklich erst nach Ostern wärmer werden, bestehen nun noch einige Tage lang gute Beobachtungschancen zwischen Northeim und Einbeck. Die beiden Hauptgebiete sind Leinepolder 1 und Leinepolder 2. Beide Flächen sind als EU-Vogelschutzgebiete streng geschützt, auch wenn dies leider bislang immer nur unzureichend ausgeschildert ist; sie dürfen in keinem Fall betreten werden.
Das Betretungsverbot gilt auch für alle in den Poldern liegenden Wege. Von außerhalb bieten sich aber beste Beobachtungsmöglichkeiten bei Sülbeck in beide Polder und vom Beobachtungsturm bei Immensen. Wer Kraniche in der Feldflur entdeckt, sollte unbedingt mindestens 300 Meter Mindestabstand, um die Vögel nicht bei der überlebensnotwendigen Nahrungssuche zu stören. Mit Fernglas und Spektiv lassen sich die Kraniche trotzdem sehr gut beobachten. Es gibt also keinen Grund, die notwendigen Verbote zu missachten oder Tiere zu beunruhigen.