8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
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Der deutsch-polnische Landschaftspark des Fürsten Pückler
Auf der Promenade entlang der Hermannsneiße sollten die Gäste seinen Park zu Muskau betreten. So wollte es Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau, der "Erfinder" dieser bezaubernden Gartenlandschaft. Wie damals hört der Besucher auch heute spätestens an der Sumpfzypresse den Wasserfall rauschen. Und an der riesigen Platane sieht er zum ersten Mal entzückt das Märchenschloss zwischen den Bäumen auftauchen.
Der Gartenkünstler, Reisende und Schriftsteller Fürst Pückler nannte das die "Inszenierung des Ankommens". Der Fürst sei der "Parkomanie" verfallen, spöttelten seine Zeitgenossen. Wir Heutigen verdanken dieser Manie einen Landschaftspark, der zu den schönsten und mit 830 Hektar auch zu den größten Europas zählt.
Romantik nach Plan
Es duftet betäubend nach blühendem Jasmin, Amseln zwitschern. Besucher lassen sich zwanglos zur Rast auf dem Rasen nieder. Unter den riesigen alten Bäumen - Ulmen, Kastanien und Tulpenbäume - ist es selbst in der Mittagshitze angenehm kühl. Am jenseitigen polnischen Ufer der Neiße schauen Angler versonnen in die Strömung. Der Mann, der auf dem Kutschbock eingedöst ist, erwacht und chauffiert Besucher durch den polnischen Teil des Geländes. Im Park bieten sich immer wieder überraschende Sichtachsen zum Schloss, zu kleinen Brücken und Viadukten.
Was so verspielt und romantisch wirkt, ist das Produkt einer genialen Intuition und eines scharfen Sachverstandes. Pückler mixte beim Anlegen des Parks in jeder Baumgruppe sechs bis acht Exemplare ganz verschiedener Baumarten, weiß Parkführerin Angelika Grahe-Flöter. So bewirken die Blätter zusammen mit den Sträuchern am Fuße der Bäume im wechselnden Licht ein phantastisches Farbspiel.
Wasser als Spiegel der Landschaft
"Pückler war Laie und hat doch alles richtig gemacht", sagt Grahe-Flöter bewundernd. Um die Landschaft zu beleben, ließ er einen künstlichen Nebenarm der Neiße sowie Seen, Inseln und Wasserfälle anlegen. "Wasser diente Pückler als Spiegel der Landschaft", erklärt die Parkführerin und deutet hinüber zum Neuen Schloss, das sich im Teich spiegelt.
1811 erbt Hermann Fürst von Pückler-Muskau die Standesherrschaft in der Oberlausitz. Wenig später beginnt er, das idyllische Neißetal und die angrenzenden Höhen umzugestalten. 1815 richtet er einen flammenden Appell an die Muskauer, ihm dafür angrenzende Flächen zu verkaufen. Im Gegenzug verspricht der liberal gesinnte Fürst, dass die Tore den Bürgern immer offen stehen sollen. In seiner Frau Lucie, Tochter des preußischen Staatskanzlers Fürst von Hardenberg, hat er eine kongeniale, ihn bestärkende Partnerin. Doch das Projekt übersteigt ihre finanziellen Möglichkeiten. 1845 müssen sie Muskau verkaufen, das Paar zieht auf den Erbbesitz in Branitz bei Cottbus.
Seit 2004 Unesco-Welterbe
Zum Glück bewahrten Pücklers Nachfolger den Park. Cord Panning, seit 1997 Parkdirektor in Muskau, nennt es "ein Wunder, dass dieses filigrane Gebilde die Zeiten überdauert hat". Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Areal durch die deutsch-polnische Grenze entlang der Neiße geteilt. Seitdem liegen auf deutscher Seite der Schloss-, Bade- und Bergpark, in Polen der Unterpark, das Arboretum und die Braunsdorfer Felder.
Dank der seit den 90er-Jahren verstärkten polnisch-deutschen Zusammenarbeit wurde der Muskauer Park/Park Muzakowski 2004 in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco aufgenommen. "Wenn man bedenkt, dass der Park noch vor einigen Jahren als Gesamtkomposition nicht mehr existierte, haben wir einen unglaublichen Sprint hingelegt", sagt Panning zufrieden.
Im zentralen polnischen Teil sind heute zwei Drittel der Grünanlagen wiederhergestellt. Dazu trug wesentlich bei, was Panning als "ein weiteres Wunder" bezeichnet - die erste polnisch-deutsche ABM. Seit 1998 werden in dem Projekt "Arbeiten und Lernen über Grenzen" junge Leute aus beiden Ländern bei der Rekonstruktion des Parks eingesetzt. Auf deutscher Seite, wo die meisten historischen Bauten des Parks stehen, sind unter anderem die Orangerie und Teile des Neuen Schlosses restauriert worden. Noch in diesem Jahr soll der Südturm des Neuen Schlosses wieder für Führungen zugänglich sein. Von der Aussichtsplattform in 35 Meter Höhe können die Besucher dann den gesamten Park überblicken.
Baumriesen und Fledermäuse
Auf dem Gelände stehen viele imposante Baumriesen, darunter bis zu 800 Jahre alte Eichen. "Wir versuchen, alte Bäume so lange wie möglich zu erhalten", betont Parkchef Panning. "Dank der unterschiedlichen Lebensräume auf relativ engem Raum gibt es hier eine große Artenvielfalt.". Da sind die Krautflora um die Baumgruppen, die Glatthaferwiesen und die Halbtrockenrasen an der Neiße. Viele Fledermausarten leben hier und am Fluss nisten Eisvögel.
Der Fürst-Pückler-Park will jetzt unter anderem beim Naturschutz stärker mit dem Biosphärenreservat "Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" kooperieren. Der Park liegt zwar nicht auf dem 30.100 Hektar großen Areal. "Doch eine Zusammenarbeit wäre nur natürlich", sagt Bernd Scherzer, Sprecher des Reservats. "Beides sind Unesco-Areale, und auch ihre Ziele sind ähnlich." Der weithin bekannte Park könnte dem Biosphärenreservat bei der Werbung von Touristen unter die Arme greifen. Denn von Muskau ist es dorthin nur ein Katzensprung. Das Reservat wiederum könnte dem Park mit seinen Fachleuten im Naturschutz helfen.
von Thomas Kunze
Mehr erfahren zum Muskauer Park: Besucherinformation im Schlossvorwerk, Tel. 03 57 71-5 15 25, info.stiftung@muskau.de. Geöffnet täglich 10 bis 18 Uhr, von November bis April nur bis 17 Uhr.
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