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Die Welterbestätte Gartenreich Dessau-Wörlitz
Verschwiegene Wege verlieren sich zwischen den hohen Bäumen im Nichts, Brücken spannen sich über stille Kanäle. Den Spaziergänger entzücken immer neue Blicke auf das Schloss, auf Tempel oder eine Grotte, auf ein Inselchen im See. Aus der Ferne sind Lachen und Stimmen zu vernehmen.
Der Wörlitzer Park wirkt wie ein zum Leben erwachter Traum der Frühromantik. Dabei ist er ein Produkt der Aufklärung; wenig blieb hier dem Zufall überlassen. Fürst Leopold der III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und sein Berater, der Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, entwarfen dieses Gesamtkunstwerk in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nach ihren Plänen schufen Gärtner und Baumeister zwischen 1764 und 1817 das europaweit einzigartige Gartenreich Dessau-Wörlitz an der mittleren Elbe im heutigen Sachsen-Anhalt.
"unendlich schön..."
Schon Zeitgenossen waren hingerissen von dieser Symbiose aus Natur und menschlichem Kunstsinn. "Hier ists iezt unendlich schön", schwärmte Goethe in einem Brief an Charlotte von Stein. Schön ist es in der Tat zu jeder Jahreszeit. Wenn im Frühjahr die Bäume in Schochs Garten blühen, oder im Sommer Gondeln auf dem Wörlitzer See treiben. Wenn das Gotische Haus im Herbstnebel verschwimmt, oder der Park mit den riesigen alten Laubbäumen und den historischen Bauten und Skulpturen unter einer Schneedecke liegt. Die denkmalgeschützten Anlagen erstrecken sich zwischen Lutherstadt Wittenberg und der Bauhausstadt Dessau auf einer Fläche von 142 Quadratkilometern, etwa ein Fünftel des historischen Fürstentums Anhalt-Dessau.
Erst 18 Jahre alt, tritt Prinz Leopold III. Friedrich Franz 1758 die Regentschaft in dem kleinen Fürstentum an. In Begleitung seines Freundes von Erdmannsdorff begibt er sich erst einmal auf längere Bildungsreisen nach England, Italien, Frankreich und Holland. Die Eindrücke in der Fremde inspirieren ihn, sein Land nach ästhetischen und humanistischen Gesichtspunkten umzugestalten. Dabei leistet Franz wahre Pionierarbeit. Mit dem Wörlitzer Park entsteht der erste Landschaftsgarten Kontinentaleuropas. Das ab 1769 von Erdmannsdorf errichtete Schloss Wörlitz gilt als erster klassizistischer Bau Deutschlands.
Landschaft als Lehrbuch
Der Fürst, der unter dem Einfluss der Philosophie Jean Jacques Rousseaus steht, will die Landschaft in ein großes Lehrbuch verwandeln. So werden unter anderem im Landschaftsgarten moderne Methoden der Landwirtschaft demonstriert. Anpflanzen lässt Fürst Franz ausschließlich heimische Gehölze, beispielsweise Pappeln als Ersatz für Zypressen. Bereits bestehende Anlagen wie Schloss Mosigkau und Oranienbaum bezieht Franz in sein Großprojekt ein. In den folgenden Jahren entstehen das Luisium und das Georgium, jene prächtigen Schlossgärten in Dessau, der Park am Sieglitzer Berg und das Schloss im Kühnauer Park. All diese Bauten und Parks werden durch ein Netz von Alleen, Deichen und Sichtachsen miteinander verbunden.
Heute besuchen jährlich rund eine Million Menschen das von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz verwaltete Ensemble. Neben dem Kunstgenuss beim Besuch der Schlösser bieten sich dort vielfältige Möglichkeiten für Sport und Erholung - Wanderungen, Rad- und Reittouren in den Wiesen und Wäldern sowie auf den Deichanlagen, Gondel- und Fährfahrten auf Seen und Flüssen.
Teil der Flusslandschaft Elbe
Das Gartenreich wurde 1988 zu großen Teilen in das Biosphärenreservat Flusslandschaft Mittlere Elbe integriert. Im Jahr 2000 nahm die Unesco das Areal zudem in das Weltkulturerbe auf. Das Welterbekomitee begründete die Entscheidung damals: "Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet."
Das Biosphären- und das Welterbeprogramm ergänzen sich dabei. "Die Kooperation zwischen uns und der Kulturstiftung ist Jahr für Jahr immer enger geworden", sagt Andrea Winger von der Biosphärenreservatsverwaltung. Bei praktisch allen Eingriffen in die Gartenlandschaft, sei es die Freihaltung der Sichtachsen oder Aufforstungen, werde gemeinsam beraten. Das habe sich beispielsweise bei der Erarbeitung des Denkmalrahmenplanes für das Gartenreich bewährt.
Nachtigallen und Ameisenbläuling
"Die Kulturstiftung kümmert sich um die eigentlichen Parkanlagen", erklärt Annett Schumacher vom Artenbiotopschutz des Reservates. "Wir sind für Schutz und Pflege in den äußeren Bereichen zuständig." Aber auch in den Parks arbeiten die Fachleute der Stiftung und des Reservats beim Naturschutz zusammen, etwa wenn es um den Schutz seltener Orchideen geht. Der Wörlitzer Park ist Heimstatt für Nachtigallen. Und im Luisium lebt der Ameisenbläuling, ein seltener Schmetterling, der an das Vorkommen des Großen Wiesenknopfs und einer bestimmten Wiesenameise gebunden ist. "Die Kulturlandschaft ist durch den Wechsel offener und dicht bewachsener Bereiche geprägt. Typisch sind Wiesen mit Solitäreichen. In diesen lebt beispielsweise der Große Eichenbock", weiß die Expertin. Und in Siedlungen und den Feuchtwiesen der Flussaue brütet der Weißstorch. Der NABU beteiligt sich am Erhalt des Gebietes unter anderem mit seinem Beweidungsprojekt im Wulfener Bruch mit Heckrindern und Przewalskipferden.
Mit der Anerkennung der Flusslandschaft Elbe 1997 entstand ein erweitertes, bundesländerübergreifendes Biosphärenreservat. Rund 300 Flusskilometer, die gesamte Elbaue auf anhaltinischem Gebiet, aber auch Teile der Mulde, der Saale, Havel und der Schwarzen Elster mit einer Fläche von nahezu 1300 Quadratkilometern gehören dazu.
von Thomas Kunze
Genaue Angaben zu Öffnungszeiten der Schlösser und Preisen, zu Führungen und speziellen touristischen Angeboten gibt es bei der Kulturstiftung DessauWörlitz, Schloss Großkühnau, 06846 Dessau, Tel. 03 40-6 46 15-0, ksdw@ksdw.de, www.gartenreich.com.
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