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Ein Blick auf die Vielfalt der Schutzgebiets-Kategorien
Wie viel wohl ließe sich bei Günther Jauch gewinnen, wenn man weiß, was ein Ramsar-Gebiet ist? Schließlich hat unlängst ein Kandidat auf dem erfolgreichen Weg zur Million 125.000 Euro alleine dafür abgeräumt, dass er mit Hilfe des Publikums-Jokers einen „kolibri-ähnlichen Schmetterling“ als Taubenschwänzchen identifizieren konnte. Falls die Frage also einmal drankommt: Ramsar-Gebiete sind international bedeutsame Feuchtgebiete, benannt nach einem völkerrechtlichen Vertrag, der 1971 in der iranischen Stadt Ramsar geschlossen wurde.
Bei uns gibt es gut 30 Ramsar-Gebiete, darunter die Wattenmeere, die Müritz, Havelniederung und Gülper See, Ammersee und Chiemsee. Allzu häufig werden Naturfreunde über diese Bezeichnung also nicht stolpern. Anders sieht es aus mit den Naturschutzgebieten (NSG), von denen inzwischen tausende existieren. Zwar sind viele NSG arg klein geraten und obendrein schlecht untereinander vernetzt. Doch zusammengerechnet nehmen sie immerhin eine Million Hektar ein, knapp drei Prozent der Bundesfläche. Sie bilden damit das Rückgrat des Flächen-Naturschutzes in Deutschland.
Zielvorgabe Wildnis
In der Fläche oft kaum messbar sind die Naturdenkmale (ND). Alte Bäume können Naturdenkmale sein, Hohlwege, Quellen oder Felsformationen, ausnahmsweise auch Gebiete bis zu einer Obergrenze von fünf Hektar. Bei diesem statischen Objektschutz handelt es sich weitgehend um ein Auslaufmodell aus den Anfängen des Naturschutzes.
Am anderen Ende der Größenskala, dafür aber von Rügen bis zum Königsee nur 16 mal vorhanden, liegen die Nationalparke. Aus den weltweit geltenden Regeln abgeleitet, sollen Nationalparke in einem vom Menschen möglichst unberührten Zustand sein – nicht einfach in einem dicht besiedelten Land. Ziel wird es daher fast immer sein, nach der Unterschutzstellung diesen naturnahen Zustand erst wieder herzustellen. Nicht immer haben es die damit betrauten Behörden besonders eilig. Die Nationalparks bedecken mit 215.000 Hektar lediglich 0,6 Prozent der deutschen Landfläche, dazu kommen mehr als 800.000 Hektar Watt und Meer.
Fokus Kulturlandschaft
Weniger der Wildnis als dem Erhalt einer artenreichen Kulturlandschaft sehen sich die so genannten Biosphärenreservate verpflichtet. Biosphärenreservate sind bei uns erst seit wenigen Jahren gesetzlich verankert. Den Anstoß gab das von der DDR-Übergangsregierung 1990 beschlossene Nationalparkprogramm – entscheidend geprägt vom langjährigen NABU-Vizepräsident Michael Succow –, das erstmals auch solche Reservate enthielt, darunter Schorfheide-Chorin, Vessertal, Mittlere Elbe und Spreewald.
Immer wenn Politiker verkünden, dass mehr als die Hälfte der Bundesrepublik unter Naturschutz stünden, dann zählen sie dabei die Landschaftsschutzgebiete und die Naturparke mit. Tatsächlich glänzen die heute mehr als 100 Naturparke mit riesigen Arealen – insgesamt 28 Prozent der Landfläche. Naturschutz ist eine von vier gleichrangigen Aufgaben der Naturparke, die anderen sind Umweltbildung, Erholung, nachhaltige Regionalentwicklung. Die bereits erwähnten Landschaftsschutzgebiete (LSG) dienen vor allem dem Schutz vor Zersiedlung. Die Schutzinhalte variieren regional, je nach Bundesland nehmen die LSG 10 bis 40 Prozent der Fläche ein.
Vieles in einem
Was die Vielfalt der Schutzgebiete im Einzelfall schwer durchschaubar macht: Ein Reservat, das auf sich hält, gibt sich mit einem einzigen Titel nicht zufrieden. Einige Nationalparke sind gleichzeitig auch Biosphärenreservat, Teile davon wiederum zusätzlich als NSG ausgewiesen, Landschaftsschutzgebiet sowieso und gerne noch von einem ähnlich lautenden Naturpark umgeben.
Und schließlich – sehr erfreulich, aber doch verwirrend – ist da noch Brüssel. Die Naturschutz-Gesetzgebung der EU beschert uns weitere Schutzgebiete, zunächst für den Vogelschutz und nun auch für weitere Arten und Lebensräume. „Natura 2000“ heißt das so entstehende europaweite Schutzgebietssystem, die Reservate folglich Natura-2000-Gebiete oder auch FFH-Gebiete, benannt nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH.
Der schmale Landstrich zu beiden Seiten des Flüsschens Blies hat sich nicht nur als Orchideen-Paradies einen Namen gemacht. 2009 hat die Unesco den Bliesgau in ihr Netz der Biosphärenreservate aufgenommen und damit als Modellregion von Weltrang geadelt. Mehr →
Über hundert Jahre lang war das Gebiet ein Truppenübungsplatz. Doch seit 2008 ist die Schwäbische Alb ein Biosphärengebiet und bietet so einen Rückzugsort für viele Arten wie Enziane, Heidenelken, Feuerfalter und Steinschmätzer. Mehr →
Am 12. September 1990 wurde das Nationalparkprogramm verabschiedet. Erreicht haben das die Naturschützer um Michael Succow in den Wendemonaten. Bereits nach weniger als einem Jahr wurden 5.000 Quadratkilometer unter Schutz gestellt. Mehr →
Platz für Biber, Eidechsen, Fledermäuse und Co.: Seit 2004 stehen im Nationalpark Eifel 11.000 Hektar faszinierende Natur unter besonderem Schutz. Auch eine stabile Wildkatzenpopulation hat sich dort gebildet. Mehr →