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Mehr Informationen zur Patenschaft!Schifffahrt im Wattenmeer: alles andere als nachhaltig
Es braucht einen neuen Kurs für Klima- und Umweltschutz
Die südliche Nordsee ist eines der Gebiete mit dem stärksten Schifffahrtsverkehr weltweit. Dort fahren die größten Tanker, Containerfrachter und andere Schiffe unweit am sensiblen UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer vorbei. Dabei entstehen Unterwasserlärm und Emissionen in gewaltigem Umfang. Unfälle in der Vergangenheit – wie zum Beispiel die Havarie des Containerschiffs MSC Zoe 2019 – haben gezeigt, wie prekär und gefährdet das Wattenmeer ist. 350 Container gingen damals über Bord, die Ladung wurde nach und nach an die Küsten der ostfriesischen Inseln geschwemmt.
Um solchen Unfällen vorzubeugen und Umweltschäden zu minimieren, trägt das Wattenmeer seit 2002 den Status eines besonders empfindlichen Meeresgebiets (Particularly Sensitive Sea Area; PSSA). Dieser Status ist allerdings nicht besonders wirksam, denn es fehlen geeignete Maßnahmen.
Auch zwischen den Inseln und dem Festland inmitten des Wattenmeers ist überraschend viel Verkehr: Fähren, Sportschifffahrt, Transportschiffe, Fischerei aber auch Schnellboote zu den Offshore-Windparks sind auf dem Wattenmeer unterwegs. Nur wenige Bereiche sind noch relativ ungestört.
Die Schadstoffbelastung durch unzureichendes Abfallmanagement, umweltschädliche Beschichtungen der Schiffe und weitere Einträge ist hoch. Der intensive Schiffsverkehr, oftmals jenseits der geltenden Geschwindigkeiten und Routen, stört die Ökosysteme über und unter Wasser. Zusätzlich werden Flussmündungen, Hafenzufahrten und viele Schifffahrtsstraßen dauerhaft „instand gehalten“, also ausgebaggert. So werden wertvolle Lebensräume gestört. Die Ziele des Nationalparks und die heutige Situation passen für den NABU im Weltnaturerbe Wattenmeer nicht zusammen.
Fähren fahren weiterhin mit alten Dieselmotoren
Besonders besorgniserregend ist die Situation der Fähren aus Klima- und Naturschutzperspektive: Fast alle Fähren im Wattenmeer haben veraltete Dieselmotoren. Nur in Dänemark zeigt die „MS Grotte“ als vollelektrische Fähre, wo die Zukunft liegt. Seit einigen Jahren verbreiten sich zusätzlich extrem schnelle und klimaschädliche Wassertaxis im Wattenmeer, insbesondere in Niedersachsen. Pro Passagier ist der CO₂-Ausstoß eines solchen Wassertaxis zwölf Mal höher als bei einer Diesel-Fähre. Aktuell werden etwa zehn Prozent der mehr als 80 Fährverbindungen im Wattenmeer mit Wassertaxis betrieben – Tendenz steigend.
Es ist unverständlich, warum im Technologiestandort Deutschland Fördergelder für nachhaltige Schifffahrt nicht genutzt und stattdessen klimaschädliche Wassertaxis in Asien gekauft werden. Dabei wurde in Niedersachsen bereits ein vollelektrisches Wassertaxi entwickelt – es kommt allerdings nicht zum Einsatz.
Mehr Klima- und Naturschutz in der Wattenmeer-Schifffahrt nötig
Von den Fjorden Norwegens über die Ostsee bis zu den Polizeischiffen in den Niederlanden: Überall etablieren sich elektrische Fähren. Dass dies im Wattenmeer nicht passiert, steht im Widerspruch zu den Zielen einer klimaneutralen Schifffahrt und einer nachhaltigen Tourismus-Wirtschaft im Weltnaturerbe.
Der NABU fordert deswegen eine grundlegende Transformation zu mehr Klima- und Naturschutz in der Wattenmeer-Schifffahrt. Es braucht einen verstärkten Dialog, um dieses Ziel zu erreichen. Wir sind nicht allein – auch viele Häfen, Reeder, Umweltverbände und weitere Akteur*innen in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden möchten nachhaltige Schifffahrt im Wattenmeer voranbringen. Bei der 14. Trilateralen Wattenmeerkonferenz wurden entsprechende Handlungsempfehlungen vorgelegt und eine Absichtserklärung zu nachhaltiger Schifffahrt verabschiedet. Es wird Zeit, dass diese auch für das Wattenmeer in Deutschland umgesetzt werden.
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Der brennende Autofrachter vor der niederländischen Küste wurde abgeschleppt. Eine Umweltkatastrophe für das Wattenmeer – das Schiff hat auch 1,6 Millionen Liter giftiges Schweröl geladen – konnte verhindert werden. Der NABU fordert Konsequenzen. Mehr →
Schifffahrt, Energie- und Klimakrise stellen das sensible Wattenmeer vor große Herausforderungen. Auf der Wattenmeer-Konferenz wollen sich Deutschland, Dänemark und die Niederlande über mögliche Lösungen austauschen – einige Umweltverbände haben dafür konkrete Ideen. Mehr →