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Mehr Informationen zur Patenschaft!Der Weg zur beifangarmen und nachhaltigen Fischerei
Forschungsprojekt STELLA2 verbindet Fischerei und Naturschutz
Stellnetze gehören zu den sogenannten passiven Fanggeräten. Das bedeutet, dass ihr Einsatz im Vergleich zu aktiven, grundberührenden Fanggeräten wie zum Beispiel Grundschleppnetzen geringere Auswirkungen auf die Meeresumwelt, insbesondere die Lebensgemeinschaften am Meeresboden hat. Auch gelten sie als selektiv für ihre Zielart, in der Ostsee sind das vor allem Dorsch, Hering und Plattfische.
Doch auch der Einsatz von Stellnetzen ist nicht unkritisch, da sie abhängig vom Einsatzgebiet den ungewollten Beifang von Meeressäugern, darunter Schweinswale, und Seevögeln mit sich bringen.
Eine Möglichkeit, Beifänge von Walen und Delfinen zu vermeiden, ist der Einsatz sogenannter Pinger. Die akustischen Signale warnen und verscheuchen die Tiere, was dann zum Problem werden kann, wenn diese Technik in Meeresschutzgebieten angewendet wird, wichtige Nahrungshabitate der Tiere „sperrt“ oder es zu Gewöhnungseffekten kommt. Etwas anders ist der Einsatz sogenannter „PALs“ (PorpoiseALert). Hier werden Schweinswal-eigene Laute zur Warnung genutzt, um die Aufmerksamkeit der Tiere zu erhöhen. Ihre Anwendung und Wirksamkeit befinden sich aktuell in der Entwicklung.
Schweinswale können „Perlennetz“ als Hindernis wahrnehmen
Im Rahmen des Forschungsprojektes STELLA2 soll untersucht werden, wie der Beifang reduziert werden kann. Das Projekt läuft insgesamt über drei Jahre, von Oktober 2021 bis Dezember 2024, und baut auf seinem Vorgängerprojekt STELLA (STELlnetzfischerei-Lösungs-Ansätze) auf. Dabei wurde unter anderem das sogenannte „Perlennetz“ entwickelt. Durch im Netz angebrachte, durchsichtige Acrylglaskugeln (‚Perlen‘) wird das Stellnetz „akustisch sichtbarer“ und die sich durch Echoortung orientierenden Wale können es als Hindernis wahrnehmen.
Insbesondere für den vom Aussterben bedrohten Schweinswal der Zentralen Ostsee kann der Einsatz dieser modifizierten Stellnetze einen Unterschied machen. Darüber hinaus wurden auch Fischfallen und Reusen mit Unterstützung der Fischerei entwickelt und getestet.
Ziel: Zukunftsperspektive für Natur und Fischerei
Im Folgeprojekt STELLA2 soll die Zusammenarbeit zwischen der Fischerei, der Wissenschaft und dem Naturschutz vertieft werden, um die bisher entwickelten Methoden weiter zu optimieren, den Weg für eine umweltschonende, beifangarme Küstenfischerei zu ebnen und damit dem gemeinsamen Ziel der nachhaltigen Fischerei ein Stück näher zu kommen.
Um neben dem Beifang von Meeressäugern auch den Beifang von Seevögeln zu minimieren, werden alternative Fanggeräte wie Fischfallen und Reusen (weiter-) entwickelt und auf ihren möglichen Einsatz in der kommerziellen, handwerklichen Fischerei getestet. Besonders wichtig ist hierbei die frühzeitige Zusammenarbeit mit der Fischerei. So sollen auch die Fängigkeit, also wie viel Fisch gefangen wird, und die Handhabbarkeit getestet werden. Das Ziel ist gemeinsam praktikable Lösungen zu erarbeiten, die für Natur und Fischerei eine Zukunftsperspektive bieten.
Um eine tatsächliche Umstellung auf alternative, umweltschonende Fangmethoden bewirken zu können, werden auch die Verbraucher*innen einbezogen. Ziele sind unter anderem, dass Konsument*innen künftig eher zu nachhaltig gefangenem Fisch greifen und auch bereit sind, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Vermarktungsstrategien wie Direktvermarktung, exklusive Zusammenarbeit mit ausgewählten Gastronomien und Einzelhändler*innen und kreatives Marketing sollen unterstützt und ausgebaut werden.
Über das Projekt STELLA2
Das Projekt gliedert sich in vier Arbeitspakete, die zeitlich und thematisch eng miteinander verknüpft sind.
Arbeitspaket 1: Stellnetzmodifikation (Perlennetz)
Dieses Arbeitspaket beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung und der Praxiserprobung der in STELLA entworfenen Stellnetzmodifikation zur Reduktion von Schweinswalbeifang (‚Perlennetz‘).
Ziele sind das Verhalten der Schweinswale in Bezug auf das modifizierte Stellnetz zu untersuchen, und die tatsächliche Wirksamkeit der modifizierten Netze zur Reduktion von Schweinswalbeifängen zu erfassen. Weiterhin wird die Fängigkeit des Perlennetzes in Bezug auf unterschiedliche Zielarten erforscht.
Parallel dazu sollen die Möglichkeiten einer industriellen Fertigung durch Kooperation mit Netzherstellern untersucht werden. Des Weiteren sollen Wege zur Finanzierung dieser Entwicklungsarbeit gefunden werden.
Arbeitspaket 2: Alternatives Fanggerät 1 (Fischfallen)
Dieses Arbeitspaket beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung und Erprobung von Fischfallen als alternative Fanggeräte zur Vermeidung der Beifänge von Meeressäugetieren (Schweinswalen und Robben) und tauchenden Seevögeln.
Ziel ist die Entwicklung und Erprobung einer verbesserten Fischfalle. Da die bisher relativ schlechte Fangeffizienz der Fischfallen in der Ostsee eine Einführung dieser in der deutschen Fischerei verhindert hat, steht bei der Entwicklung und Erprobung, neben der Vermeidung von Meeressäugetier- und Seevogelbeifang, die Fängigkeit für die Zielarten und die Handhabung im Vordergrund.
Arbeitspaket 3: Alternatives Fanggerät 2 (Ponton-Hebereuse)
Das Konzept der Ponton-Hebereuse wurde bereits in 2008 in Schweden entwickelt und zur Nutzung in Küstengewässern angepasst. Weitere technische Anpassungen werden folgen, um den Einsatz an den offenen Küsten der Ostsee zu ermöglichen und das Spektrum der Zielfischarten zu erweitern.
Ziel ist die Weiterentwicklung und Erprobung der Ponton-Hebereuse, so dass der Fischerei am Ende des Projektes eine möglichst fang- und kosteneffiziente Reuse als Alternative zum Stellnetz zur Verfügung gestellt werden kann.
Arbeitspaket 4: Kommunikation
Eine enge und transparente Kommunikation zwischen allen Beteiligten (Fischerei, Wissenschaft und Naturschutz) ist die Basis, um das gemeinsame Ziel der naturverträglichen Fischerei zu erreichen. In mehreren Workshops soll zu Diskussionen und konstruktiver Zusammenarbeit angeregt sowie der Informationsaustausch aktueller und internationaler Erkenntnisse gesichert werden.
Parallel wird die Öffentlichkeit und damit die Verbraucher*innen mit einbezogen und über Websites, Social Media und andere Kanäle über den Stand des Projektes informiert. Weiterhin sollen Vermarktungsstrategien für nachhaltig gefangenen Fisch aus der regionalen handwerklichen Fischerei entwickelt und ausgebaut werden. Damit die gemeinsame Arbeit auch Früchte tragen kann, ist zum Abschluss des Projektes ein Dialogforum geplant. Hier soll es allen Beteiligten möglich gemacht werden, eine gemeinsame Perspektive der Fischerei und Natur sowie eine mögliche Umsetzung zu erarbeiten.
Seit fast zehn Jahren unterstützen der NABU und auch sein Dachverband BirdLife International Forschungsaktivitäten zur Beifangvermeidung und zum Wanderverhalten von Seevögeln und tragen damit zum Schutz von vielen bedrohten Seevogelarten bei. Das litauische Seabird Taskforce Team arbeitet an multinationalen Ansätzen für den Schutz der Seevögel in der Ostsee. Und auch in Portugal, Polen und Spanien gibt es Task Forces, die sich tagtäglich für Lösungsansätze zur Minimierung von Beifängen in der Fischerei einsetzen.
Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).
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