Posieren vor der NABU-Wand: NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Prof. Angelika Plöger, NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Foto: NABU/Susan Paufler
Leben beginnt im Garten
Der NABU lud zu seinem 26. Salon
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Bestens gelauntes Gespann: NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller, "Tatort"-Schauspieler Andreas Hoppe, Theaterregisseurin Katja Papendieck, "Autopapst" Andreas Keßler und NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Foto: NABU/Susan Paufler
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Ein immer gern gesehener Gast beim Salon: Ruth Moschner mit Leif Miller und Olaf Tschimpke. Foto: NABU/Susan Paufler
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Dr. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium, mit NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. Foto: NABU/Susan Paufler
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Hatte (gefühlt) die längste Anreise: S.E. Erines Otorvaev, Botschafter Kirgistans, mit dem NABU-Trio Thomas Tennhardt, Olaf Tschimpke und Leif Miller. Foto: NABU/Susan Paufler
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Leif Miller und Olaf Tschimpke mit Steffi Lemke, Sprecherin für Naturschutz der Grünen im Bundestag. Foto: NABU/Susan Paufler
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Leif Miller, René Bowitz, Timothy Glaz und Olaf Tschimpke. Foto: NABU/Susan Paufler
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NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt (Mitte) mit Jochen Flasbarth (re.), Staatssekretär im Umweltbundesministerium, und dessen Büroleiter Peter Stutz (li.) - Foto: NABU/Susan Paufler
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NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller gab in seiner Eröffnungsrede das Gesprächsthema des Abends vor: - „Gönn dir Garten“. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Hörten Leif Miller durchaus amüsiert zu: Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Olaf Tschimpke und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Foto: NABU/
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NABU-Präsident Olaf Tschimpke mahnte eine internationale, faire Agrarpolitik ein. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Bundesentwicklungsminister Gerd Müller freute sich über die Kompetenzpartnerschaft mit dem NABU. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Partnerschaft im Textilbündnis besiegelt und mit einer Vogel-Lehrtafel und einem Blutweiderich reich beschenkt: Gerd Müller strahlt neben Olaf Tschimpke und Leif Miller. Foto: NABU/Guido Rottmann
28. Juni 2018 – „Das Leben beginnt mit dem Tag, an dem man einen Garten anlegt“: Mit einem alten chinesischen Sprichwort eröffnete NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller den lauen Sommerabend, angelehnt an die aktuelle „Gönn dir Garten“-Kampagne. Die war zugleich Motto des Salons, sollte doch jede und jeder motiviert werden, den eigenen Garten oder Balkon naturnah zu gestalten und so Insekten, Vögeln und anderen Nützlingen eine Heimat zu bieten. Grundsätzlich sollte es uns öfter in die Natur ziehen – so gefährlich das nach Millers eigenen Erfahrung auch sein kann: Bei einem Reitausflug fiel er vom Pferd, und musste den Abend daher mit Armschiene bestreiten.
Dabei hat nicht zuletzt die Insektenwelt jede helfende Hand bitter nötig: Um bis zu 75 Prozent ist die Biomasse von Fluginsekten in einigen Gebieten zurückgegangen, ergab eine Studie aus NRW. „Wir verlieren nicht nur an Vielfalt, sondern auch an Menge der Insekten“, beklagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze die „dramatische“ Entwicklung in ihrem Grußwort, und nahm die EU und deren Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in die Pflicht. „Was auf dem Tisch liegt, ist ein Rückschritt“, so die SPD-Politikerin. „Es muss sich für Landwirte lohnen, Naturschutz voranzubringen.“
Naturschützer und Landwirte im selben Boot
Landwirte und Naturschützer, zeigte sich NABU-Präsident Olaf Tschimpke überzeugt, sitzen nämlich im selben Boot. Die Frage, ob eine Agrarwende gelingt, sei „die entscheidende in diesem Jahr“: „Wir brauchen Landschaften, die nachhaltig sind und langfristig bewirtschaftet werden. Wir brauchen Humus, Biodiversität, anständige Böden und anständiges Trinkwasser.“
Sein Plädoyer für eine „europäische, internationale, faire und nachhaltige Agrarpolitik“ teilte auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller: Der Schutz der Artenvielfalt sei ein globales Thema; Deutschland müsse Exzellenzregion sein und Kompetenzen in die Welt hinaustragen. „Wir müssen vermeiden, dass anderswo die gleichen Fehler gemacht werden, wie wir sie in Deutschland gemacht haben.“ Das gelinge nur gemeinsam – wie auch im Einsatz für soziale und ökologische Mindeststandards bei der Textilproduktion. Die Zusammenarbeit im von Müller initiierten Textilbündnis wurde sogleich an diesem Abend besiegelt.
Lasst uns miteinander reden…
Der Salon ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein traditionsreicher Ort für Visionäre, Kreative und Ideengeber. Die persönliche Begegnung von Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft in einer Art privaten Öffentlichkeit und der ehrliche Austausch an Wissen, Erfahrung und Meinungen – das macht damals wie heute die besondere Salon-Atmosphäre aus. Mitten in Berlin pflegt der NABU diese alte Tradition und lädt seit 1999 zahlreiche prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Kultur und Medien jedes Jahr zum NABUsalon. In den vergangenen Jahren haben wir schon Wellen geschlagen für Rio + 20, uns mit Wald und Wolf getroffen, für eine naturverträgliche Energiewende vorgeglüht und für den Schutz des Schneeleoparden gebrüllt.
Weil der Erhalt der biologischen Vielfalt vor der eigenen Haustür beginnt, beschenkte Moderatorin Britta Steffenhagen die hochrangigen Gäste nicht nur mit der obligatorischen Vogel-Lehrtafel, sondern auch mit einem Blutweiderich. Der lockt wegen seines Nektars u.a. verschiedene tagaktive Schmetterlinge an – ein Detail, das Svenja Schulze womöglich bereits kennt. Die Ministerin gab sich als begeisterte Nutzerin der NABU-App „Insektenwelt“ zu erkennen, und rief sogleich zum erneuten Zählen der Sechsbeiner beim NABU-„Insektensommer“ vom 3. bis zum 12. August auf.
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Die Erwartungen an NABU-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, beim Gartenlabyrinth gut abzuschneiden, waren natürlich hoch. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Politiker und Politikerinnen im NABUsalon unter sich: Helge Wendenburg, Jürgen Trittin und Steffi Lemke. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Vom Griller direkt auf den Teller: Das Cafe & Bistro Lina verwöhnte seine Gäste. Foto: NABU/Susan Paufler
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Wer sich beim Buffet bediente, erhielt über Kärtchen Tipps für den naturnahen Garten. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Nutzte alles zwischen Nase und Kehlkopf, um Gartengeräusche zu imitieren: Beatboxer Mando (rechts) mit Moderatorin Britta Steffenhagen. Foto: NABU/Susan Paufler
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Bundesumweltministerin Svenja Schulze ging mit einem Blutweiderich für den hauseigenen Balkon nachhause. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Zuvor darf der Eintrag ins Gästebuch nicht fehlen. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Markierte Auftakt und Schlusspunkt des Abends: Die Balkan Jazz- und Swing-Band Nova fliegt zum Mond. Foto: NABU/Susan Paufler
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Losten gemeinsam die Gewinnerin des "Naturgärtner"-Spiels aus: Britta Steffenhagen und Ruth Moschner. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Die eigens für den Salon gestalteten Cocktails waren - natürlich - Insekten nachempfunden. Foto: NABU/Guido Rottmann
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Wir freuen uns schon auf das nächste Mal! Foto: NABU/Guido Rottmann
Im lauschigen Innenhof der Bundesgeschäftsstelle lockte der eigens für den Salon improvisierte Garten dann eher Fußballfans als Insekten an, wurde vor blühender Kulisse doch die WM übertragen. Das Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft kam erst am Folgetag, dementsprechend blieb es beim Salon bei der guten Stimmung.
Pizzakatze und „happy hummel“
Dafür sorgte auch das ganz auf Garten abgestimmte Rahmenprogramm. Gleich neun geschickte Teilnehmer und Teilnehmerinnen erreichten beim „Gartenlabyrinth“ aus Holz die Höchstpunktezahl 200, und durften sich dementsprechend „Naturschutzmacher“ nennen. Konkurrenzlos war der Überraschungs-Act des Abends: Wie Beatboxer Mando täuschend echt Hummeln, Grillen und weitere Gartengeräusche imitierte, blieb unerreicht. Einen Versuch kollektiver Stimmakrobatik gab es unter der Anleitung des zweifachen deutschen Beatbox-Meisters trotzdem, und tatsächlich: Beim gemeinsamen lauten Flüstern von Pizzakatze entstand ein echter Groove – „Pi-zza-kat-ze-pi-zza-kat-ze-pi-zza-kat-ze“. Verloren ging der Rhythmus danach nicht, gab’s doch Balkan Jazz und Swing von der fünköpfigen Band Nova fliegt zum Mond zu hören.
Wer vor der Bühne tanzte, war strategisch gut – weil nahe zur Bar – positioniert. Auf sämtlichen Kontinenten mit Ausnahme Europas mögen Insekten als Delikatessen verspeist werden – beim NABUsalon wurden sie getrunken, wenn auch nicht buchstäblich: Die eigens für die Veranstaltung kreierten Cocktails trugen die klingenden Namen „Happy Hummel“ (Gin, Zuckersirup, Soda), „Long Libelle“ (Wodka, Cranberry-Saft und Himbeeren) und „Mint Marienkäfer“ (Aperol, Prosecco, Erdbeeren). Die Hemmschwelle war – anders als beim Insektenessen – nicht hoch.
Angelika Prawda
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Insekten beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen und dabei die Natur vor der eigenen Haustür besser kennenlernen – all das vereint der „Insektensommer“. Ob Falter, Biene, Käfer oder Libelle: Ab dem 2. August geht es in die nächste Zählrunde. Mehr →